„Gnadenlosene“ Soli von Hannes Bauer

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Cuxhaven-Franzenburg, 04.03.2017 – Hannes Bauer hat einen seiner knapp 4000 Auftritte im Jahr 2012 am Brandenburger Tor zur Einheitsfeier vor 300.000 Menschen gespielt. Wir selbst hatten ihn zuletzt im Sommer 2016 fotografiert. Da standen immerhin noch 45.000 Zuschauer um uns herum. An diesem Abend in der Musikbar Franzler in Cuxhaven waren es deutlich weniger. Als wir ihn zuletzt fotografierten war er "nur" Udo Lindenbergs langjähriger Gitarrist, an diesem Abend im Cuxhavener Franzler war Hannes Bauer die Hauptperson. Bauer ist der Gitarrist von Udos Panikband seit 1979.

Angekündigt war das Hannes Bauer Orchester Gnadenlos. Unter Orchester versteht man normalerweise größer besetztes Instrumentalensemble mit mindestens zwei Dutzend Musikern. Aber was ist bei Hannes Bauer schon normal? Wie soll das Leben schon normal weiter verlaufen, wenn man in einer vollbesetzten DDR-Straßenbahn das Licht der Welt erblickte? Die gesamte Familie krabbelte früh in den Westen, als der Osten die Stacheldrahtzäune zog.

Dem Hamburger Gitarristen, Sänger und Songwriter reichen zwei Mitstreiter für sein Orchester. Den Begriff „Orchester Gnadenlos“ kreierte der Panik-Chef höchstpersönlich. Hannes waren die gelegentlichen Tourneeauftritte der Panikband zu wenig, daher ist er seit 1983 mit eigener Band unterwegs.

Band-Schlagzeuger Phillippe Candas aus Paris musste krankheitsbedingt für den Auftritt absagen. So sprang Marius Ludwig ein, der eigentlich für das Booking der Band zuständig ist. Trotzdem bearbeitete er Trommeln und Becken, als würde er nichts anderes machen.

Zusammen mit Bassist Martin Hofbauer an den vier tiefen Saiten gabt er den Rhythmus vor, den Hannes Bauer mitgehen musste. Hofbauer spielt übrigens ebenfalls in der Jason Falloon Band.

Das Konzert begann mit „Pyro Manni“ und Sturnfrei“ gefolgt vom „Porsche Blues“. Denn das Orchester Gnadenlos ist ein wahres Vollgas-Trio, es macht Rock 'n' Roll auf der Überholspur.

 

"Feuer", wie Hannes von seinen Kumpels genannt wird, hatte keine Mühe, sowohl zu singen als auch die Saiten seiner Gitarre wie ein Derwisch zu bearbeiten. Zwischendurch gab er die eine oder andere Anekdote zum Besten.

Gecovert wird auch nicht, die Songs mit den deutschen Texten schreibt der 65-jährige Bandleader selbst. So wurde auch der kesse „Sabbel Boogie“, das düstere Verliererdrama "Hallo Jo", die zweideutige Hymne auf die dralle Schönheit "Marleen", den witzigen, leicht schleppenden Rocker "Alte Autos und Rock'n'Roll" und der ultraschnelle "Laubfrosch Blues" performt. Der Song über den grünen Lurch stammt noch aus den Zeiten von Bauer, Garn & Dyke, aber bis heute zählt er zu den Höhepunkten jedes Konzerts.

Unverwüstlicher Blues und Boogie, erdiger Rock'n'Roll unterlegt mit den „gnadenlosene“ Soli wurden an diesem Abend geboten, gekrönt mit witzig-spritzigen deutschen Texten zwischen Pommes-Bude, Hilton-Hotel, Autobahn-Raststätte und Hamburg St. Pauli. Sie sind ehrlich und authentisch wie Hannes Bauer selbst. Backstage haben wir ihn als einen bodenständigen Musiker erlebt, der auf dem Boden geblieben ist und immer einen Witz auf den Lippen hat. Alles ging tierisch ab und das Publikum hatte seinen Spaß und jeder Rock & Roll Fan kam voll auf seine Kosten. Was da an Energie und Spielfreude, gepaart mit Virtuosität und Humor über die Bühne ging war enorm und hätte ein wesentlich größeres Publikum verdient.