"The Voice" meets Kirche

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Hamburg- Harvestehude, 20.10.2019 (SD) - Guido Goh, der im vegangenen Jahr am Sangeswettbewerb “The Voice of Germany” teilgenommen hatte, spielte in der St. Johannis Kirche ein 3-stündiges Konzert. Der Musiklehrer und Chorleiter zeigte ein buntes Programm von Pop bis Workship-Songs. Allein stand er die meiste Zeit nicht auf der Bühne. In seiner Freizeit ist der 49-Jährige nämlich passionierter Chorleiter und leitet zur Zeit 5 Chöre in der Hansestadt. Zudem gab der Wahl-Dithmarschener seiner guten Freundin Coby Grant auch Zeit und Raum, einige ihrer Songs von ihrem neuen Album "Small tits big dreams" in dieser eindrucksvollen Location zu performen. Nachdem Goh vor das Publikum trat und es begrüßte, schritten die Chormitglieder den Kirchengang herab und positionierten sich auf der Bühne vor dem Altar. Wer nun dachte das typische Kirchenlieder und Gospelsongs folgen, lag falsch. Kraftvoll und energiegeladen schallte das weltweit bekannte "Roling in the deep" von Adele durch die Kirche. Schon beim ersten Song war zu bemerken, mit wie viel Spaß und Freude der in den Sing Off's von TVOG 2018 ausgeschiedene Musiker dabei ist. Dies spiegelte sich auch in "Viva la Vida" von Coldplay, den der Chor vortrag, wieder:

Lebe das Leben- genau diese positive Energie übertrug der Chor auf das Publikum. Es wurde geklatscht und mitgesungen. Im Anschluss erzählte Guido Goh, wie er vor einiger Zeit Martin Schulte getroffen und ihn gefragte hatte, ob er seinen ESC-Hit "You let me walk alone" von einem 3-zügigen 90-stimmigen Chor schon einmal gehört hätte. Diese Version kannte Schulte natürlich nicht, leider war er an diesem Abend beruflich verhindert und konnte das Konzert nicht besuchen. So zückte Goh sein Handy und nahm die Performance seiner Chöre auf, doch nicht nur den Chor dirigierte er - auch das Publikum wurde mit in das Lied eingebunden und sang gemeinsam mit dem Chor.

Im Anschluss wurde ein weiterer berühmter Popsong vorgetragen: "Love runs out" von OneRepublic.Diesen Song von 90 Stimmen vorgetragen, das kann einem schon mal eine Gänsehaut verpassen konnte. Nach diesem Song verließen die 90 Sängerinnen und Sänger die Bühne und Goh erzählte, wie er Coby Grant kennen gelernt bzw. eigentlich nicht kennen gelernt hat. In dem hektischen Treiben hinter den Kulissen bei der bekannten Musikshow sei ihm damals immer wieder eine sehr freundliche Blondine begegnet und man grüßte sich herzlich wenn man sich auf den Fluren begegnete. Erst später, als die ersten Folgen im TV liefen sah Goh dann, wer die nette Blondine war. Keine geringere als das Stimmenwunder aus Australien, die es im Team der Fantastischen Vier bis ins Halbfinale schaffte!

Coby kam strahlend mit ihrer Akkustikgitarre in der Hand in die Kirche. Ihr neues Album, was dieses Jahr erschien und mit dem sie im kommenden Januar auf Deutschland Tour gehen wird, trägt den markanten Titel "Small tits big dreams". Wie es zu diesem Namen kam, erzählte Coby bevor sie den Song "For Tara" sang. Ihre Freundin Tara war an Brustkrebs erkrankt und hat trotz langer Krankheit nie ihren Humor und Lebenswillen verloren. So entstand der Titel in Gedenken an sie, da sie Anfang des Jahres doch an ihrer Krankheit verstarb. Mit ihrer weichen aber kraftvollen Stimme erzeugte Grant eine schon fast zauberhafte Stimmung in der 130-jährigen Kirche. Das Coby durchaus auch in der Lage ist fröhliche Lieder zu singen, zeigte ihr nächster Titel. "Solid Grount " ist eine poppige Nummer, die es schaffte das Publikum zum Mitklatschen und wie Coby sagte "Mitschnippeln" zu bewegen.

Anhand dieses Beispiels zeigte sich, das Cobys Deutschkenntnisse im Gegensatz zu letzten Jahr zwar enorm zugenommen haben, die 33-Jährige aber immer noch ihren bekannten starken australischen Akzent hat und es ihr nach wie vor schwer fiel, deutsche Wörter richtig auszusprechen.

 

 

 

Dies wurde ihr aber wohlwollend verziehen, als ihr nach dem Song einfiel, dass es ja eigentlich "Mitschnippen" hieße. Im Anschluss folgte die Countrynummer "Slow dance". Zum Abschluss sang Coby den Titel "I was young". Mit viel Applaus verabschiedet sich die sympathische Blondine von den circa 500 Zuschauern und wollte gerade gehen, als Goh um eine Zugabe bat. Mit einem Cover von Tracy Chapmans Welthit "Fast Car" kam Grant dieser Bitte nach. An dieser Stelle ist zu bemerken, daß es noch 20 Minuten bis zum eigentlichen Ende des Konzertes waren, Goh seinen Chören und Coby Grant fast 2 Stunden Spielzeit gegeben hatte und nun das erste Mal alleine die Bühne betrat.

Nun aber performte er einige Songs von seinem aktuellen Album "Songs for the midnight sun", die während einer Schwedenreise entstanden waren. Das Lied "My Rainbow" standstellvertretend für all die Gegensätze im Leben, dies hörte man auch am Keyboardspiel. Von den ganz dunklen bis zu ganz hellen Tönen erklangen in der Kirche, dazu die kräftige Stimme von Goh. Bei dem Song "Beautiful Bird" spürte man Gohs spirituelle Ader, er schrieb diesen Song für einen toten Vogel, den er am Wegesrand gefunden hatte und begleitete sich hier mit einer Sitar, einem indischen Musikinstrument. Auch seinen neuen Song "Blue Skys" performte er. Der Song mit dem markanten Trommelrhytmus bekam eine ganz eigene Dynamik in der Kirche und er klang sehr kräftig und laut.

Zum eigentlichen Abschluss holte der studierte Luft- und Raumfahrttechniker nun noch einmal seinen Chor auf die Bühne. Gemeinsam mit ihnen sang er seine Lieder aus der TV Show "With or without you" von U2 und "Crying in the rain" von a-ha. Als nächstes folgte "In the Air tonight" von Phil Collins, was sich bei der großartigen Akustik in der Kirche und den kräftigen Stimmen des Chores super anhörte. Zudem hatte er für Coby Grant zwei ihrer Stücke gemeinsam mit dem Chor arrangiert. So kam auch Coby noch einmal nach vorn. Sie sangen gemeinsam mit den Sängerinnen und Sängern ihren emotionalen und ruhigen Song "Winterbear" und das fröhliche "Dance with somebody" von Whitney Houston, welches sie auch bei The Voice performt hatte. Im Anschluss verteilten sich alle Chormitglieder im Publikum und es wurde gemeinsam "Hallelujah" in der Version von Leonard Cohen gesungen. Zum Abschluss kam der Chor auf der Bühne zusammen und sang das alte Workship-Lied "King to my rescue".

Fazit: Gudio Goh präsentierte an diesem Abend ein buntes mit Gegensätzen durchzogenes Programm in der alten und ehrwürdigen Hamburger Kirche. Dieser Mann macht nicht nur Musik, er ist Musik. Zudem war er sich nicht zu fein um nach 200 Minuten Konzertzeit auch noch persönlich am Ausgang zu stehen, CD's zu signieren und sich gemeinsam mit seinem Publikum fotografieren zu lassen. Auch wenn man kein Fan von Kirchenmusik ist, ein Kirchenkonzert mit Goh ist absolut empfehlenswert, wenn man gern gute handgemachte Musik zu schätzen weiß.