Fire on the floor 

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Hamburg, 03.07.2019 (SG) - Die kalifornische Rockröhre Beth Hart ist immer gut für eine furiose Show voller Temperament und viel Gefühl und das sollte an diesem Abend auf der Open-Air Bühne des Hamburger Stadtparks nicht anders sein. Doch bevor sie die Bühne bildlich gesprochen in Brand setzte, heizte Special Guest Kenny Wayne Shepard schon mal vor und brachte die zahlreichen Fans mit Südstaatenrock und erdigem Blues in Stimmung. Die 5-köpfige Band um diesen sympathischen Gitarristen eröffnete den Abend  mit  dem Titel "A woman like you" ihres neuen Albums, der charismatische Sänger Noah Hunt hatte das Publikum schnell gewonnen. Schon beim zweiten Titel spielte Kenny Wayne Shepard ein virtuoses und umjubeltes Girarrensolo, es sollte nicht das letzte sein, wie er bei den nächsten Titeln bewies. Ein Stück mit Akustikgitarre, gespielt von Noah Hunt, beginnt sehr gefühlvoll und gipfelt in einem furiosen Finale des Bandleaders, gefolgt von einem klassischen 12-Takter, " Talk to me baby", gesungen von Kenny selbst. Das Set endete mit einer zehnminütigen Version des Klassikers von Jimi Hendrix "Voodoo Child", bei der Kenny Wayne Shepard noch einmal alles gab und das Publikum zu großem Applaus hinriss. 

In der Umbauphase füllte sich der Platz schnell, Beth Harts Fans wissen, dass sie ein Abend mit einer Künstlerin erwartet, die einfach alles gibt. Die 47jährige gewann 1993 die amerikanische Talentshow "Star Search" und wurde als die neue Janis Joplin gehandelt, die sie auch in einem Musical verkörperte. Alkohol und Drogen drohten ihre gerade beginnende Karriere zu zerstören,  sie veröffentlichte drei Alben, mit denen sie in den USA einen größeren Bekanntheitsgrad erlangte. Nach einem Entzug verarbeitet sie bittere Erfahrungen wie den Tod ihrer Schwester und ihre Drogensucht in ihrer vierten Veröffentlichung - der richtige Durchbruch kam jedoch mit der CD  "Don't explain", ein Coveralbum, welches sie zusammen mit Joe Bonamassa aufnahm.

Besonders ihre intensive Version des Songs  "I'd rather go blind" lässt niemanden kalt, der ihn einmal von ihr gesungen gehört hat. Seitdem steigt ihr Bekanntheitsgrad ständig und sie hat eine treue Fangemeinde vor allem in den Niederlanden und Skandinavien. Verschiedene Male war sie für den  amerikanischen Blues Music Award nominiert, sie spielte mit Jeff Beck vor dem amerikanischen Präsidenten Obama und seiner Frau und war mit Joe Bonamassa auf Tournee.  

Das Hamburger Publikum flippte förmlich aus, als nun die zierliche Person mit der ausdrucksstarken Stimme auf die Bühne stürmt und strahlend ihre Fans begrüßte. Sie genoss den warmherzigen Empfang und klatschte in der ersten Reihe Hände ab, die sich ihr entgegen strecken.

 

 

Eingehüllt in eine dicke schwarze Jacke stellte sie ihre Band vor, platzierte das Mikro auf den ins Publikum reichenden Steg und eröffnete mit dem verführerischen "Close to my fire". Nach dem zweiten Song flog die Jacke in die Ecke,  nun am Piano sitzend heizte sie mit "As good as it gets" auch ihren Fans ein. Beth Hart erzählt zu einzelnen Songs die Geschichte, die dahinter steht und gibt viel von ihrem Seelenleben preis, sehr häufig ist es die tiefe dankbare Liebe zu ihrem Mann und Manager Scott Gützkow, der einen großen Teil dazu beitrug, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Mit Tränen in den Augen sang sie "With you every day", gefolgt von "I take care of you" - das so zerbrechlich klingende "My  California", ein Liebeslied, welches sie während ihres Entzugs für ihn geschrieben hat, singt sie immer, damit ihr Mann anschließend auf die Bühne stürmt und sie innig in den Arm nimmt, wie sie augenzwinkernd verriet und es klappt auch heute.

Weiter ging es mit dem ironisch-leichten "Chocolate Jesus" bevor bei einem akustischen Teil der Show die ganze Band nebeneinander auf der Bühne saß und Beth Songs von Melody Gardot und Elsa Fitzgerald coverte. Zurück am Piano musste ihr die Band auf die Sprünge bzw richtige Tonart helfen und sie  über sich selbst lachen.  Mit dem kraftvollen "Fire on the floor" endete ein Auftritt, den die Fans enthusiastisch bejubelten. Die Zugaben machte sie allein am Piano, unter anderem   "Mama, this one's for you",  eine Liebeserklärung einer Tochter an ihre Mutter, rührte viele zu Tränen um mich herum und nicht nur Frauen.  Auch Beth Hart selbst rang um Fassung bei dem Gedanken an ihre 83jährige Mutter. 

Sie schafft es einfach so gut wie keine andere (für mich), Gefühl zu transportieren und in die Herzen ihrer Zuhörer zu pflanzen.  Man fühlt sich ihr verbunden, lacht und weint mit ihr und ich glaube, das ist das große Geheimnis dieser fantastischen Sängerin, die alle  Menschen  für sich gewinnt, die ihr einmal live zugehört haben - so fühlt auch dieser Abend sich an, als hätte man ihn mit seiner besten Freundin verbracht. Großartig!