Jahrzehnte zurückgeholt

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Osterholz-Scharmbeck, 26.08.2017- Die Hannoveraner Band Fury in the Slaughterhouse trat anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens in Originalbesetzung unter freiem Himmel auf dem Außengelände der Osterholz-Scharmbeck vor über 4000 Zuschauern auf.

Fury spielten ihr letztes Konzert am 30.08.2008 in der hannoverschen Parkbühne und hatten sich zwar nie offiziell aufgelöst, ein mögliches Comeback erschien jedoch recht unwahrscheinlich, zumal die Wingenfelder-Brüder eigene Projekte wie Wingenfelder oder BalticSeaChild nachgingen. Die Auseinandersetzungen früherer Tage scheinen im Jubeljahr vergessen. Nach den Scorpions sind sie die erfolgreichste Band aus der Landeshauptstadt. Wolfgang Besemer, damaliger Geschäftsführer von Hannover Concerts, brachte Kai Wingenfelder und Co. auf den Weg zu den Jubiläumsshows, dieser starb aber 2014 unerwartet.

Fury können immer noch die Massen mobilisieren. Die drei Konzerte im März in der TUI Arena ihrer Heimatstadt Hannover waren innerhalb von 36 Stunden ausverkauft (30.000 Tickets). So fiel die Entscheidung leicht, noch eine ausgiebige Sommer-Open-Air-Tour anzuhängen. Die Jungs wirken zwar ein wenig reifer, sind aber keineswegs ruhiger geworden. Eine ganz besondere Atmosphäre spürte man auch in OHZ vom ersten Moment an. Ein Konzert, das die Jahrzehnte zurückholte. Auf einer Videoleinwand im Hintergrund wurden Videos und Fotos der Bandgeschichte von damals bis heute gezeigt.

Zunächst trat Kai Wingenfelder auf die Bühne und kündigte Jan Löchel als Support-Act an. Der Musikproduzent, Songwriter, Sänger und Komponist dürfte vielen als Berater von The BossHoss bei der Casting-Show „The Voice of Germany“ bekannt sein. Weniger bekannt ist, dass er zu Soundtracks von Filmen mitgewirkt hat oder Songs für andere Interpreten geschrieben hat und für ATB, Sasha, Ingo Pohlmann, Rea Garcey, Oomph!, Die Happy, Ivy Quainoo, Söhne Mannheims oder Christina Stürmer tätig war. Nun hat er wieder für sich selbst Musik geschrieben, die er mit Multiinstrumentalistin Anne de Wolff und Gitarrist Arne Straube vortrug. Beide Musiker hatten auch vor einigen Wochen beim A Summer´s Tale Festival in der Band „von Brücken“ gespielt. Insbesondere Anne de Wolff sieht man immer wieder als Bandunterstützung auf den Bühnen, sei es mit Bosse, BAP, Johannes Oerding, Revolverheld, Laith Al-Deen und vielen mehr.

Der Aufgalopp der Furys begann mit dem Intro „Dance on the Frontline“.

 

Thorsten Wingenfelder (guit.) und sein Bruder Kai (voc.), Cristof Stein-Schneider (guit.), Gero Drnek (keb., guit., mand.), Christian Decker (bass), Rainer Schumann (drums) und Gast-Gitarrist Martin Huch feierten dann 30 Jahre mit mehr als 30 Songs.Bereits bei „Revelation“ (aus dem Album Hooka Hey!) und „Jericho“ kochte die Stimmung und „Radio Orchid“ lud zum mitsingen ein,, „Warchild“ folgte. 

Es folgten „Dancing in the Sunshine of the Dark“, „30 (It’s not easy)“ und „Milk and Honey“, bevor sich alle sieben Furys auf den Laufsteg gingen, um dort „When God goes home“, „Then she said“ und „Bring me home“ in akustischer Form zu performen. Danach drehten Kai und Rainer eine große Runde durch die Zuschauermenge.

Auf einer Videoleinwand wurden „Zeitgenossen“ wie die Präsidenten Erdogan und Donald Trump - dem die Haare kreuz und quer geblasen wurden – eingespielt. Die politische Auffassung der Furys sorgt insbesondere beim rechten Spektrum für Anfeindungen. Es folgte Hit auf Hit und auch „Riding on a dead Horse“ zeigte, dass der alte Gaul noch lange nicht in den Schlachthof gehört. Unter anderem folgten mit „Trapped today, trapped tomorrow“ und „Cry it out“ zwei Klassiker und neue Songs wie „Love has gone home“ oder „My personal Everst“.

Der Klassiker schlechthin „Won’t forget these Days“ beendete zusammen mit Gaststar Jan Löchel das normale Set. Auch für Geschichten und Pointen hatten ließen sich Kai Zeit gelassen. Mit „Down there“ verabschiedeten sich die Furys dann erneut von der Bühne. „Time to Wonder“ bildete dann das absolute Highlight des Abends und der Chor der Fans dazu rundet den Song entsprechend ab.

Nach der 3. Zugabe „Seconds to fall“ und nicht ganz drei Stunden Spielzeit ritten sie dahin. Am 27.10.2017 sind sie noch einmal „Live & Acoustic“ u.a. in der Bremer Glocke zu sehen.