Rock und Regen

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Nordholz/Wanhöden, 19.07.2015 – Letzter Festivaltag. Die Sonne hatte sich verabschiedet. Es regnete fast den ganzen Tag. Rock, Rap und Regen war also an diesem Tag angesagt. Um 12:00 Uhr ging es mit Station 17 auf der Water Stage los, die Fire Stage wurde danach durch Anchors & Hearts aufgewärmt. Sie spielten 15 Minuten länger als geplant, da die britischen The Computers, die übrigens überhaupt nichts mit Rechnern am Hut haben, ihren Auftritt wegen Verzögerungen durch Bauarbeiten im Eurotunnel absagen mußten. Hatebreed und Ferric Mc, folgten. Reimann (Ferris) ist festes Mitglied der Band Deichkind, die am gestrigen Tag spielte. Nachdem Deichkind-Mitglied „Buddy“ die Band nach einer Tour verließ, stieg er in die Band ein. Solo ist er durch seine für den Hip-Hop sehr harte Musik aus Gitarrenriffs bekannt.

Im Green Circus durfte der Contest Winner des Onlinevotings auftreten und im Palastzelt fand das Poetry Slam Finale statt.

Die Alternative-Rock-Bands The Wombats und Blood red shoes, beide aus England, machten auf den großen Bühnen weiter. Letztere besteht nur aus Laura-Mary Carter (voc, guit.) und Steven Ansell (voc, drums). Dröhende Grundstimmung traf auf Gitarrenriffs und einprägsame Melodien. Von Festival zu Festival nimmt ihre Fangemeinde zu. Die schwedische Rock-und Pop-Band Mando Diao reiste ohne Gustaf Norén an, der die Band im Juni 2015 verlassen hatte. Björn erledigte den Frontmann-Job alleine – und mit welcher Energie! Besonders schön: Er spielte zwei Songs alleine auf der Akustikgitarre.

Lokalmatador und ehemaliger Sänger der Hamburger Band Tomte Thees Uhlmann kam mit seinen Bandkollegen Tobias Kuhn (guit.), Nikolai Potthoff (guit.), Julia Hügel (keyb.), Markus Perner (drums) und Hubert Steiner (bass). Zusammen mit den Kettcar-Musikern Marcus Wiebusch, der am Freitag im Festzelt spielte, gründete er 2002 das eigene Label Grand Hotel van Cleef. Mit „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“ trat der 40-jährige für Hamburg beim Bundesvision Song Contest 2011 an. Der Song durfte an dem Abend auch nicht fehlen. Sympathisch mit vielen Gesprächseinlagen spielte der Musiker sein Set.

Der geborene Hemmoorer aus dem Landkreis Cuxhaven hatte bereits 2013 angedeutet, das er unbedingt auf dem Deichbrand-Festival spielen wolle. Im letzten Jahr ging es nicht wegen Regionalschutz, da er auf einem anderen Festival im näheren Bereich spielte. Er würde sogar umsonst auftreten sagte er damals. Das wird er dann wohl nicht gemacht haben, aber er bot in gewohnter Art und den bekannten holprigen Tanzeinlagen eine gute Show. Das Deichbrandfestival bezeichnete er als „Matjes-Filetstückchen unter den Nordfestivals, das Labskaus der Entertaining-Industrie, die Viermastbark der Rockkonzerte“.

Die Hip-Hop-Gruppe Fettes Brot aus Hamburg machte dann den fetten Abschluss. Auch sie waren beim beim Bundesvision Song Contest im Jahre 2005 vertreten und machten mit dem Song Emanuela den 2. Platz. Mehrfach bekamen sie mehrfach die 1LIVE-Krone, den Bravo Otto, den Comet und Echo sowie MTV Europe Music Award. Vor dem Auftritt der Rapper Doktor Renz (Martin Vandreier), König Boris (Boris Lauterbach) und Björn Beton (Björn Warns) wurde der Himmel immer dunkler und Blitze zuckten.

 

Als die Band pünktlich um 22:00 Uhr die Bühne betrat, machte der Himmel die Schleusen auf und zeigte den weit angereisten, das der Regen in Cuxhaven auch waagerecht fallen kann. Zwar standen die Brote auf der Bühne unter einem Dach, doch der Regen wurde durch die aufkommenden Windböen auf die Bühne gepustet, sodass die Musiker bald durchgeweicht waren. Die Hamburger zogen Hits wie "Nordisch By Nature" und "Jein" im Set vor, falls der Auftritt früher abgebrochen werden müsste. Das war jedoch nicht der Fall und die Rapper konnten ihren Auftritt wie geplant beenden. Abwechselnd musste mal Dr. Renz oder König Boris zur Technik um ihre Mikros auszutauschen, welche mit Wasserschaden ausgefallen waren.

Doch merkte man bei diesem Auftritt, dass schon viele Besucher aufgrund der Wetterbedingungen frühzeitig abgereist waren. Der Rest trotzte dem schlechten Wetter und sahen sich die 90-minütige Show mit jeder Menge Spektakel und flotten Sprüchen an. Die Anhänger der Band tanzen im Matsch und Regen mit Regencapes bewaffnet bis zum Ende durch, zumal das Gewitterzentrum dann aber doch knapp am Festivalgelände vorbei zog.

Viele schlidderten auch noch im Matsch zum Partyzelt. Dort traten bis 2 Uhr nachts noch ZSK und Ly Fly auf. Warum die gute Band Le Fly wieder zu so einen unmöglichen Termin im Zelt spielen musste, weiß wohl niemand. Viele Fans beschwerten sich vorab in den sozialen Medien darüber.

Die allerletzten Konzerte wurden im Red Bull Tourbus auf dem Playground gespielt, dann war das Festivalvolk müde und wer sich nicht schon auf den Weg gemacht hat, ging zum Ausschlafen in sein Zelt.

Was bleibt, ist neben matschigen Schuhen ein super Wochenende mit einem hochkarätigen Line-up, das trotz der hohen Deutsch-Quote und vielen Hip-Hop und Rapacts komplett überzeugte. Und mit dem Sturm und Regen haben die Veranstalter des Deichbrands im nunmehr 11. Jahr die vergangenen Jahre ja immer wieder leidliche Erfahrung machen müssen.

Nach Abschluss des Festivals hört man nur positives. Die Polizei und Johanniter waren zufrieden, die Zuschauer sowieso und der Veranstalter erst recht. Somit gehen die Planungen für Deichbrand 12.0 bald wieder los. Das Festival wird vom 21.- 24.Juli 2016 stattfinden. Wildcards gibt es bereits schon jetzt im Vorverkauf: