Interview mit Seth Stephens von AENIMUS

Von Gregor Eder

Nun hatte ich die große Ehre einen Anruf aus dem sonnigen Kalifornien entgegen zu nehmen. Da die 2011 gegründete Technical Death Metal Band AENIMUS am 22.02.2019 ihr neues Album „Dreamcatcher“ veröffentlicht, gab es für mich die Möglichkeit vorab etwas mit dem Bassisten der Band, Seth Stephens, zu plaudern.

Nachdem ich mich bei Seth vorgestellt hatte schoss ich wie gewohnt mit der ersten Frage los: „ Das Erste was ich mir dachte wie ich vom neuen Album hörte war, dass zwischen dem 2013 releasten „Transcend Reality“ und der neuen Release doch eine ganz schön lange Zeit liegt. Was hat sich in dieser Zeit so getan?

Ja das war eine lange Zeit!“ antwortete Seth lachend. „Das was uns hauptsächlich seit damals passiert ist war, dass unsere Bandmitglieder gute Angebote bei schon etablierten Bands bekommen hatten. Als wir „Transcend Reality“ gerade veröffentlicht hatten und auf der zum Album zugehörigen Tour waren, verriet uns unser damaliger Gitarrist, dass er zu Fallujah wechseln wird. Und es hat Sinn gemacht für ihn und wir haben ihn auch dabei unterstützt. Wenn man eine solche Möglichkeit bekommt sollte man sie wahrnehmen. Jedenfalls haben wir einen neuen Drummer und einen Gitarristen aufgenommen, welche dann weitergehend zu Rings of Saturn wechselten. Und so ging es weiter. 2015 haben wir Alex, Jordan und Cody gefunden und Ende 2016 waren wir so eingespielt, dass wir begannen das Album aufzunehmen.“ führte Seth aus.

Es war mir sehr wichtig Leute in der Band zu haben mit denen das Touren gut funktioniert. Wir haben Mitglieder gehabt mit denen es nicht wirklich funktionierte, daher wollten wir klarstellen, dass wir das richtige Line up hatten um das Album zu produzieren. Nachdem dies erledigt war haben wir das Album zu Nuclear Blast Records geschickt und die haben uns unter Vertrag genommen.“ meinte Seth weiter.

Nach dem die Frage für mich befriedigend beantwortet wurde und ich eine kleine Lobrede auf Nuclear Blast Records gehalten hatte, da mich dieses Label so gut wie nie enttäuscht, ging es gleich weiter mit den Fragen. Natürlich interessierte mich bei einer derartig technisch begabten Partie wo die Einflüsse herkommen.

Seth antwortete wie folgt: „Die Einflüsse kamen von überall bei „Dreamcatcher“. Wir haben uns vorzüglich an Horror-Storys orientiert und zufällig haben wir uns dann auf Stephen King festgelegt.“

Nachdem ich kurz eingehakt hatte und Seth von einem Track meiner Band, welcher nach dem selben Konzept, nur nach einer H.P. Lovecraft Story, geschrieben wurde, führte Seth weiter aus: „Also das Konzept war, die Geschichten Steven King`s auf musikalische und lyrische Art neu zu erzählen. Der Fokus lag hierbei jeweils auf den Perspektiven der jeweiligen Protagonisten, wobei hier deren Emotionen in der Situation Grundlage für die Interpretationen gab. Dies gab uns eine Möglichkeit ein wirklich diverses Album zu kreieren. Da gibt es Teile die fröhlich, düster, traurig oder wütend klingen müssen. Es erlaubte uns Einflüsse von Überall einfließen zu lassen und das in neuen Gebieten. Die Geschichten die wir bearbeitet haben waren hauptsächlich „The Shining“, „IT“, die Hannibal Serie, also „Das Schweigen der Lämmer“ etc., und „Dead Zone“. Wir wollten einerseits die Emotionen der Protagonisten widerspiegeln, doch andererseits holten wir uns auch Inspiration aus den verschiedenen Film-Soundtracks.

Beeindruckt von der coolen Herangehensweise, erklärte ich Seth, dass ich diesen Zugang wirklich interessant finde und fragte ihn ob er er mir erklären würde, wie die Band genau vorgegangen ist.

Kurz darauf schoss er schon los: „Wir entschieden uns dafür, dass wir für Shining einen Song brauchen der als Grundlage die Gedanken des Protagonisten und den Tod hat. Also sahen wir uns die Filme nochmal an, lasen die Bücher noch einmal oder hörten die Audiobooks, was übrigens eine gewaltige Zeit in Anspruch nahm. So legten wir einmal die Grundlagen für die Tracks und tauchten dann musikalisch ab um Stücke zu finden, welche dazu passten. Das ist der Grund dafür, dass die die musikalischen Themen der Songs in jenen selbst so oft wechseln. Manche Teile sind direkter, andere eher verführerisch wie z.B. die an Hannibal angelegten Elemente. Dieser Kontext erlaubte uns viele Einflüsse einzubauen, wie beispielsweise progressive Musik, aber auch Synth-Wave.

 

 

 

Synth-Wave war auf jeden Fall ein Einfluss von Jordan, welcher vom Künstler Gunship sehr beeindruckt war. So sehr sogar, dass er alle Tracks mit Synth-Tracks hinterlegt hat. Das gab dem Ganzen schlussendlich dieses „große filmische Feeling“. All diese Instrumente, welche nicht typisch für das Metal-Genre sind, geben den Tracks einfach etwas mehr an Größe.

Wieder einmal beeindruckt von der Offenheit meines Interviewpartners lies ich es mir natürlich nicht nehmen, nach den persönlichen musikalischen Vorlieben der Bandmitglieder zu fragen. Seth antwortete entspannt: „Wir sind eigentlich alle typische 2000er Metalcore-Kids, du weißt schon, As I Lay Dying, Killswitch Engage. Danach hatten wir eine Deathcore Phase als wir „Transcend Reality“ aufnahmen. Diese Seite von uns werden wir natürlich nie verlieren, da dort unsere Herzen liegen, doch heutzutage ist es irgendwie komisch. Jordan steht wirklich auf Synth-Wave und instrumentale Solo-Artists mit Prog-Hintergrund.

Die Band Thrice waren für Shawn lyrisch gesehen eine große Inspirationsquelle. Er, Jordan und Alex haben alle Lyrics geschrieben und ich weiß, dass Shawn oft auf Dustin Kensrue zurückgegriffen hat, dessen Gesangsstil auch einer meiner Liebsten ist. Für mich ist wahrscheinlich All Shall Perish der größte Einfluss gewesen, vor Allem das Album „Awaken the Dreamers“ hat mein Leben verändert. Als sie das Album veröffentlichten haben sie ein paar Studiovideos mit-released, in welchem Mike Tiner ein kleines Tapping-Lick gespielt hat. Diese Technik wollte ich unbedingt lernen und auf dem neuen Album habe ich diese schon oft eingesetzt. Mir wurde erst später klar, dass dieses Video eigentlich dafür ausschlaggebend war, dass ich die Technik heute beherrsche.“

Natürlich konnte ich mir einen erneuten Vergleich nicht verkneifen und erzählte davon, dass ich ein ähnliches Erlebnis mit einer Bass-Technik und einem The Who Konzertvideo hatte. Man merkt, dass Inspiration schon aus der geringsten Faszination entspringen kann. Da die Zeit dann doch langsam schon etwas knapp wurde, stellt ich noch eine wichtige Frage zum neuen Album namens „Dreamcatcher“ (--> Rezension): „Nachdem wir jetzt die Einflüsse abgecheckt haben, würde mich noch interessieren wie die Studiozeit fürs Album so verlaufen ist ?“

Also was das Studio angeht, haben wir einmal alles selbst aufgenommen. Dann schickten wir es zu Jamie King, welcher schon The Contortionist und Between the burried and me produziert hat, zum Mixen und Mastern. Wir hatten ein recht überschaubare Budget und fürchteten schon, dass aus der Sache nichts werden würde, doch Jamie hat voll ins Schwarze getroffen. Wir wussten beispielsweise, dass wir die cleanen Gitarrenparts auf dem neuen Controtionists Album gut fanden, teilten diese Informationen Jamie mit und so fand er die perfekten Sounds für das Album. Er hat wirklich den Nagel auf den Kopf getroffen. Er hat wirklich Ahnung von Dynamik.“ gab mir Seth als Antwort und dem konnte ich nur zustimmen.

Nach einem kleinen Scherz darüber, dass ich das Album nicht beim Autofahren hören sollte, weil es meinen Fuß etwas bleiern werden lässt und Seth`s Aufnahme in den Club der „Lieblings-Musik-Hörplatz = Auto“ Gruppe, plauderten wir noch kurz über die anstehende Tour mit Hipocrisy und Fleshgod Apocalypse und beendeten schlussendlich unser wirklich sehr entspanntes Gespräch.

Somit nochmal ein großes Dankeschön an Aenimus für das feine Album „Dreamcatcher“ welches am 22.02.2019 erscheint und natürlich auch an Seth, dafür, dass er mir einen so tiefen Einblick in die Hintergründe der Band gewährt hat!