Schwarze Rituale mit Belphegor und Batushka

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Hamburg, 24.11.2021, (Laura Fatteicher) - Der Hamburger Berg ist einer der Anlaufpunkte für alle, die es etwas lauter auf den Ohren mögen. Inmitten der Rock’n’Roll-Meile liegt auch das Headcrash, das am gestrigen Abend die volle Ladung Death-Metal nach Hamburg holte. Denn auf ihrer “Black Rituals Tour” durch Europa machten die polnischen Priester Batushka und ihre Co-Headliner Belphegor auch in Hamburg halt.

Wie bei Metalkonzerten üblich, sollte es dazu nicht nur eine, sondern gleich drei Vorbands geben, die den Abend einheizten. Dank der 2-G-Regelung in Hamburg konnten sich so viele Metalheads nochmal ordentlich die Ohren durchpusten lassen, bevor es pandemiebedingt vielleicht bald wieder leiser in den Konzerthallen wird. Wegen des umfangreichen Lineups öffnete das Headcrash bereits 17.30 Uhr – sollte es zumindest. Der Einlass verzögerte sich um eine halbe Stunde und so wurden die Feierwütigen direkt beim Betreten des Clubs mit harten Gitarrenriffs empfangen, denn die erste Band, Almost Dead, rockte bereits die Bühne.

Nicht viele Bands wagen den Weg in Coronazeiten für Europakonzerte über den großen Teich. Doch die Thrash-Metaller kamen tatsächlich aus Kalifornien! Etwas schade, dass dann viele Konzertgänger durch den verzögerten Einlass bzw. den frühen Konzertbeginn ihren Auftritt verpassten. Nach dem gefühlt zehnminütigen Auftritt von Almost Dead und einer schnellen Umbaupause ging es dann auch schon weiter mit Impalement. Die Schweizer Band hat erst im letzten Jahr ihr Debütalbum veröffentlicht, auf dem auch Belphegors Fronter Helmuth – der später noch die selbe Bühne betrat – ein Gastsolo beigesteuert hat. In schwarzen Lederhosen, hohen Stiefeln und blutverschmiertem Oberkörper, betrat die Band die Bühne.

Wer hier nicht genau hingeschaut hat, wusste wenig später nicht, wer eigentlich vor einem stand, denn im Lichtkonzept wurde der Begriff “Black Metal” nochmal neu definiert. Aus der Dunkelheit preschte dann ein gewaltiges Maß an Brutalität auf das Publikum ein, die sich nun langsam die Köpfe zu den kraftvollen Gitarrenriffs warmschüttelten. Neben der Dunkelheit kamen nun noch Nebelfontänen hinzu und fünf dunkle Gestalten in schwarzen Umhängen betraten die Bühne. Diabolical gründeten sich bereits 1996 unter dem Namen Misanthropic Orchestra und sind ebenfalls im Death- und Thrash-Metal beheimatet. Von allen Vorbands, wurden sie vom Publikum am meisten gefeiert und mittlerweile war auch jede Lücke im Headcrash von Metalheads gefüllt.

Allerdings kam es direkt beim zweiten Song zu technischen Schwierigkeiten und der Sänger teilte mit, dass die Gitarren ausgefallen sind. Das Problem konnte glücklicherweise schnell behoben werden und so ging es auch direkt weiter. Der Sound ließ trotzdem ein wenig zu wünschen übrig, denn vom Gesang konnte man – akustisch – zumindest in den ersten Reihen nichts verstehen. Die Nebelwand wurde bei jedem Song dicker und dicker, sodass letztendlich kaum mehr Silhouetten auf der Bühne erkennbar waren.

Für den ersten Headliner des Abends wurden große Holzkreuze, Tierknochen und Totenschädel auf der Bühne platziert.

 

 

 

 

 

Belphegor eröffneten ihre Show mit “Swinefever - Regent Of Pigs” und die Menge war von Anfang an beim Feiern dabei. Spätestens jetzt war wieder das Gefühl von “früher” da. Lange Haare und der Schweiß fremder Menschen flogen durch den Raum, die Fäuste gingen in die Luft und es wurde lauthals mitgegrölt. Frontmann Helmuth untermalte mit seinem blutverschmierten Gesicht und seinen psychotischen Gesichtsausdrücken die düsteren Texte. Das war nun wirklich nichts mehr für schwache Gemüter.

Band und Publikum interagierten miteinander und durch die fehlende Absperrung war man der Band hautnah. Die Temperatur im Raum stieg mit jedem Song deutlich an. Besondere Freunde kam auf, als Belphegor ganz neue, bisher unveröffentlichte Songs anspielte. Schon im Frühjahr sollen diese auf einem neuen Album veröffentlicht werden.

Den Reaktionen des Publikums nach zu urteilen, wird auch dieses Album ein voller Erfolg. Nach diesem Abriss brauchten auch viele der Zuhörer eine kurze (Raucher-) Pause. Der Club leerte sich und auch die Luft wurde wieder etwas erträglicher. Doch das sollte es noch nicht gewesen sein, schließlich fehlte noch ein Headliner: Batushka.

Alles überflüssige wurde von der Bühne geholt – auch die Bühnenmonitore mussten für die nächste Show weichen. Stattdessen wurden Kerzenständer und Räucherwerk um einen Altar aufgestellt. Nach einer halben Stunde betraten dann acht vermummte “Priester” in schwarzen Roben barfuß die von Weihrauch umwobene Bühne. Die mit jedem Schritt kleiner wirkende Bühne war letztendlich komplett ausgefüllt. Das vierminütige orthodoxe Intro „We Bow Down Before Your Cross“, einem Männerchor-Gesang, war sehr eindrucksvoll. Textlich und musikalisch haben sich Batushka an der ostorthodoxen Kirche inspiriert, so wurden die Songs auch ausschließlich in altkirchenslawischer Sprache verfasst.

Leider war die Bühne deutlich zu klein für das gewohnte Ausmaß an Inszenierung und auch die aufgestellten Altarkerzen, die einen großen Teil der Atmosphäre ausmachen, blieben an diesem Abend leider aus. Die Ritualmusik hat musikalisch – gepaart mit den rituellen Handlungen – trotzdem beim Publikum einen Trancezustand erreicht. Auf diesen Abend hatten sich sicherlich viele Fans nach der langen Coronapause (zurecht) gefreut. Leider mussten nun die zwei weiteren Deutschlandkonzerte der Black Rituals Tour in München und Leipzig pandemiebedingt abgesagt werden.