'Rockstar' riss das Publikum von den Stühlen

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Bremen, 15.01.2015 - Rockmusik ist der Ausdruck eines Lebensgefühls, das über Generationen hinweg greift- Gitarrenriffs und Röhrenjeans inklusive. Regisseur Detlef Winterberg und Lichtdesigner Knut Gminder haben es geschafft, dieses Lebensgefühl in eine moderne Show umzusetzen. Schon im Eingangsbereich kündigten viele Requisiten das Showmotto an wie auch die Bekleidung der Bedienungen. Kraftvoll und bunt startet das GOP Bremen in das neue Jahr 2016. Ein Tag zuvor führte das GOP bei den Bremer Sixdays schon eine Eröffnungsshow auf.

Und nun die Bühne frei für die ersten Rockstars des Abends: Das Duo Akascht! Die zwei Münchener Musikkabarettisten Stefan Erz(Jahrgang 1965), ein etwas zu jung geratener Mick Jagger und Hans v. Chelius(Jahrgang 1968) stehen zu ihrem Alter und singen live und präsentierten Rocksound auf ihren Gitarren. Schließlich stehen die beiden nach eigenem Bekunden an diesem Abend nur auf der Bühne, weil ihre internationale Karriere als Rockstar gescheitert ist. Sie erklären, das der Namen rückwärts gelesen 'Tschaka' heißt und 'Tschaka Tschaka' ja wohl für Stimmung und Action steht. Der trottelig wirkende Bühnenassistent »Roadie Jerry«, alias Maxime Paoulin, kam den Herren von Akascht gerade recht zum Ablästern.

Weiter ging es mit Punkerin Pippa the Ripper (31), die im wahrsten Sinne des Wortes bei ihrer tempogeladenen und farbenfrohen Hula-Hoop-Darbietung zu dem Sound von „Guns‘n‘Roses“ eine Unmenge Reifen um ihren Körper kreisen ließ. Stefan und Hans fragten das Publikum wer Gitarre spielen kann. Es sollte ausreichen 3 Akkorde zu beherrschen. Sie erklärten dem Publikum, das die größten Rockhits aller Zeiten mit 3 Akkorden komponiert wurden und sie bewiesen sofort, in dem sie einige Songs anspielten.

Die quirlige Akrobatin, Tänzerin und auch in Puncto Comedy geübte Silea (Silke Adolph) spielt eine Schwedin und balanciert tatsächlich auf dem Tisch: ›Table Dance‹ der besonderen Art, auf horizontal aufgestellten leeren Flaschen, angefangen vom kleinen Piccolo bis zur 2-Liter-Pulle.

Akrobatisch ging es in der Luft weiter mit einem Kettentanz. Elizabeth Williams (36) aus Kanada zeigte zum Rocksong „Zombie“ von „The Cranberries“, was sie in Sachen Dynamik und Kraft an den kalten Ketten drauf hat.

Der schweigsame Kanadier Maxime Paoulin alias Jerry zeigte nun, was in ihm steckte: Überraschend enthusiastisch zeigte der Fahrradrocker in der Jogginghose dem staunenden Publikum, dass er nebst ›Rock auf dem Rad‹ alle Kunstrad-Disziplinen sicher beherrscht und dabei noch lustig wirkte.

Vor der Pause wurde es dank dem großartigen Duo Ogor noch einmal ruhiger. Milana Ogorova & Mariusz Ogor zeigten ihre Hand-in-Hand−Partnerakrobatik. Ein rundum gelungener Akt voller Ästhetik, Kraft, Körperbeherrschung und Anmut. Bei dem vollkommen aufeinander abgestimmten Paar passte jeder Griff und es erntete stürmischen Applaus. Beide haben schon bei internationalen Circusfestivals zweimal Bronze gewonnen.

 

Nach der Pause zeigte die deutsche Silea mit ihrem großen, roten Fächer Seiltanz. Die junge Ausnahmekünstlerin schwebte erst zu romantischer Musik und dann zu immer fetzigeren Rockklängen über das Drahtseil. Wieder auf dem Boden angekommen, zauberte sie den Mexikanern Fernando und Pedro noch kurz die Tequila-Flasche weg. Eine perfekte, schwungvolle Performance bot auch Anna Weirich (28) an der Pool-Dance-Stange. Sie wurde in einer Talentshow entdeckt.

Dann hieß es noch einmal Bühne frei für Jerry mit einer Nummer auf einem wackeligen Stuhl auf einer Podestleiter. Silea hatte in weiser Voraussicht einen Erste-Hilfe-Koffer mitgebracht, der dann bei ihrem nachfolgenden eigenen Auftritt beim Verspeisen von Rasierklingen besser aufgehoben war. An einem roten Faden holte sie aber alle wieder aus ihrem Körper.

Maxim Kriegers (35) Metier ist die Rola Rola Akrobatik. Der junge Russe stapelte sich mit Brettern und Rohren in schwindelerregende Höhen. Nach einer weiteren musikalischen Einlage des Rockstar-Duos Akascht gab es eine temporeiche Diabolo-Jonglage von Phil OS (Philip Behrens) aus Kassel. Er startete seine Karriere im Alter von 11 Jahren und brillierte bereits als Preisträger beim internationalen Zirkusfestival ›Golden Trick‹ in Kiew. Der jetzt 26 jährige Power-Mann legt ein irreres Tempo vor, ließ zu peitschender Rockmusik seine Diabolos tanzen und wirbelt dabei auf der Bühne herum, dass es eine wahre Freude war.

„We will we will rock you!“ . Zum Abschluss griffen Stefan und Hans mit dem Queen-Klassiker noch einmal voll in die Saiten. Alle Artisten und das Publikum klatschten zum Takt des Kultsongs begeistert mit. Alt bekannte und neue Chart-Tracks - von Akascht begnadet vorgetragen, bildeten den Klangteppich für die atemberaubende Akrobatik.

Diese Performance machte Rockstars zu etwas besonderem. Eine rasante Varieté-Show mit viel Dynamik; ein Feuerwerk an artistischen Höchstleistungen zu ultracoolen Gitarrenriffs aber ohne einen richtigen roten Faden, der als Story durchs Programm führt. Für das ältere Publikum könnte die Veranstaltung etwas zu laut geraten sein.

Die fetzige Show ROCKSTAR ist noch bis zum 28. Februar 2016 in Bremen zu sehen.