Pop und Hip-Hop treffen auf Klassik

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Bremen, 03.12.2017 – Wie jedes Jahr touren die Night of the Proms (NOTP) durch die Lande, zum 24. Mal wohlgemerkt. Wie immer Sonntagabend gab es nun den 20. Bremer Auftritt in der voll besetzten ÖVB-Arena, nachdem die beiden Auftaktveranstaltungen der Deutschland-Tour in Hamburg durch waren.

Wegen der riesigen Bühne bleibt in der Halle aber nur Platz für ca. 7500 Zuschauer. Diese waren wieder so unterschiedlich wie das Musikangebot: Anzug und Abendkleid trafen auf Jeans und Lederjacke. Der sonnengebräunte Moderator Uwe Bahn begrüßte im dunklen Glitzersakko die "Stammgäste". Die Zuschauer erwartete dieses Jahr US-Rock, Brit-Pop, Hip-Hop und natürlich Klassik. Somit wurde wieder auf die Mischung Altbewährtes und Neues gesetzt.

Für den musikalischen Rahmen sorgte das Antwerp Philharmonic Orchestra. Wer sich über den neuen Namen des Orchester wundert: Nach dem Wechsel des Taktstocks von Robert Groslot zu der argentinischen Dirigentin Alexandra Arrieche im letzten Jahr, hat sich das Orchester Orchester Il Novecento in Antwerp Philharmonic Orchestra umbenannt. Weiterhin mit dabei waren der Chor Fine Fleur und die NOTP-Backbone Band.

Als Intro und Entdeckung des Abends spielte die jüngste Proms-Künstlerin aller Zeiten, Emily Bear mitten im Publikum auf ihrem Flügel. Die erst 16-Jährige präsentierte ihr Können als diesjährige klassische Solistin. Das Klavier-Wunderkind steht seit ihrem fünften Lebensjahr auf der Bühne und komponiert seit ihrem sechsten Lebensjahr Orchesterstücke. Nach Auftritten in der Carnegie Hall, im Weißen Haus und beim Montreux Jazz Festival nun auf Bremer Bühne. Und nicht nur eben so, sondern auch in einer riesigen schwarzen Box mit Screens an den Außenwänden zunächst hoch oben unter der Decke, schwebte die US-Amerikanerin über die Köpfe der Zuschauer in den ersten Reihen nach unten. Dabei begeistert sie mit Gnarls Barkleys „Crazy” oder kleidete drei Antworten einer Zuschauerin in Piano-Improvisationen.

In der ersten Konzerthälfte sorgten die über die Bühne springenden Sängern der Berliner Reggae-HipHop-Formation Culcha Candela und ihrem DJ mit "Hamma!" von 2007 für Partystimmung beim Publikum. Die vier Berliner Vokalisten Johnny Strange, Don Cali, DJ Chino und Itchy alias Culcha Candela, die auch im 15. Jahr ihrer Karriere immer noch regelmäßig Radio-Ohrwürmer mit Reggae, Dancehall und Hiphop mit deutschen Texten abliefern, kombinierten Hits wie „Von allein“ und „Monsta“ an diesem Abend ihren Gesang mit Orchesterklängen. Alle Zuschauer wurden animiert aufzustehen, 7 Schritte links, 7 Schritte rechts im Takt der Musik, es gab einige Kollisionen.

Uwe Bahn stellte nun die neue NOTP App vor, die nicht nur viel über die Show erzählt, sondern auch das Orchester steuern kann: schneller, lauter, leiser… Er konnte auch das Publikum steuern, und siehe da, das Publikum machte alles mit, was Uwe Bahn ansagt: Lauter klatschen, schunkeln, aufstehen, hinsetzten und auf den nächsten Künstler warten.

Der 73-jährige US-amerikanischer Sänger, Songwriter und ehemalige Bassist von Chicago, Peter Cetera ist mit seinen kuscheligen Balladen bekannt geworden. Die Songs seiner Solokarriere waren im Soundtrack von Karate Kid II oder Titelsong der ersten Staffel der US-Serie Baywatch.

 

Seit 1982 ist er nicht mehr in Deutschland aufgetreten. "Hard To Say I'm Sorry", "You're The Inspiration" und „If you leave me now" waren seine Songs des Abends.

Der Chor Fine Fleur eröffnet den zweiten Teil der Show. Die Sänger und Sängerinnen hatten sich paarweise in der ganzen Arena verteilt und begeben sich singend durch die Reihen des Publikums nacheinander auf die Bühne.

Die 42-jährige Britin Melanie C, die als Mitglied der Supergroup Spice Girls in den Neunzigern alle Rekorde brach und mehr als 100 Millionen Alben verkaufte, präsentierte bei der Night of the Proms die größten Hits ihrer Solokarriere wie First Time Of My Life" aus dem Jahr 2005, „Never Be The Same Again“ oder „I Turn to You“ in sinfonischer Begleitung. "When you´re gone" im Duett mit John Miles klang kein bisschen schlechter als das Original mit Bryan Adams, obwohl Miles gegen die kräftige Stimme von Melanie C kaum ankam.

Klavier, Keyboard, Anzug - alles weiß. Bereits bei der Aufführung im letzten Jahr wurde der erste Act angekündigt: Roger Hodgson. Mit über 60 Millionen verkauften Alben, unzähligen internationalen Hits und Auszeichnungen zählt Roger Hodgson zu den Legenden der Popgeschichte. Der sympatische Ex-Sänger der britischen Band Supertramp begeisterte uns mit seiner Falsettstimme bereits beim diesjährigen Uelzen Open R, leider war an diesem Abend nur Platz für 5 seiner Welthits und hatte trotzdem den Löwenanteil bei den diesjährigen Proms. Wie auch in Uelzen war er in Bremen der Höhepunkt des Abends.

Der Saal wird dunkel und es flackern zwei grüne Strahlen durch das Publikum, eine irgendwie bekannte Melodie ertönte. Mit „School“ ging es los, nach einer kurzen deutschen Begrüßung versprach Hodgson ein Breakfast in Bremen. Was folgte war klar: „Breakfast in America“ gefolgt von „Logical Song“, „Dreamer“ und „Give a little bit“. Obwohl unterschiedliche Generationen vor ihm saßen, kannte anscheinend jeder seine Lieder.

Das auch dieses Jahr wieder John „Night of the Proms“ Miles sein „Music (was my first love)“ schmetterte, sollte nur am Rande erwähnt werden. Immerhin hat es tatsächlich ein Jahr gegeben, indem er nicht seinen Evergreen zum Besten gab. Am Ende standen alle Stars und Musiker gemeinsam auf der Bühne, sangen die Coldplay-Hymne "A Sky Full Of Stars". Drei Stunden abwechslungsreiche Unterhaltung vergingen wie im Flug und nach der Show steuerten -wie jedes Jahr- viele schon wieder auf den Vorverkaufsschalter für 2018 zu.