Butler, Ballon und Bombengürtel

Zur Bildergalerie

Nordholz/ Wanhöden – Ein 300 Sehlendorf, 50.000 Zuschauer, 120 Bands auf 5 Bühnen und zum 6. Mal ausverkauft. Das war Deichbrand 2016. Am Freitag waren mittlerweile fast alle Besucher eingetroffen und gegen 13:00 Uhr wurde das Infield geöffnet. Allen Wetterprognosen zum Trotze war das Wetter warm und trocken. Während es im Palastzelt mit der Vorrunde des Poetry Slam losging, wurde die Electric Island-Bühne mit Vargo, dem deutsche Elektronik-Musiker und Produzent Ansgar Üffink, angeheizt.

Die großen Fire- und Water-Stage-Bühnen, die im 90 Grad Winkel zueinander stehen, wurden wie üblich abwechselnd bespielt. Nach dem Indie-Rock von Nighty Day Times aus Buxtehude gab es Indie-Sound aus dem Emsland mit Razz. Die Band schaffte es mit ihrem Debüt im vergangenen Jahr von der Schulbank auf die großen Festivalbühnen des Landes. Zum Abfeiern kam der deutsche Hip-Hop-Act 257ers. Sie stehen nach 2-jähriger Pause wieder auf der Bühne. Callejon aus NRW und der im Moment überall anzutreffenden Daniel Wirtz mit seinem giftgrünen Equipment folgten. Wir hatten über ihn dieses Jahr schon vom Plaza Festival in Hannover oder als Vorband von Udo Lindenberg berichtet.

Nach der schwedischen Indie- und Alternative-Rock-Band Johnossi war das Duo SDP mit ihren Livemusikern auf der Water-Stage an der Reihe und Madsen aus dem Wendland waren auch wieder mal beim Deichbrand Festival dabei.

Der im nur 25 Kilometer entfernten Langen geborene Alligatoah (bürgerlich: Lukas Strobel) musste vor 2 Jahren noch im überfüllten Palastzelt spielen, durfte er dieses Mal auf der Water Stage auftreten. Damals hatte es heftige Kritik gegeben, weil viele Fans ihn bei seinem „Heimspiel“ sehen wollen und nicht in das volle Zelt kamen. Ohrwurm-Hits wie „Musik ist keine Lösung“ unterstrichen, das er auf die große Bühne gehört.

 

Schon alleine wegen der Bühnenshow. Alle Musiker mit Engelsflügeln und Bombengürtel. "Es sind die schlimmsten Musiker, sie haben unvollstellbares getan" so Alligatoah. "Sie haben die GEZ-Gebühr nicht gezahlt!". Mit viel Witz und gewohnt ironisch lief sein Programm auch weiter, unterstützt auch von seinem Bulterboy Basti.

Das Bühnenbild ließ auf eine himmlische Kulisse blicken: mitten auf der Bühne ein Ballonkorb, von dem aus bunte Stoffbahnen zum Bühnendach gespannt waren und einen Heißluftballon erahnen ließen. Im Korb wirbelten Alligatoah und Basti herum. Der 26 Jahre alte Rapper verpackte Sozialkritik in ein pompöses Schauspiel. Nicht umsonst erhoelt er 2015 die 1-Live-Krone als bester HipHop-Act und sein viertes Album „Musik ist keine Lösung“ erreichte wie „Triebwerke“ Gold-Status.

Nach 2011 waren Die Fantastischen Vier wieder bei Deichbrand und als Headliner des Tages gesetzt. Den Abschluss im Infield machte gegen 00:30 Uhr Paul Kalkbrenner. Im Palastzelt ging es noch bis gegen 04:00 Uhr mit dem „Regenmacher“ Megaloh und Moguai weiter. Alle Farben mußte krankheitsbedingt ausfallen.