Eine Show voller Spielzeug

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Bremen, 13.11.2016 – Der Direktor des GOP. Varieté Theaters Bremen, Philipp Peiniger und Direktionsassistentin Milena Bloch freuten sich bei der neuesten Medienpremiere auf den Beginn der 4. Wintersaison an diesem Standort. Gezeigt wurde das aktuelle Winterprogramm „Toys“ (Spielzeug). Das Ensemble betrachtete bei dieser typischen Weihnachtsshow die Welt mit Kinderaugen und wagte einen imaginären Blick durch die Scheibe des kleinen Spielzeugladens, der die Kulisse bildete. Tagsüber nur Spielzeuge, erwachten die scheinbar seelenlosen Spielzeuge. Nachdem der Ladenbesitzer seinen Koffer packte und den Laden verließ eröffnete sich eine Welt voller Poesie und Witz. Die Idee zu dieser Show ist laut stellvertretendem künstlerischen Direktor der GOP Entertainment Group, Ralf Zimmermann, einem Mitglied des Creativ-Teams gekommen, als dieser vor 5 Jahren in Paris in einem Straßencafe saß und gegenüber einen alten Spielzeugladen erblickte. Das liebevolle Bühnenbild erinnerte an eine alte Ladeneinrichtung um die Jahrhundertwende, samt Grammophon, Drehorgel und Tretroller.

Den roten Faden der Show übernahm dieses Mal der 25-jährige Aaron M. Marquise. Aus seinem Kinderwunsch einmal Clown zu werden machte er einen Beruf. Mit einem langen Faden, nein Bändern, musste eine Zuschauerin dem Clown aber erst einmal die übergroße, rutschende Hose befestigen. Wie sein Vorbild Charles Chaplin nimmt der junge Amerikaner, der in Montreal zur Zirkusschule ging und vorher Schauspiel und kreatives Schreiben studierte, das komische Fach sehr ernst, welches er an diesem Abend nonverbal erfolgreich präsentierte.

Der erst 19 Jahre alte Saleh Prinz Yazdani reitete auf einem hölzernen Schaukelpferd zum Sound des französischen Indie-Popmusikers Woodkid und zeigte seine kraftvolle Handstand-Akrobatik in schwingender Bewegung. Er wurde nach Beendigung der Artistenschule in Berlin direkt für das GOP engagiert, paßt doch sein hölzernes Kinderpferd wie „Arsch auf Eimer“, so die Anmerkung des stellvertretenden künstlerischen Direktors.

Der Franzose Thomas Vey mit russischen Wurzeln wurde mit seinem Einrad-Talent zunächst von seinem Vater trainiert und besuchte bis vor kurzem die Zirkusschule in Chalôns en Champagne. Nun erhielt er nach seinem Abschluss die Chance, sein Können in die GOP Show Toys als radelnder Pinocchio einzubringen.

Auch sehenswert war Vitalij Ostroverhov auf dem Schlappseil. Beim Einradfahren jonglierte er auf dem Seil mit einem Einrad fahrend Hüte, die gestapelt auf seinem Kopf landeten. Da soll nochmal jemand sagen, Männer seien nicht multitaskingfähig.

Zwischendurch kämpfte der Clown wieder mit einer seiner Hosen und seinem Kaugummi, nur unterbrochen von einem wichtigen Anruf von seinem neuen US-Präsidenten Donald Trump auf einem „Turnschuh-Telefon“. Es folgte die Australierin Chelsea Angell mit einer Hula Hoop-Darbietung, die im zweiten Teil des Abends noch mit ihrem sehr modernen Rhönradauftritt zu sehen war.

 

Nach der Paus mussten alle Artisten mithelfen für den Act der nächsten Künstler mithelfen, ein übergroßes „TOYS“- Schild mit Situationskomik von der Bühnendecke abzumontieren. Denn das Duo Musa aus den Niederlanden verwendete für ihre komödiantische Spielform der Trapezakrobatik den oberen Bühnenraum. Aber zunächst wurde eine dicke Turnmatte über die Köpfe der Zuschauer hinweg zur Bühne befördert, ohne das etwas zu Bruch ging. In ihrer aktuellen Nummer „starker Mann und das grobmotorische Dummchen“ agierten sie so auf höchst vergnügliche Art die Klischees der klassischen Trapezdarbietung zu Dixie-Musik.


Saleh Prinz Yazdaniarne mit seinem überdimensionalen Schaukelpferd

Die 33-jährige Französin Audrey Decaillon zeigte eine Jonglagenummer zum Song "Radio Protector" von der Post-Rock-Band 65daysofstatic mit Anmut, konnte aber nicht so recht begeistern, zu oft sah man ähnliches auch spektakulärer. Sie brachte sich die Jonglage als Autodidaktin bei, dies ist zumindest bemerkenswert.

Der Kanadier Mathieu Cloutier wollte Profi-Hockeyspieler werden und war dafür zu klein. Er entschied sich für die Zirkuskünste, die er mit Myriam Lessard in einem Duett auf Rollschuhen zeigte. Eine Rollschuhakrobatik, die man nicht so oft im GOP sieht, teilweise war Myriam nur mit ihrem Rollschuh im Nacken des Partners bei den schwungvollen Drehungen verbunden. Mathieu Cloutier eröffnete bereits solo die Show mit einer Cry-Darstellung zu rockigen Klängen.

Die russischen Artisten Alexey Suleymanov, Vladimir Paklin und Igor Boytsov zeigten als Boytsovs ihre Künste in der spektakulärsten Nummer des Abends mit dem „russischen Barren“. Das ist eine 5 Meter lange, elastische Stange, an der die beiden Werfer den kleinsten Artisten bis unter die Bühnendecke in die Luft schleuderten, um ihn dann nach Mehrfachsaltis oder luftigem Seilspringen wieder sicher mit der Stange aufzufangen. Die beiden Fänger gingen unter dem enormen Landegewicht des Sprungartisten in die Knie, um es auszugleichen. Sie gewannen 1993 die Goldmedaille beim „Cirque du Demain“ Festival in Paris und zeigten ihre Artistik ohne jegliche Absicherung.

Am Ende einer moderner gestalteten zweiten Halbzeit kamen noch einmal alle Künstler auf die Bühne, wobei die drei Barrenartisten mit dem meisten Applaus belohnt wurden. Die aktuelle Show ist immer mittwochs bis sonntags noch bis zum 8. Januar 2017 zu sehen. Für eines von von 3 Silvesterarragements sind noch Tickets verfügbar.