Leise Töne, laute Texte – Miss Allie im Schlachthof Bremen 

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Bremen, 26.01.2023 (CH) - Sie ist klein, doch ihre Stimme ist groß – Miss Allie ist längst kein neuer Name mehr in der Musik-Branche, denn schon 2016 kam ihr Debütalbum auf den Markt. Mit „THIS IS WHY“ schaffte sie es, nicht nur die Presse auf sich aufmerksam zu machen. Während ihre Songs in den Anfangszeiten noch alle auf Englisch waren, hat sich dies längst gewandelt. Inzwischen zeigt sie mit jedem Song, dass ihr Klischees nicht liegen und diese Schiene fährt sie auch auf ihren Konzerten. 

Im ausverkauften Kulturzentrum Schlachthof in Bremen warten die Fans der kleinen Sängerin eigentlich nur darauf, dass sie endlich mit allen ihren Emotionen davongeschwemmt werden. Der Saal ist voll, eine kribbelige Stimmung liegt in der Luft und irgendwie wirkt es so, als würde jeden Moment aus einer Ecke des Raumes die ersten Töne von der Ukulele ertönen. Pünktlich um 20:00 Uhr war es dann auch soweit und Elisa, wie Miss Allie mit bürgerlichem Namen heißt, betrat die Bühne. 

Tabuthemen sind in den Songs von Miss Allie alles, nur keine Tabus. Entschlossenheit, eine sympathische Schnoddrigkeit und ein unvergleichlicher Charme beschreiben Miss Allie wohl am besten. Kaum tritt sie auf die Bühne wird deutlich, dass sie alles bei sich hat, was sie für Entertainment benötigt und das sind nur sie selbst und ihre akustische Gitarre. 

Wer die große Show mit jeder Menge Licht, Effekten und Lautstärke erwartet, der ist vielleicht enttäuscht. Aber wer Miss Allie kennt der weiß: Emotionen lassen sich durch leise Töne, laute Texte und ganz viel Energie durch die Stimme von Miss Allie und die Unterstützung der Zuschauer erzielen. Man kann fast sagen: Hier bleibt kein Auge trocken. 

Es dauert auch nicht lange, bis der erste Kanon erklingt und das ist kein anderer als: „Papiertüten-Kacke-Imperium“. Wer Miss Allie nicht kennt, der hebt jetzt womöglich die Augenbrauen nach oben. Tatsächlich ist genau dieser Song jedoch bezeichnend für alles, für das Miss Allie steht. Über ihre Texte zeigt sie, was sie denkt, fühlt und legt auch den Finger in die ein oder andere Wunde. 

„Wer scheiße ist, wird mit Kacke bestraft." Das gilt ihrer Auffassung nach nicht nur für Machos und Chauvis, sondern auch für machtgeile Politiker und geldgeile Start-Up-Yuppies.

 

Das muss man aushalten können. Und auch vor einer anderen Ungerechtigkeit macht sie nicht Halt. So muss Dieter in „Dieter- Das Regeltagebuch“ in einem von einer Fee in „Oben Mann, unten Frau“ verwandelten Körper drei Zyklen einer Frau durchleben. Mit allen Höhen und Tiefen versteht sich. 

Allerdings ist es genau das, was die Texte und die Musik von Miss Allie ausmacht. Die Fans wissen, was sie erwarten dürfen, und diese Erwartungen werden erfüllt. Neben jeder Menge Musik, gibt es auch die eine oder andere Info zu Miss Allie als Person. Mit dem ihr ganz eigenen Witz und Charme wirft sie den Zuschauern Häppchen zu, die Lust auf viel mehr davon machen. 

So erfahren die Fans, warum sie eigentlich von englischen zu deutschen Liedern gewechselt ist. Niemand anderes als ein Australier trug hier seinen Anteil. Australien war ein großer Teil ihrer Inspiration, denn hier hat sie bereits barfuß auf der Straße getanzt – und eben jenen Mann kennengelernt, der eine schöne Hülle trug, innen aber nicht überzeugen konnte. Das Ergebnis aus dieser Erkenntnis war übrigens der Song „Schweinesteak medium“. 

Fakt ist: Miss Allie mischt bei ihrem gut zweieinhalb-stündigen Konzert alte Trends mit neuen Liedern. Im Fokus steht dabei ihr aktuelles Album. Das heißt aber nicht, dass sich die Fans nicht über den einen oder anderen Song Ihres zweiten Albums „Aus Scheiße wird Gold“ freuen durften, der schon auf früheren Konzerten für ein echtes Gänsehaut-Feeling gesorgt hat. Lautstark forderten die Fans dann am Ende völlig zu Recht musikalischen Nachschlag. Viel zu schnell war der launige Abend vergangen und noch Stunden hätte man der kleinen Singer-Songwriterin zuhören wollen. Aber am Ende gilt auch hier: „Man muss immer wieder fallen, um zu fliegen“.