Interview mit René Boxem von Blackbriar

Von Gregor Eder

Blackbriar ist nun schon satte 9 Jahre als Band unterwegs und im April hat die Band ihr erstes Studioalbum namens „The Cause of Shipwreck“ veröffentlicht. Zu diesem Anlass durfte ich mit René Boxem, dem Drummer der Band, auf ein Interview via Zoom zusammensetzen. Kaum saßen wir uns digital gegenüber, begann ein nettes Gespräch über Equipment, da wir beide in unseren Homestudios saßen. Nachdem wir damit fertig waren und ich mich vorgestellt hatte, schoss ich wie gewohnt mit meiner ersten Frage los: „Ihr habt ja nun euer Debütalbum veröffentlicht. Könnte man das jetzt als „Start“ bezeichnen?

René antwortete direkt: „Es ist der Start im Generellen bzw. werden viele glauben, dass es erst der Start ist, doch wir haben ja nun schon fast über 10 Jahre hinter uns, in denen wir mit Blackbriar Musik machen. Wir haben in der Vergangenheit ja schon einige EP`s veröffentlicht und jetzt kommt eben das Debüt. Wir sind eine „DIY“-Band und jetzt war die richtige Zeit für das Debütalbum und nicht früher. Wir haben auf diesen Zeitpunkt hingearbeitet und es hat sich richtig angefühlt das Album genau jetzt zu veröffentlichen. Es ist vielleicht ein genereller Start aus Sicht der Hörer, aber für uns, wie gesagt, haben wir schon vor Jahren los gestartet und wir hatten einfach nie das Gefühl, dass ein Debütalbum notwendig sei. Es gibt keine Logik dahinter, es ist einfach so gelaufen.

Blackbriar ist also ein gutes Beispiel dafür, dass man nicht unbedingt mit einer Debütscheibe beginnen muss um in der Szene präsent zu sein. Die Band durfte auch ohne Debüt schon große Erfolge feiern und für Bands wie Alestorm und Epica Support bzw. Aftershow-Party spielen. Da ich immer wieder daran interessiert bin wie diverse Bands ihren Songwritingprozess strukturieren, stellte ich folgende Frage: „Wie sieht denn eigentlich der Songwritingprozess bei euch im Generellen aus?

Die Songs werden hauptsächlich aus Zoras Inspiration geformt. Sobald sie zum Schreiben von Lyrics inspiriert ist, schreibt sie meist eine Melodie dazu und nimmt jene auf. Meistens hat sie eine Rohversion von der Idee die sie hatte und jene wird dann an mich weitergeleitet. Ich schau mir dann die Akkordfolgen an und konzipiere die orchestralen Parts. Ich lege dann sozusagen die Grundlage für das Endprodukt. Sobald jeder diese Grundlage am Radar hat arbeiten wir daran, dass wir das Endprodukt zu unserem Produzenten Joost van den Broek bringen. Manchmal ändert sich nicht viel bezüglich der Arrangements und manchmal verwerfen wir einen Großteil und beginnen von vorne. Aber im Grunde beginnt alles damit, dass Zora eine Melodie und die Lyrics liefert, ich konzipiere den Instrumental-Part inklusive Orchestration und dann gehen wir zu Joost. Er ist dann eher auf die Struktur fokussiert und auf das „Overall-Arrangement“. So funktioniert unser Workflow, welcher in der Form seit ca. 2012 sehr gut für uns funktioniert.“: erklärte René.

Das klingt sehr gut strukturiert und geplant“: meinte ich dazu.

„Ja! Das ist es definitiv. Es ist nicht so als hätten wir 25 Songs zur Wahl gehabt und wir haben uns dann die 10 Songs die auf dem Album gelandet ausgesucht haben. Es war eigentlich so, dass wir 10 Songs speziell für das Album geschrieben haben, welche wir dann veröffentlichten. Es ist ja auch kein Konzeptalbum, es ist einfach die Inspiration die zu Zora und mir kommt und sobald es uns gefällt bringen wir das Ganze zusammen. So läuft der Prozess. Deswegen sind die Themen der Songs nicht direkt notwendig miteinander verbunden. Zora ist schon an gewissen Themen interessiert, aber der eine Song kann sich mit Mythen auseinandersetzen, andererseits verbaut sie in den Songs persönliche Erlebnisse. Wir machen einfach Musik je nachdem wie wir uns fühlen.“: legte René nach.

 

 

„Never change a working system“ war alles was ich dem Ganzen noch hinzufügen konnte. Ich erklärte René, dass ich beim Hören des Albums das Gefühl hatte pro Song in eine etwas anderer Soundwelt gezogen zu werden und jeder Song für sich etwas sehr Mitreißendes in sich trägt.

Fotocredit: Blackbriar

René meinte dazu: „Das ist ja genau das eigentlich unser Ziel ist. Wir haben mit der ersten EP „Fractured Fairytales“ gestartet und es hatte eigentlich nichts mit Märchen zu tun. Genau genommen hatten wir überlegt, den Titel als Bandnamen zu nehmen bis wir herausfanden, dass schon eine Band mit dem Namen existierte. Trotzdem gefiel uns der Name und so nannten wir die EP „Fractured Fairytales“. Aber wir schreiben ja an sich keine Märchen, wir haben bisher nur eines geschrieben und das war „Snow White and Rose Red“, der Song den wir mit Ulli Pheronen gemacht haben. Wir schreiben keine überkomplizierten Instrumetal-Parts, dass ist einfach nicht das, was wir für diese Band wollen. Wenn man eine Sängerin wie Zora hat will man ihr dementsprechend Raum geben um ihr Können auch dementsprechend darzubieten. Das ist etwas was wir auch beim Songwriting und während der Produktion immer im Fokus haben und es funktioniert einfach.“

Da konnte ich nur beipflichten! Weiter meinte ich: „Mein Traum-Line-Up im Symphonic/Melodic Metal wäre ja Blackbriar, Epica und Within Temptation.“

René meinte direkt: „Wir haben ja mit einer der zwei Bands schon gespielt und mit der Anderen hätten wir ja auch gespielt, wenn nicht die ganze Corona-Sache dazwischen gekommen wäre. Aber ja, wir werden ja meistens mit Within Temptation verglichen. Wir selbst würden, wenn wir nach einer vergleichbaren Band gefragt werden auch genau Within Temptation anführen, weil in Holland jeder diese Band kennt. Im Grunde ist es eine Ehre in einem Satz mit Within Temptation und Epica genannt zu werden. Die Bands sind musikalisch auf einem ganz anderen Level und wir haben bei den Konzerten mit Epica sehr viel gelernt. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu Epica und freuen uns schon darauf bald wieder mit ihnen die Bühne zu teilen.“

Ich erwiderte, dass sicher viele Fans sich darauf freuen diese Kombination bald wieder live zu sehen und dass ich die Daumen drücken würde, dass derartige Konzerte bald wieder möglich sind. Bis dahin könnt ihr euch einmal das Debütalbum von Blackbriar namens „The Cause of Shipwreck“ geben, welches meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist, aber näheres dazu in meiner --> Rezension zum Album.

René und ich plauderten nach den letzten Sätzen noch etwas über die aktuelle Lage durch Corona und wünschten uns abschließend gegenseitig noch einen schönen Abend. Somit möchte ich nochmal ein großes Dankeschön an René für dieses feine Interview richten und ich hoffe Blackbriar bald einmal in meiner Nähe genießen zu dürfen.