Nova Rock 2018 -Tag 2

Zur Bildergalerie

Österreich, Nickelsdorf, 15.06.2018 (GE) - Wie man es von Zeltnächten gewohnt ist, weckte mich meine eigene Körperhitze, da sich die Sonne nun doch endlich zeigte. Schwerst verschwitzt gönnte ich mir mein "Guten-Morgen-Bier", schmiss mich in meine mitlerweile vor Schlamm nicht mehr erkennbaren Schuhe und marschierte Richtung Blue Stage um mir die vorhandenen Stände genauer anzusehen. Von Karaoke-Bar powered by Camel, Merch-Ständen von Impericon, Napalm Records und vielen anderen Firmen, Essenständen für "Leberkässemmel", Crepe, Donuts, "Käsespätzle", Döner, Burger, Kokosnuss mit Rum bis zu einem Riesenrad, Bunjee-Junmping und anderen Fahrgeschäften war so gut wie alles vorhanden. Ein unglaubliches Aufgebot von "Vergnügungs-arealen"wurde geboten, was mich etwas stutzig machte, da es sich doch um ein "Musik-Festival" und nicht um ein gewöhnliches Volksfest handelte.

Doch dazu komme ich noch im Schlusswort. Beim gemüthlichen schlendern durch die aufgebaute Wunderwelt für Hedonisten vernahm ich, aus Richtung der Stage, defitgen Power-Metal.

Beast in Black schallten mit mächtig melodischen Klängen der "morgentlichen" Crowd, welche aus maximal 2000 Leuten bestand, entgegen und bauten trotz geringer Publikumsbeteiligung ganz schön Stimmung auf. Mir selbst war die Band nicht bekannt, doch bin ich mir sicher, dass sie sich demnächst in meiner Playlist findet. Etwas theatralische Bühnenshow, ein Sänger in schwarzer Robe und deftige Riffs. Schade war, dass die Herren mit 25 Minuten Spielzeit auskommen mussten.

Nachdem "the Beast in Black" fertig waren und sich die Crowd vor der Bühne langsam auflöste, begab ich mich zur Red Bull-Stage um meinen Kollegen von Black Cage zu belauschen. Seit 2015 zerlegt die österreischische Partie hinter Kati Cher und Dan Rider die Bühnen im Land und natürlich auch die Bühne auf dem größten Festival in ihrer Heimatstadt. Mit Guns`n`Roses artigen Klängen heitzten die Vollblut-Rocker für 30 Minuten ganz schön ein. Nachdem ich meinen Nacken mit ausgiebigem Headbangen schön gelockert hatte, lief ich so schnell ich konnte zum Autogrammzelt, wo Life of Agony schon warteten. Da die New Yorker Band in Österreich doch nicht so bekannt ist, musste ich nicht lange warten um an mein Autogramm zu kommen. Doch die Signaturen der Musiker waren nur ein netter Zusatz zu meinem Hauptziel. Ich durfte der Band das Album meiner Band überreichen und mich bei allen für ihr Album "River Runs Red" bedanken, da dieses Album einen großen Einfluss auf mich hatte als ich meine Songs schrieb. Voller Freude bedankte ich mich bei Ihnen und Sie sich bei mir und dann verabschiedeten wir uns mit den Worten: "See ya in front of the stage".

Kaum hatte ich das Autogrammzelt verlassen wartete schon das nächste Highlight auf mich. Die legendären Eisbrecher begannen ihr Set mit "Sturmfahrt", wobei das Wetter Gott sei dank nicht nach Sturm aussah. Mit ihrer Neuen Deutschen Härte und dem wie immer Energie geladenen Alexx Wesselsky brachte die Band die Crowd zum kochen und kühlte sie dann mit "Eiszeit" wieder etwas ab, was nun nicht heißt, dass die Crowd ruhiger wurde. Vor der Nummer "Eiszeit" zog sich Alexx noch etwas wärmeres an, bevor die mitgebrachten Schneekanonen loslegten um die wunderbare Bühnenshow zu vollenden. Mit gutem Witz, aber auch schwer politischen Aussagen führte Alexx durch das Set und man muss sagen es war ein enorm gutes Konzert, wobei ich die Band auch noch nie in schlechter Verfassung gesehen hätte. Die komplette Setlist des Gigs ist wieder auf setlist.fm zu finden.

Eine halbe Stunde Wartezeit musste ich in der Hitze durchstehen bis endlich meine geliebten Life of agony die Bühne betraten. Von "Through and Through" bis "Weeds" war alles dabei was ich hören wollte. Mina Caputo (Sängerin) variierte ihren Gesangsstil so, dass das Mitsingen, wenn man die Vocals vom Album gewohnt ist, etwas schwer fiel, was die Qualtät des Auftritts aber auch nicht minderte. Es war sehr schön zu sehen, dass eine Band die doch schon so einige Wandel durchschritten hat noch so gute Konzerte spielt und sich selbst treu bleibt. Etwas traurig war dann doch die Größe der Crowd, wobei die Anwesenden, auch wenn sie Wenige waren, ganz schön abgingen.

Nach den New Yorkern ging es dann mit den schwedischen melodic Deathmetallern von Arch Enemy weiter. 10 Minuten vor Beginn schwabte eine Menschenmasse aus mindestens 20.000 Individuen auf das Areal und begab sich in Position um ihre Haare rotieren zu lassen. "The world is yours" war der Track mit welchem eröffnet wurde, wobei jener auf Grund von In-Ear-Monitoring Problematiken nicht ganz von der Sängerin Alissa White-Gluz gesungen wurde. Während die Dame die Technik in den Griff zu bekommen versuchte, zeigten Jeff Loomis und Michael Amott mit ihren unglaublichen Gitarren-melodien was sie auf dem Kasten haben.

 

Nach ca. 3 Minuten war das Vocal-Problem auch gelöst und Alissa kam mit gewaltiger Power zurück auf die Bühne und sang "War Eternal" so brachial gut, wie ich es zuvor noch nicht gehört hatte. Die Setlist setzte sich aus ein paar alten Tracks (welche noch mit der ehem.Sängerin Angela Gossow geschrieben wurden) und den zwei neuen Alben mit Alissa (Will to Power & War Eternal) zusammen.

Bis zum vierten Song "My Apocalypse" hatte ich Zeit die Band genauer unter die Lupe zu nehmen, doch nach diesem Lied begann eine Crowdsurfer-Flut über mich hereinzubrechen. Im Sekundentakt hieften meine Kolegen und ich bis zu 3 Surfer gleichzeitig in Richtung Bühne. Die Securitys hatten alle Hände voll zu tun. Nachdem die Flut bewältigt war hatte die Crowd die Idee das von Amon-Ammarth-Konzerten bekannte Ruderboot zu performen. So stellt euch eine Menschenmasse vor, welche sich friedlich auf dem Boden stetzt, sich einhackt und zu rudern beginnt. Nichts Neues für eingesessene Konzertgeher, doch immer wieder lustig daran teilzunehmen. Mit dem bekanntesten Song der Band, "Nemesis", gab die Metal-Truppe nochmal gewaltig Gas bevor sie die Bühne verließ.

Nach weiteren 30min Wartezeit durfte ich mich über ein Schmankerl des Festivals freuen. Jonathan Davis, der Sänger von Korn, stellte zum ersten Mal in Österreich sein Soloprojekt vor. Nachdem ich Korn schon 7ben mal bewundern durfte, freute ich mich natürlich Jonathan einmal ins Solo-Action zu sehen, wobei Ray Luzier (Drummer von Korn) ja dann doch für die Percussion und die Drums zuständig war. Also nicht ganz Solo, dafür mit Keyboarder, Kontrabassisten, Gitarristen und Violinisten. Im Vergleich mit Korn war dann das Dargebotene doch sehr lau. Gute aber etwas redundante musikalische Themen die immer wieder durch den Violinisten zersägt wurden. Dieser Herr hatte definitiv zu viel Zeit mit seinem Effektpedal und der E-Geige. Halliger Sound und etwas seltsame Melodien. Im Großen und Ganze war es eine gute Performance und musikalisch hochwertig, aber definitiv nichts was die Laune auf einem Festival anhebt. Deswegen machten wir uns nach der Performance sofort zur Red Bull Stage auf, da da etwas motivierenderes auf uns wartete.

Leo Moracchioli, einer der größten "Metal"-Youtube-Stars, lockte mit seinen Covers von Adele bis zu Taylor Swift , zur RB-Stage. Nicht nur Leo, sondern auch seine Kollegen von Chapman-Guitars waren als Musiker auf der Bühne. Leider war es nicht einfach in die Nähe der Bühne zu kommen, da sich fast schon mehr Leute als auf den Mainstages davor gesammelt hatten. Hier wurde der Bekanntheitsgrad der Musiker enorm unterschätzt und deswegen wurde die Masse schnell für den Einzelnen unerträglich, da das für die RB-Stage vorgesehene Areal viel zu klein und nicht gut von Securitys versorgt war. Da man langsam Angst haben musste nicht mehr vom Fleck zu kommen, begaben sich meine Freundin und ich wieder ins Lager und bereiteten uns auf den Höhepunkt des Abends vor.

Währenddem sich viele noch auf Avenged Sevenfold und The Prodigy freuten, saß ich in meinem Campingsessel und konnte es nicht erwarten Otto Waalkes & die Friesenjungs endlich live zu erleben. Als ich dann endlich vor der Bühne stand und die Jungs mit "Baker Street" ein Intro für den Genialen Komödianten aus dem schönen Friesenland zauberten, hatte ich schon fast Gänsehaut. Kaum war Otto auf der Bühne hatte er auch schon die Crowd im Griff. Mit "Friesenjung" oder "Wir haben Grund zum Feiern" war zu rechnen und die Crowd nahm Otto zu 75% den Gesangsteil ab, während die Friesenjungs die Tracks unglaublich fein interpretierten.

Natürlich gab es auch einiges zu Lachen, wie zum Beispiel eine Übersetzung des Austro-Pop Songs "Ski-foan" ins Hochdeutsche. Nach ein paar klassischen Witzen gab es noch "Am Heimweg wirds hell" und die beliebten Hänsel und Gretel Versionen. Besonders gut war eine neue Version der Geschichte mit der Melodie von Ed Sheerans "Shape of You". Man merkt, dass der alte Herr, welcher am 22.7.2018 (einen Tag nach meinem Geburtstag) 70 wird, noch ganz schön Energie hat und auch weiß wie er sie los wird. Mit diesem genialen Konzert ging der zweite Festivaltag zu Ende.