Jetzt erscht recht

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Bremen, 23.04.2017 - Über 600 Radioshows und bundesweit auf 16 Sendern ist er zu hören: Christian Schiffer (38), Stimmenimitator, Parodist und ausgebildeter Journalist aus Köln „högschtpersönlich“. Kaum jemand weiß so richtig, wie der Comedian aussieht, der sonst nur sein Radio-Comedy in einem „zwei Quadratmeter Tonstudio“ aufnimmt. Aber insbesondere Fußballfans können sich auch live köstlich über seine Parodien amüsieren.

Das wandelnde Ein-Mann-Hörspiel kam mal wieder ins Fritz nach Bremen, mal wieder ausverkauft, alle 4 Shows an 3 Tagen. Immerhin war es beachtlich: Schiffer schlüpfte mit seiner Stimme in die Rolle von elf Fußballern samt Trainer.

Jogis Eleven – das ist Bundestrainer Jogi Löw und die Nationalelf. Stilecht kam Schiffer mit Jogi-Schal auf die Bühne. Nach der EM in Frankreich breiten sich Jogis die „Weltmeischter“-Titelverteidigung in Russland vor. Jogi suchte in seiner Hose nach russischen Eiern. Mesut Özil war arg einfältig und sprühte Frostschutzmittel auf seine Kontaktlinsen und Oliver Kahn macht jetzt Synchronsprecher für Türen in Horrorfilmen. Der Experte für Breitensport, Calli Calmund, war verfressen wie eh und je und erklärte dem kalten Buffet den kalten Krieg. Thomas Müller musste begreifen, dass in Russland Männer im Dirndl eingesperrt werden und plante das Unfassbare: er will ein Tor schießen. Lukas Podolski war einfach nur schwer unterbelichtet. Der Prinz aus Köln machte während der EM im vergangenen Jahr beim Kulturprogramm im Louvre eine Entdeckung: „Die haben hier die Minions ausgestellt!“ Trainer Löw klärte ihn aber auf, dass es sich nur um eine japanische Reisegruppe handelt. Und schnell wurde aus der Mona Lisa das Plastikbusenwunder Gina Lisa.

Der Bundestrainer beklagte, das er wieder Single ist. Doris, Diana, Frau Löw war auseinandergegangen… Nun sucht er im Webportal Elitetrainer.de nach einer geeigneten Frau und fielt an seinem Webauftritt. Und schon kam die eine Nachricht – LingLanLan liebt den Trainer und er sollte 5000,- Euro schicken, damit sie nach Deutschland fliegen kann. Was Löw auch machte, er zahlte auch die 2000,- Euro für das Taxi vom Flughafen.

Beim Treiben zumeist jenseits des Fußballplatzes folgte ein Witz auf den Nächsten. Mal live parodierend, mal per Filmeinspieler und mitunter auch in Rap-Songs nahm Schiffer das altersmäßig außerordentlich bunt gemischte Publikum zwischen 8 und 80 mit in seine Fußballerwelt. Da gab es viele Facebook-Filmchen aus dem zukünftigen Austragungsland der WM und wir lernen, das dort der bestuhlte Fallrückzieher erfunden wurde.

 

Vor der Halbzeitpause fotografierte Schiffer die Zuschauer und stellte das Bild bei Facebook ein. Die Zuschauer sollten in der Pause etwas lustiges dazu kommentieren, der beste Kommentar wurde einer CD belohnt. Der prämierte Kommentar an diesem Abend: „Hier ist LingLanLan. Ich sitze im Publikum. Ich brauche noch 2000 Euro!

Die zweite Halbzeit begann mit dem Boatengsche Rap-Song „99 Brillen“. Auf Schiffer Frage „Was habt ihr so in der Halbzeitpause gemacht? Etwas getrunken?“ vernahm man ein lautes „Ja“ eines Kindes. Hier war einer der wenigen spontanen Momente an dem Abend. Schiffer ging zu den 8-jährigen Jungen und fragte ihn, was er getrunken habe. „Whiskey!“ war die Antwort des Kleinen.

In der Casting-Reihe mit Dieter Bohlen "Jogi sucht den Superstürmer", auch Bundesliga-Saison genannt, suchte unser „Bundeschtrainer“ nach Personal. Franz Beckenbauer mutierte zum Darth Vader und das berühmte Weißbier-Skandalgespräch zwischen Rudi Völler und Waldemar Hartmann wurde zur Verkaufsshow für Poolnudelstühle umgemodelt.

Und in der Rubrik „Buschis Uschis“ ließ Kommentator Frank Buschmann Spielerfrauen dumm aussehen. Gelungene Höhepunkte waren die Einblicke in „Callis Tagebuch“ und die Gespräche zwischen Jogi und seiner Whats-App-Gruppe.

Alles im Programm war genau getaktet, leider mit wenig Spontanität. Die Zuschauer hörten mit „Högschter Konzentration“ dem „Gehirngulasch“ der Nationalelf zu. Nach etwas über anderthalbstündigem -pardon, zweimal 45 Minuten mit Halbzeitpause in Fußballspiellänge dauernden Programm endete der weltmeisterlicher Abend mit einem Trainer-Rap. Eine kleine zweiminütige Nachspielzeit gab es dann aber doch noch.