Schnuckensuppe und Heidepommes

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Luhmühlen, 02./03.08.2017 - Bis zum 05. August 2017 findet zum dritten Mal das "A Summer's Tale"-Festival zwischen tiefen Wäldern, urigen Mooren und luftigen Birkenhainen im Süden des Landkreises Harburg statt. Luhmühlen war zuvor nur Pferdenarren ein Begriff.

Auf einem weitläufigen sieben Hektar großen Gelände wurde auch dieses Jahr wieder ein Festival mit künstlerischem Level jenseits des Mainstreams geboten. Entschleunigung und gutes Essen wie frischen Kässpätzle, Bio-Pulled-Pork, Lachsdöner, Pommes aus Heidekartoffeln, Schnuckensuppe oder Straußenfleisch, alles meist bio und aus der Region, war angesagt. Für das kulinarische Angebot war extra ein Foodscout im Norden unterwegs. "A Summer’s Tale" will wieder den anspruchsvollen Festivalgänger ansprechen.

Vieles ist hier einfach anders als auf einem „normalen“ Festival. Das fängt schon mal beim Wetter an. War das erste Festivaljahr 2015 noch ein Sommermärchen (was "A Summe´s Tale" übersetzt heißt) gab es im letzten Jahr anfänglich sagenhafte 8 Grad und ständige Schauer. Feuerkörbe und heißen Glühwein hatten wir noch nie auf einem Festival im Hochsommer gehabt. Kurzfristig besuchte der Foodscout einen Getränkehändler in der Nähe und brachte 1000 Liter Glühwein mit, die noch als Restbestände aus dem Winter im Lager stand. Um so kam zu heißem Glühwein und eilig herbeigeschafften Feuerkörben ein bisschen Weihnachtsmarktfeeling auf. So etwas hatten wir noch nie auf einem Festival im Hochsommer. Dennoch waren die Besucher hochzufrieden.

Es gibt auf diesem Festival kein dichtes Gedränge vor den Bühnen und keine langen Schlangen an den Getränkeständen. Bunte Wimpel statt sperriger Zäune halten die Besucher von geschützten Naturflächen im Festivalbereich fern. Und Müll liegt sowieso nicht herum. Auch Blumen, die in den letzten Jahren zur Dekoration aufgestellt wurden, blieben unbeschädigt an ihrem Platz. Konzeptionell ist das Musik- und Kulturfestival auf deutlich weniger Besucher ausgelegt als klassische Festivals, nämlich auf bislang 12.000.

Schon beim Ticketkauf müssen die Besucher einer Erklärung zustimmen, dass sie die Natur auf dem Festivalgelände respektieren und schützen werden. Einwegbesteck aus Plastik ist an den Gastronomieständen nicht zu finden und sollte auch nicht mitgebracht werden. Im Ticketpreis ist die Anreise mit den Zügen des Metronom inbegriffen und vom Lüneburger Bahnhof bringt ein Shuttlebus die Besucher zum Gelände in Luhmühlen. Übriggebliebenes nehmen Helfer im Foodsharing-Zelt entgegen und geben es an andere Besucher, die noch Bedarf haben, wieder aus. Das Festival ist eine mehrtägige Entdeckungsreise, die jeder aktiv mitgestalten kann: Von Yoga über’s Werkeln, Kochen, Tanzen, Schauspielern, Kanufahren, Slackline balancieren und vielem mehr gilt es auszuprobieren. Die Kunstinteressierten können auch einen Comic-Crashkurs besuchen. Dort wird ihnen alles rund um Comics erklärt und sie können dann sogar selbst einen Comic zeichnen.

Insgesamt gibt es 4 Bühnen. Auf der großen Konzertbühne treten internationale Bands und Interpreten auf und sorgen für gelungene Festivalabende. Der ZeltRaum ist die vielfältigste unter den Bühnen. Neben Konzerten am Abend gibt es ein facettenreiches Angebot aus Performances, spannenden Filmvorführungen und interessanten Gesprächen mit Filmemachern.

 

Auf der Waldbühne legen ausgewählte Nachtclub DJs während des gesamten Festivals entspannte Sounds auf, es gibt unter anderem Indie, Soul und Funk auf die Ohren.

Am Mittwoch öffnete das Festival um 14:00 Uhr. Auf der Waldbühne gastierte das TV-Comedyformat Nightwash und hatte Simon Stäblein (Moderation), Thomas Spitzer und Johnny Armstrong im Gepäck und am frühen Abend spielten Bernd Begemann & Die Befreiung.

Am Donnerstag wurden auch die große Konzertbühne und der ZeltRaum bespielt. Den Anfang auf der Hauptbühne machten Cigarettes After Sex gefolgt von The Common Linnets aus den Niederlanden. Im Grünen Salon gab Stand-up-Comedian Don Clarke seine Lebensweisheiten zum Besten. Außerdem stand die britische Sängerin, Gitarristin und Songwriterin PJ Harvey auf der Bühne. Sie gilt als eine der besten Gitarristinnen und Songwriterinnen ihrer Generation und ist auch nur hier in diesem Jahr zu sehen.

Die Indie-Rock-Ikonen Pixies aus Boston machen im Rahmen ihrer Welttournee ihren einzigen Deutschland-Stopp in der Lüneburger Heide. Die Pixies haben nicht mehr und nicht weniger als den Grunge erfunden und inspirierten Bands wie Nirvana, Radiohead oder The Strokes. auch sie spielten dieses Jahr nur auf diesem Festival.

 

Irgendwie ist diese Band an uns in der Vergangenheit vorbei gegangen, obwohl es sie schon über 30 Jahre fast in Originalbesetzung gibt. Aber nicht ohne Grund waren sie der Headliner an diesem Tag. Gibt man alleine ihren Song „Where is my mind“ vom allerersten Album der Pixies bei Youtube ein, sieht man, wer alleine diesen Song gecovert hat: Placebo, Milky Chance, Kurt Cobain, Nada Surf, Kings of Leon und unzählige andere. Alternative Rockmusik im völlig eigenen Klanguniversum und dennoch poppig. Ohne eine einzige Ansage spielten sie ihre zahlreichen Klassiker wie „Wave of Mutilation“, „Hey“, „Caribou“, „Planet of Sound“ oder „Here comes your Man“ herunter, besonders von ihren beiden ersten Alben „Surfer Rosa“ und „Doolittle“. Es wechselten sich melodische Indiestücke mit den charakteristischen, von den Pixies geprägten laut-leise, schnell-langsam Wechseln um dann in Songs zu wechseln, die einige Stufen härter im Punk anzusiedeln sind.

Das Knatterrockduo Johnossi aus Schweden spielten wie Dan Croll und die sehr talentierte Newcomerin aus Australien Tash Sultana im Zeltraum. Ab 21 Uhr teilen sich die Nachtclub DJs Andreas Moll & Angela Gobelin ebenfalls bis Mitternacht den Platz am Plattenteller.