Der Deich brannte

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Nordholz/Wanhöden, 17.07.2015 – Wer erst am Freitag anreiste, hatte Probleme aus Richtung Süden, da wegen einem LKW-Unfall die A 27 gesperrt war. Bei sonnigem Festivalwetter bis 30 Grad wurde am Festivalfreitag bei Deichbrand gegen 13:00 Uhr das Infield geöffnet.

Zunächst spielten die beiden Herren von Mantar auf der Water Stage. Drums, Gitarre und ihre Stimme, mehr brauchten die beiden nicht, um wie eine große Metal-Punk-Band zu klingen. Die beiden sind übrigens Bremer und leben derzeit in Hamburg. Dann spielte Sólstafir auf der Fire Stage. Die Bühnen werden dies Wochenende wie immer im Wechsel bespielt. Die Musik der Isländer klang wie Metal aus Vulkanausbrüchen, schönen Melodien wie grüne, saftige Grasflächen und psychedelische Momente wie Geysir-Eruptionen. Nordländer eben. Im Palastzelt begann um 15:00 der bekannte Poetry Slam. Ab 17:15 Uhr machte Rob Lynch den Anfang der Konzertreihe im Zelt.

Neu ist dieses Jahr der Green Circus. Hier wurde am Ende des Green Camps nahe eines kleinen Waldstücks eine kleine Manege aufgebaut. Selber grillen, ein Kräutergarten, Ruhezonen, hier geht es viel entspannter zu als auf dem Festivalgelände. Und: Es liegt kein Müll herum. Neben dem Newcomer Contest, bei dem sich die Nachwuchsbands dieses Jahr per Onlinevoting wählen lassen konnten, waren Wargo, Monkeybrain und Neonschwarz die Acts an diesem Tag in der Manege.

Die Festivalgäste suchten den Tag über nach Schattenplätzen auf dem Gelände und gossen alles Flüssige, was sie finden konnten, in oder über sich. Auf den großen Stages ging es mit Betontod und Itchy Poopzkid weiter. Letztere Band merkte man ihre bislang 800 absolvierten Konzerte nicht an, sie hatten viel Spielfreude und waren kein bisschen müde.

Die Punk-Rockband Zebrahead aus Orange County bot bei ihrem Punkrock mit Rap-Einlagen eine energiegeladene Live-Darbietung. Auch einen ganzen Koffer voll amerikanischer Schimpfwörter hatten sie mit gebracht, von denen sie reichlich Gebrauch nahmen. Ähnlich wie die Freunde von Less Than Jake am Vortag spielten sie energie-geladen und witzig.

Das britische Trio The Subways besteht aus den Brüdern Billy Lunn (voc./guit) und Josh Morgan (drums). Zusammen mit der Bassistin und Sängerin Charlotte Cooper boten sie explosiven Rock und eine gute Bühnenshow. Die blonde Sängerin sprang hin und her und schüttelte wild ihre Haare. Die Indie-Rockband war 2012 schon mal Gast bei Deichbrand.

Es folgten die schon 20 Jahre im Showbizz auftretende Alternative-Rockband Donots. Sie boten einen energiegeladenen Act, der richtig Spaß machte.

 

Sänger Ingo Knollmann sprang über die Absperrgitter und ließ sich von der Menge tragen. Zum Schluss forderte „all die verkleideten Gorillas, Giraffen und was hier sonst noch rumspringt“ auf die Bühne. Es kamen reichlich skurrile Verkleidete auf die Stage und er musste beim anschließenden Song immer wieder unterbrechen, weil er ständig über sie lachen musste.

Es scheint, dass Jennifer Weist alias Jennifer Rostock fast jedes Jahr bei Deichbrand spielen will. Immerhin zum vierten Mal war sie mit dabei. Geboten hat sie aber auch dieses Jahr wieder eine gute und ehrliche Show, zeigte viel bunte Haut und ihre sexuellen Anspielungen gehören sowieso immer dazu. Zwei weibliche Fans durften auf die Bühne, um einen Songtexte mit ihr zu singen. Ein Mädchen kannte den Text perfekt und sang dazu auch noch hervorragend, während die Andere den Text gar nicht kannte. Da fiel es den Zuschauern mit der Abstimmung, wer die beste Sängerin war.

Clueso war schon Headliner auf diesem Festival, dieses Jahr ist er nur Co-Headliner, denn nach ihm folgten um 23:00 Uhr die heiß erwarteten Beatsteaks mit ihrem neuen Album „Beatsteaks“ im Gepäck. Kaum ein Durchkommen mehr vor der Hauptbühne und Sänger Arnim Teutoburg-Weiß präsentierte Klassikern aus ihren 20 Jahren ohne Ende: „Let me in“, „Meantime“, „I don`t care as long you sing“ oder „Frieda und die Bomben“. Eine perfekte Show die begeisterte. Neben den Ärzten und den Toten Hosen sind sie die kommerziell erfolgreichste Punkrockband in Deutschland.

Einen schweren Stand hatte Marcus Wiebusch im nicht komplett gefüllten Zelt. Der Hamburger Singer-Songwriter spielte fast zeitgleich mit den Beatsteaks. Neben seinen Songs vom Solo-Album gab es natürlich auch alte Kettcar-Songs wie „Balkon gegenüber“ zu hören. Fritz Kalkbrenner machte an diesem Tag mit seinem entspannten Berliner Club-Sound aus Techno-Beats den Abschluss im Infield, während es im Palastzelt noch weiter ging und in frühen Morgenstunden die Loveparade-Legende Dr. Motte alias Matthias Roeingh auflegte. Es waren zwar deutlich weniger Fans als die früheren 1,5 Millionen, dennoch war alles Friede, Freude, Eierkuchen. Die letzten Fans wurden gegen 05:00 Uhr morgens aus dem Zelt gefegt.