„Wunderbarer“ Ausnahmezustand

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Bremen, 10.03.2022 - Vorhang auf im GOP Varieté Theater Bremen zur nächsten Premiere „WunderBar – Zauber der Begegnung“ mit 3G-Regelung. Im rauchigen Ambiente der „WunderBar“ mit Neon-Logo, die kurz vor ihrer Schließung steht, treffen ein letztes Mal außergewöhnliche Gäste aufeinander und schaffen gemeinsam eine impulsive Mischung aus Artistik, Comedy und Gesang.

Die Showgeschichte ist recht einfach gehalten: Ein amerikanischer Bitcoin-Millionär hat die Straße, in der die Bar steht, aufgekauft und will sie luxussanieren. Alle Künstler treffen sich noch ein letztes Mal in der Bar. In der letzten Show in Bonn war es noch der russische Oligarch. Seit letzter Woche sind nicht nur der Krieg in der Ukraine sondern auch die russischen Oligarchen im Gespräch.

Hier möchten wir kurz den Circus „Bingo“ ansprechen, dessen ukrainische Künstler gerade die in Bremen aufgeführte Show „Undressed“ beendet haben. Die Ukrainer hatten natürlich ihre Gedanken bei ihren Verwandten in der Heimat, nachdem Russland die Invasion begonnen hat. Sie waren froh, dass sie zumindest während ihren Aufführungen abgelenkt waren. Wir wünschen ihnen von hier aus psychische Stärke das alles zu überstehen.

Die neue Show ist mit 2 gleichwertigen Casts bestückt, so ist man flexibler bei Krankheit, fehlenden Visas oder überschneiden Terminen der Künstler. Durch das Programm in der Premierenvorstellung führte die Barchefin, dargestellt von Julia von Miller, als Moderatorin und Sängerin manch bekannter Pop-Klassiker. Co-Regisseurin Ruth von Chelius sollte eigentlich auftreten, war aber erkrankt. Als erster akrobatischer Act kamen die „Duo Fabulous“ mit ihren „Ikarischen Spiele“, wobei der „Untermann“ seinen Partner auf den Füßen balanciert und ihn zu den eingängigen Rhythmen von Galvanize der Chemical Brothers durch die Luft wirbelt. Zu betonen ist hier, das es sich bei dem Duo um einen russischen und einen ukrainischen Künstler handelt. Sie bekamen am Showende besonders viel Applaus.

Es folgte Vivien Spiral. Die Akrobatin schwang sich gekonnt am Trapez zu dem Kiewer Musikprojekt ДахаБраха (DachaBracha) und ihrem orientalisch-meditativ klingenden Song Salgir Boyu (2016) in die Lüfte oder zauberte bunte Lichter mit dem LED Poi. Die Dame in Grün (La dame en verte) hatte dann ihren großen exzentrischen Comedy-Auftritt. Ava ist eine Femme fatale, wie sie im Buche steht. Das grüne Kleid gab hochgeschlitzt den Blick auf ihre schwarzen Nylonstrümpfe frei. Dazu bewegte sie sich grazil in Zeitlupe. Man merkte schnell, dass sie eher schön als intelligent ist. Auch sie ist jeden Abend in die WunderBar anzutreffen.

 

 

 

 

 

Als verstrahltes Hippiemädchen meditierte sich die Bar-Besitzerin sich dann in andere Sphären. Ihr erschien ein kleiner Mann ohne Kopf, bekleidet in einem grauen Mantel, der erst einige Klimmzüge an einer Schaukelstange vollführte, um sich dann in die Artistin Paula Alvara (ab 17. März Annika Hemmerling) zu verwandeln. Der 20-Jährige Sergey Timoffev verbog sich zu Sias Elastic Heart auf einem bunten Cube und zeigte Balanceakte mit und ohne Gegenständen. Ein weiterer Stammgast ist der junge, talentierte Magier Winston Fuenmayor aus Venezuela. Er gewann beim "Young Stage Circusfestival“ in Basel Bronze und erhielt beim Festival in Paris einen Sonderpreis für seine düstere Kartenspieldarbietung.

Der Höhepunkt der Show war Künstler TJ Wheels, der es bereits zweimal ins Viertelfinale der RTL-Show „Das Supertalent“ schaffte. Auf Rollschuhen balancierte der Darsteller des Barkeepers Till Schleinitz, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, auf einer kurzen Bühnen-Halfpipe Ringe, Kegel und Bälle zu Songs wie „Moves like Jagger“ oder „Pump up the Jam“ oder balancierte auf sechs auf eine Rolle gelegten Platten. Humorvoll und spielerisch lies die Rampensau mit der Glatze seine sportliche Höchstleistung aussehen.

Zum Abschluss kamen natürlich wieder alle Künstler zusammen und beendeten den Abend in der WunderBar. In einem Instagram-Online-Voting wurde zuletzt abgestimmt, welchen Cocktail man auf de Speisekarte speziell zu diesem Programm anbietet. Gewonnen hat der Planters Punch, wobei wir aus eigener Erfahrung berichten können, dass die GOP-Eigenkreation Santé auch sehr zu empfehlen ist. Die Show vereinigt kultige Musik mit Akrobatik, ist kurzweilig und stellenweise schräg. Sie ist noch bis zum 8. Mai 2022 im GOP Varieté-Theater in Bremen zu sehen. Die Show wird wieder mit Pause aufgeführt. Auch die Piano-Bar ist wieder geöffnet.