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Eisfabrik- "Null Celvin"

‚Null Kelvin‘ heißt das nunmehr vierte Album der aus Hamburg stammenden Band Eisfabrik, das am 24.11.2017 erschienen ist. Die 2011 gegründete Band besteht aus ‚Dr. Schnee‘ alias Charly Barth-Ricklefs an den Vocals, sowie aus ‚Der Frost‘ und ‚Celsius‘ an den Keyboards. Im Jahr 2015 veröffentlichten die drei Musiker ihr Debütalbum, betitelt ‚When Winter Comes‘. Noch im selben Jahr wurde das Nachfolgealbum ‚Eisplanet‘ veröffentlicht. Kurz darauf trat ‚Eisfabrik‘ bei ‚Goth meets Klassic‘ im Gewandhaus in Leipzig auf. 2016 folgte ein Auftritt bei der 11. Nocturnal-Culture-Night in Neukieritzsch in Sachsen. Im selben Jahr wurde das dritte Album ‚Achtzehnhundertunderfroren‘ veröffentlicht. ‚Eisfabrik‘ war auch mit einem Mix an dem Album ‚Together Till The End‘ der ebenfalls aus Hamburg stammenden Band ‚Mono Inc.‘ beteiligt. Anfang 2017 war ‚Eisfabrik‘ mit ‚evo-lution‘ und ‚Scheuber‘ auf Tour. Im Juni desselben Jahres trat ‚Eisfabrik‘ beim ‚Wave-Gothic-Treffen‘ in Leipzig auf. Von Dezember 2017 bis Februar 2018 war ‚Eisfabrik‘ mit ihrer ‚Kaltgebiete-Tour‘ in ganz Deutschland unterwegs. Für den 17.03.2018 ist ein Auftritt von ‚Eisfabrik‘ beim ‚E-tropolis Festival‘ in der Turbinenhalle Oberhausen geplant. 

Der Album-Titel bezieht sich auf den absoluten Temperaturnullpunkt – Null Kelvin sind -273,15 Grad Celsius. Eingerahmt wird dieses Album von den Nummern ‚Sein Erstes Lied‘, und ‚Sein Letztes Lied‘; von stampfendem Beat getrieben, mit verstörenden Electronic-Sounds liefern diese Nummern einen passenden Ein- und Ausklang und setzten die Stimmung des Albums fest. Sofort fühlt man sich in eine unheimliche Sci-Fi-Welt versetzt, voll schleppend niederdrückender Grundstimmung, doch auch dramatisch getragen. ‚Shadows‘ klingt sehr nach Dancefloor, etwas verwaschen wirkt die Musik, wie gefiltert und doch voll schmutziger Urkraft. Die Stimme indes überzeugt durch eisige Klarheit und lässt stark an die Achtziger Jahre denken. ‚Soon Enough‘ ist eine Nummer mit abenteuerlicher Grundstimmung, die zusammen mit den Lyriks nachgerade ein klein wenig an den frühen Marylin Manson erinnert. ‚The Choice‘ heißt die dritte Nummer des Albums – zu Deutsch also die Wahl. Der drängende Grundrhythmus indes scheint einem kaum eine andere Wahl zu lassen, als sich der Musik hinzugeben, und den poppigen electroklängen andächtig zu lauschen. Der Text ist beinahe philosophisch angehaucht.

Schneemann‘ beginnt wuchtig, die diesmal auf Deutsch vorgetragenen Lyriks sorgen für eine interessante klangliche Wirkung. Der Text selbst ist wehmütig – einsam und verlassen steht der Schneemann unbeweglich in der Kälte des Winters und wartet auf die mit der Wärme des Lenzes unweigerlich verknüpfte Vernichtung seiner selbst, geradezu sehnsüchtig wie es scheint. ‚White Out‘ ist eine gemessene Nummer, zurückhaltend, mit fast sanftem Sound, ein bisschen an Gigi D’Agostino erinnernd, doch zurückhaltender und gefühlvoller. ‚Brother‘ klingt irgendwie unirdisch, mit simpel anmutendem, doch eingängigem Rhythmus.

Too Many Miles‘  zeichnet sich durch den deutlich dunkleren Anklang des Gesanges im Vergleich zu den anderen Nummern des Albums aus, wenigstens was die Strophen anbelangt. ‚Follow The Light‘ mutet tragisch an, wehmütig, bitter und kalt – dennoch aber scheint ein Anflug von Hoffnung aus den Lyriks ebenso wie aus der Musik selbst zu schimmern. ‚Payback‘ klingt kräftig, energiegeladen, und doch zurückhaltend. ‚Still Alive‘ wirkt hintergründig, der Text ist von starkem Realismus geprägt. ‚No Time For Regret‘ ist von schnellem Rhythmus getrieben, und klingt angenehm nach den Urgründen des Techno.

 
Bewertung:

GENRE: Dance, Electronic, Future Pop

TRACKLIST:

1. Sein erstes Lied
2. Shadows
3. Soon Enough
4. The Choice
5. Schneemann
6. White Out
7. Brother
8. Too Many Miles
9. Follow the Light
10. Payback
11. Still Alive
12. No Time for Regret
13. Sein letztes Lied

VÖ: 24.11.2017
Format: CD/Vinyl/Digital/Fanbox
Label: NoCut
Vertrieb: SPV
Auf Tour im Norden: - Rezensent: Florian

FAZIT: Ein bestechendes Album, geradlinig, eindeutig und direkt. Der angenehm helle Klang des Gesangs mischt sich hervorragend mit den zuweilen etwas düsteren Tönen der Musik und als Gesamtbild wirkt dieses Album stimmungsvoll, scheint den Hörer zuweilen tatsächlich in eine kalte Tundra zu versetzen, oder auf einen lebensfeindlichen, fremden Planeten. Einzuschränken ist das Lob freilich insofern, als gerade der klare, kompromisslose Stil naturgemäß dafür sorgt, dass man als Genrefremder dem Ganzen nur bedingt die nötige Achtung zu zollen vermag und dass der Klang des Albums zuweilen vielleicht ein wenig zu verwaschen, ein wenig zu  - man möchte sagen – unterirdisch klingt. Nichtsdestoweniger gibt es dafür 7 von 10 möglichen Punkten.

--> Musikvideo: Eisfabrik - Schneemann