Apache bleibt gleich...oder doch nicht?

Hamburg, 18.01.2023 (CH)  „Apache bleibt gleich“. Nicht nur eingefleischte Fans wissen, dass diese Worte weitaus mehr sind als nur ein Satz aus einem Song. Für seine knapp 15.000 Anhänger in der Barclays-Arena sind diese Worte Kult. Und sie stehen für mehr als nur Verbundenheit zu ihrem Idol. Vielmehr stehen sie für Widerspruch. Denn auch wenn Apache 207 behauptet gleich zu bleiben, so ist eine Veränderung doch deutlich zu spüren. Seit 2018 spaltet er die Geister in der deutschen Rap-Szene. Und auch das ist gewünscht, wenn nicht sogar beabsichtigt

Durch das Zusammenspiel von Rap und Dance-Musik möchte er Kontraste erschaffen. Dass dieser Weg richtig zu sein scheint, zeigen nicht nur zahlreiche Auszeichnungen, sondern auch binnen weniger Minuten ausverkaufte Konzerte. 

Während der gebürtige Mannheimer zu Beginn seiner Karriere eher als rappender Sänger einzuordnen war, so avancierte er im Laufe von gut drei Jahren zu einem singenden Rapper. Denn spätestens seit "2sad2dico" ist klar, wohin die Reise gehen soll. So entfernt sich der Rapper nicht nur musikalisch immer weiter von Titeln wie „Kleine Hure", sondern auch seine frauenverachtenden Liedstellen werden merklich weniger. Apache wird salonfähig. 

Das Geheimnis seines Erfolges? Laut Kool Savas sind es die krass eingängigen Melodien. Eine gute Melodie sei immer noch Gold wert. Und so war es dann auch kein Wunder, dass die Konzerte restlos ausverkauft sind. Und weil seine erste Tournee pandemiebedingt um zwei Jahre verschoben werden musste, setzte der Ausnahmekünstler gleich noch einen drauf und legte mit fünf Zusatzshows nach. Und das, obwohl die nächste Tour bereits in den Startlöchern steht. Den Start der Zusatzshows machte Mannheim – München, Köln, Hamburg und Berlin folg(t)en. 

Ja, ein Konzert von Apache 207 ist in vielerlei Hinsicht beeindruckend. Da sind zum einen die Fans – in der Hamburger Barclays Arena immerhin knapp 15.000 an der Zahl, die sich gar nicht recht einordnen lassen. Da sind die jugendlichen Fans, die sich von Mama und Papa vor die Arena fahren lassen müssen, aber da sind auch die Bösewichter in ihren schwarzen Limousinen, die die Lieder genauso textsicher mitsingen können und die Mittdreißiger aus der oberen Mittelschicht. Mit seiner Show spricht er ein extrem breites Publikum an. 

Das Publikum ist genau wie die Musik vielschichtig. Aber auch das Bühnenbild und die Lichtershow beeindrucken. Auch wenn hier nichts dem Zufall überlassen wird, so wirkt es durch Apaches glaubwürdige Art nicht so inszeniert und gekünstelt, wie man vielleicht beim Lesen denken mag. Aber kann man es dem Rapper verübeln? Die Messlatte liegt dank seines Immensen Erfolges sehr hoch – "Roller" zählt nur allein auf Spotify über 330 Millionen Streams. Aber gleichzeitig ist es das erste Mal, dass der Künstler auf einer Tour auf der Bühne steht. Da möchte man nichts dem Zufall überlassen. 

Wie beschrieben sind die Erwartungen beim Publikum groß, denn erste Einblicke in die zu erwartende Show gab es schon. Immerhin handelt es sich beim heutigen Konzert um eine der fünf Zusatzshows. Die jubelnde Halle zeigt: Hier wartet man auf jemanden, der ganz genau weiß, was die Fans sehen wollen und wie er die Menge glücklich macht. 

Als Apache dann gegen 20:25 mit etwas Verspätung die Bühne betritt – einige hatten vielleicht erwartet, dass er auf Rollerskates hereingerollt komm - rastet die Menge aus. 

 

„Apache bleibt gleich“ – dieses Versprechen hat Volkan Yaman seinen Fans gegeben. Daher darf der Song „Roller“ natürlich auch an diesem Abend nicht fehlen. Die Menge grölt, Lichter und Armbänder funkeln und dennoch liegt ein Hauch von Ernst über der Szenerie. 

Das ist sicher auch dem Bühnenbild sowie seinem Song „Mama“ geschuldet. Auf den ersten Blick scheint das Bühnenbild die Zuschauer direkt mit in die Kindheit des Rappers zu nehmen. Wir sehen die Siedlung mit Spielplatz, sowie das Hochhaus, in dem Apache zu dem geworden ist, der er heute ist. Für Begeisterungsstürme bei seinen Zuschauern sorgt aber vor allem das Zusammenspiel aus Bühnenbild und Show.

Apache steht nicht einfach nur vor der Wand und gibt seine Performance. Er interagiert mit dem detaillierten Bühnenbild und den Filmsequenzen, die immer wieder passend zu Situation auf einer riesengroßen Leinwand eingespielt werden. Man muss es einfach sagen: Lange hat Apache seinen Auftritt auf der Bühne geplant, mehrfach wurde er verschoben und nun gibt er sich alle Mühe, seine Fans nicht zu enttäuschen.

Im Laufe des Abends spielte Apache nicht nur Lieder aus seinem neuesten „2sad2dico“-Album, sondern natürlich bekam das Publikum auch „Sie ruft“ und „Bläulich“ aus dem „Treppenhaus“-Album zu hören. Apaches Kombination aus Pop und Straßenrap, die es so in der Deutschrap-Szene noch nicht gegeben hat, ließ die Fans aber eigentlich wie erwartet fast durchgängig ausflippen.  

Die beeindruckendste Szene des Abends war mit Sicherheit, als Apache mit einem Boot, zum Greifen nah, durch die Zuschauermenge, fuhr. Passend dazu färbten sich die Armbänder der Fans blau und verwandelten die Arena in ein wahres Lichtermeer.

Er gibt sich Fan-bezogen, performt und lässt auch seine viel geliebten Musical-Einlagen nicht aus, wie der Song „My heart will go on“ von Celine Dion zeigt, der seine Fahrt im Boot begleitet und dazu Fan-Artikel in die Menge wirft. Minutenlang lässt er sich unter lautem Gekreische von der Menge feiert und man sieht, dass er jede Minute davon auskostet.

Neben Apaches außergewöhnlichem Musikstil und Aussehen - natürlich trug er auch am Mittwoch ein weißes T-Shirt, die 80er Sonnenbrille und geölte Haare wenn er nicht gerade mit freiem Oberkörper in Lederklamotten performte - liegt das wohl auch an der beeindruckenden Show, die er in der Barcleys Arena hinlegte.

Apache steht für Kontroverse und Leidenschaft aber auch für den berühmten amerikanischen Traum: Vom Keller-Friseur zum Rap-Millionär. Dabei bleibt er aber seinen eigenen Grundsätzen treu. Er lächelt nur müde darüber, wenn es wieder einmal heißt, dass Glitzer-Rollschuhe und lange Haare in der Hip-Hop-Szene nichts zu suchen haben.

Apache macht sich seine Musik-Gesetze selbst, gibt den Stift für seine Musik-Texte nicht aus der Hand und belohnt seine Fans dafür mit einem Konzert, das Unterhaltung, Emotionen und auch ein wenig Kontroversität mit sich bringt. Aber auch dieses Konzert war mit Lasershow und Disco-Pop einlagen in meinen Augen ein weiterer Beweis dafür, dass Apache eben nicht gleich bleibt, sondern er sich stetig weiterentwickelt. Aber eben weg vom singenden Rapper, der er einmal war.

Leider hat uns das Management des Rappers bisher unsere Bilder (und nicht nur unsere) freigeben, so dass wir diese bislang nicht veröffentlichen können.