Deichbrand 2016 - Tag 3: Heißes Wetter, heiße Musik

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Nordholz/ Wanhöden, 23.08.2016 - Der Samstag war wie immer der Haupttag des Festivals und das Set-Up konnte sich sehen lassen, einige deutschsprachige Hochkaräter kamen an die Nordseeküste, obwohl große internationale Interpreten fehlten. Die angekündigten Unwetter machten auch an diesem Tag einen großen Bogen um das Festival und so gab es wieder Temperaturen knapp unter 30 Grad.

Um 12:00 Uhr ging es auf der Fire-Stage mit Milliarden (Frontmann Ben Hartmann sowie Johannes Aue) los. Die Band ist gerade stark im Kommen und bringt in zwei Wochen ihr Debütalbum an den Start. Auf der Electric Island Bühne eröffnete wie an jedem Festivaltag Vargo das Line-Up . Im Palastzelt begann die Poetry Slam Vorrunde II. Im „Newport“ spielen unterdessen Odeville und Trümmer zwei großartige Auftritte, die in der Nachmittagssonne richtig Laune machen.

Nach Rapper Sierra Kidd und Ladwagon, einer Punkrockband aus Kalifornien, gab es gleich wieder Rap aus deutschen Landen mit Motrip auf der Water Stage, der sich noch kurz vor der Show an der Hand verletzte. „So wie du bist“ war sein bisher größter kommerzieller Erfolg und durfte in seiner Setlist nicht fehlen.

Die kanadische Garage-Blues-Rock-Band Danko Jones um den gleichnamigen Sänger und Gitarristen feierten mit ihrer ältesten Anhängerin, einer über 70-jährigen Dame. Rap gab es von ASD (Afrob und Samy Deluxe) und mit der schwedischen Punkrock-Band Millencolin wurde es noch einmal etwas härter.

Nach deutschem Zecken-Punk von WIZO gab es ein Wiedersehen mit der schillernden Skin alias Deborah Anne Dyer, Frontsängerin von Skunk Anansie. Die kahlköpfige Powerfrau trat bereits 2011 auf dem Deichbrand Festival auf. Damals war man bei Deichbrand stolz, erstmalig ganze 18.000 Tickets verkauft zu haben - dieses Jahr ist es fast das dreifache. Die britische Band hat seitdem ihre Alben „Black Traffic“ und „Anarchytecture“ veröffentlicht und Skin ist seit einiger Zeit Jurymitglied bei der Casting-Show „X-Factor Italia“. Die wie immer auffallend gekleidete Sängerin ließ es sich nicht nehmen, eine Runde Crowdsurfing zu machen.

Rap-Urgesteine Beginner um Jan Delay sind nach jahrelanger Pause in diesem Jahr wieder in Erscheinung getreten. Gleich als Opener läuft die aktuelle Single „Ahnma“, bei der Feature-Gast Gzuz auf die Bühne kommt. Frenetisch gefeiert wird es auch, als der im Werder-Trikot gekleidete Jan Delay und Denyo alte Klassiker wie „Liebeslied“, „Füchse“ oder „Hammerhart“ anstimmen. Der Headliner Seeed und das Infield war brechend voll. Mit einem gelungene Mix aus Dancehall, Reggae, Dub Ska, Hip Hop und einer tollen Bühnenshow machte Seeed ihrer Stellung als Headliner gerecht. Die Sänger Eased (alias Frank Dellé), Ear (alias Boundzound) und Enuff (Peter Fox) sind in den letzten Jahren auf eigenen Pfaden gewandert und haben jeweils erfolgreich Soloalben veröffentlicht.

 

Peter Fox lag am Vortag noch mit 39 Grad Fieber im Bett, aber es ist halt Profi und wollte das einzige Konzert in 2016 nicht absagen. Wer bisher noch keines ihrer Konzerte miterlebt hat, konnte sich von ihrer Bühnen-Dynamik überzeugen. "So bis etwa in 2 Jahren!" verabschiedete sich Fox.

Leider spielte die gerade einmal 25 Jahre alte Niederländerin Sharon Kovacs zeitgleich zu Seeed im Palastzelt, so dass ihre tolle Stimme und Ausstrahlung nur lediglich ca. 200 Fans erleben konnten. Schließlich ist die meist mit einer Fellhaube mit Katzenohren bedeckte Künstlerin international unterwegs und bereits große Bühnen gewohnt. Ihre Motorik ähnelt durchaus der Eleganz einer Raubkatze. Am besten ist sie als Mischung aus „Cats“, Amy Winehouse und Grace Jones zu beschreiben. Die fünf Musiker hinter Kovacs an Schlagzeug, Gitarre, Bass, Geige sowie abwechselnd Keyboards und Trompete intonieren unter größter Zurückhaltung einen schwelgerischen Retrosound. Das Katzenfell blieb zu Hause, wegen der heißen Temperaturen im Zelt zog sie sogar ihre Stiefel aus und sang barfuß weiter. Unsere Meinung: Falls sie noch einmal wiederkommt, gehört sie auf eine größere Bühne.

Nach Seeed spielte Frittenbude auf der Water Stage und neben der britisch-australische Formation Sunset Sons mit ihren gitarrenbasierten Hymen stand die deutsche Pop-Band Ok Kid im Zelt auf den Brettern. Ihr Lied „Am Ende ist“ war Teil des offiziellen Soundtracks von FIFA 14, im gleichen Jahr traten sie mit „Unterwasserliebe“ beim Bundesvision Song Contest für das Land Hessen an. Beide Lieder wurden an diesem Abend auch gespielt.

Rapper Nico von der Band K.I.Z präsentierte an diesem Abend als Letzter auf der Water Stage seine Art von Deutsch-Rap.

Für feine elektronische Musik sorgten der französische DJ Gesaffelstein sowie das DJ-Duo aus Berlin Lexy & K-Paul bis nach 04:00 Uhr im Palastzelt. Der Zusatz „Rockfestival am Meer“ wurde unserer Meinung nach zu recht durch „Festival am Meer“ ersetzt, denn das Festival wendet sich immer mehr der elektronischen Musik, Rap und Hip-Hop zu. So gibt es mittlerweile auch eine eigene Bühne für elektronischen Musik.