Interview mit Roger Glover/ Deep Purple 

Von Gregor Eder

Mit unglaublicher Freude darf ich euch berichten, dass ich mich im Rahmen der neuen Veröffentlichung von Deep Purple, namens „Turning to Crime“, mit Roger Glover höchstpersönlich auf ein kleines Interview am Tag der Veröffentlichung via Zoom treffen durfte.  Ich war wirklich sehr nervös, da ich ein enormer Deep Purple Fan bin, doch als mich Mr. Glover mit breitem Grinsen begrüßte verschwand die Spannung sofort.

Ich stellte mich natürlich kurz vor und dann schoss ich direkt mit der ersten Frage los: „Ihr habt ja nun ein reines Cover-Album veröffentlicht. Wie seit ihr darauf gekommen genau diese Songs zu covern?“ 

Mr. Glover begann sofort zu erklären: „Wir sind ja alle schon in unseren 70ern. Lieder aus dem letzten Jahr zu covern wäre nicht wirklich das Richtige gewesen. Es ist einfach nicht in unseren Seelen. Es gibt Songs die sich in deiner Seele manifestieren, wie beispielsweise jene, die man schon in der Jugendzeit gehört hat. Das erste Mal wenn du Jimi Hendrix oder ähnliches hörst, dann begleitet dich diese Erfahrung dein Leben lang weiter. Nichts aus den letzten 30 Jahren bleib bei mir wirklich so hängen. Es gab ein paar gute Songs, aber warum sollten wir beispielsweise Greta van Fleet covern. Es würde keinen Sinn machen. Abgesehen davon sind wir einfach so wie wir sind. Wir hatten Bob Ezrin an unserer Seite, welcher meinte, dass alle einmal ein paar Vorschläge machen sollten. Bei unseren Sitzungen kamen dann fast über 50 Songs zusammen. Da waren schon einige interessante aber auch etwas übertriebene Ideen dabei, jedoch hatten wir das Gefühl, dass wir so gut wie alles angehen könnten. Wenn man glücklicherweise geübte Musiker in der Band hat kann man ja auch jeden Stil ausprobieren. Wir sind zwar bekannt für unseren Hard Rock, dass bedeutet jedoch nicht, dass wir nicht auch etwas anderes spielen können. Schlussendlich hatten wir eine Abstimmung bei welcher jeder seine Top10 vorstellte und was man am Album hören kann sind eben jene Songs die die meisten Stimmen bekamen. Wir sind eine demokratische Band.“

Das klang nach einem sehr harmonischen und demokratischen Ablauf die Songwahl betreffend. Speziell schön fand ich, dass anscheinend alle Mitglieder der Band persönlich prägende Titel mit auf dieses Album gebracht haben. Ich erklärte Mr. Glover, dass ich die Songwahl wirklich fein finde und ich eben den Aspekt, dass die Band nicht nur Hard Rock spielen kann, sehr erfrischend. Bevor ich mich in zu vielen Lobpreisungen hinsichtlich meines Lieblingssongs des Albums „Let the good times roll“ verhaspeln konnte, hakte Mr. Glover mit einer kleinen Anekdote ein: „Wir haben einmal vor ca. 20 Jahren in einer französischen TV-Show gespielt und klarerweise wollte man vor Ort eine Version von „Smoke on the Water“. Es wäre nicht so, als wollten wir den Song nicht spielen. Es ist ein sehr guter Song, aber wir haben jenen schon so oft gespielt, dass wir uns dachten, dass wir diesmal alle mit einer Jazzversion überraschen. Wir arbeiteten kurz das Arrangement dazu aus und boten die Version dar, was wirklich sehr erfrischend war. „Smoke on the Water“ ist ein Song den man in allen möglichen Stilen spielen kann. Du könntest eine Reggae-Version, eine Ska-Version und noch viele andere Versionen die dir gefallen daraus machen. Ich glaube darin zeigt sich auch die Stärke des Songs, da er eben solche Veränderungen zulässt.“ erzählte Mr. Glover.

Mit dieser kleinen Geschichte erklärte er nicht nur wie experimentierfreudig Deep Purple eigentlich sind, sondern zugleich, dass „Smoke on the Water“ ein sehr flexibler Song ist, welchen ich persönlich simpel als Jahrtausend-Hit bezeichnen würde. Was bisher im Interview noch nicht erklärt wurde war, wie die Band überhaupt auf die Idee kam nach 3 wirklich gefeierten Alben noch ein Cover-Album drauf zulegen. 

Die Antwort auf die Frage beantwortete Mr. Glover sehr simpel: „Durch die Pandemie hat sich alles etwas verändert. Während wir nicht „on the road“ waren dachten wir uns, dass wir doch ein Album machen könnten. Warum nicht? Schlussendlich konnten wir nicht einmal das machen, da wir durch die Pandemie nicht reisen konnten.

 

 

Songs kommen bei uns durchs „Jammen“ und da müssen wir beisammen sein, da wir ja alle unseren Anteil am Songwriting haben. Wir konnten zwar spielen, aber nicht gemeinsam komponieren. Daher haben wir uns gedacht, dass wir uns ein paar Songs von Anderen heranziehen und damit etwas experimentieren. So kam das Ganze zusammen.

Deep Purple 2013 in Bremen (© Nordevents)

Ich hatte mir schon ähnliches gedacht und fühlte mich durch die Antwort bestätigt. Da die Interview-Zeit relativ knapp bemessen war stellte ich zum Abschluss meine absolute Lieblingsfrage: „Immer wenn ich legendäre Musiker interviewen darf habe ich eine große Frage an jene. Gibt es irgendeinen Rat, den du an junge Musiker in der heutigen Branche richten möchtest?“  Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen, gefolgt von etwas Gelächter: „Sucht euch einen anderen Job! Du weißt, dass das Show-Business ein heikles Business ist. Der Konkurrenzkampf ist groß. Ich kann mich noch an die 60er erinnern als wir versuchten einen Hit zu schreiben, einen großen Deal zu bekommen etc., was damals schon schwer war. Heute ist es noch schwieriger, da wir wiederum in einer ganz „anderen Welt“ leben. Damals waren Musik und Sport unglaublich wichtig in der Gesellschaft. Heute gibt es mit Social-Media und dem Internet so viel mehr. Damals wurden in der Woche 60 Songs veröffentlicht, heute hat man pro Woche schon fast 6 Millionen. Wie soll man da noch durchkommen. Es ist einfach eine komplett andere Welt. Ich kann es mir kaum vorstellen heute in einer Band zu sein in welcher man zuerst mit Social-Media und Restlichem arbeiten muss, um überhaupt von einem Label wahrgenommen zu werden.

Aber allgemein ist mein Rat: Wenn es in dir ist genau das zu tun, dann wirst du es auch tun, egal was kommt. Du kannst es einfach nicht aufhalten wenn es wirklich in dir ist. Sei ehrlich zu dir selbst. Wenn man beginnt, dann hat man seine Helden und kopiert jene vielleicht und das ist auch gut so. Doch ab einen gewissem Punkt muss man seine eigene Stimme finden. Ich höre so viele Bands die sich ähnlich anhören, speziell auch in der Pop-Musik. Vielleicht bin ich ein alter Mann der sich über moderne Musik aufregt, doch ich versuche es nicht zu sein. Ich bin sehr offen für viele Musikrichtungen. Ich bin zwar als Rockmusiker bekannt, jedoch höre ich privat mehr Jazz, Singer-/Songwriter wie Bob Dylan oder afrikanische Musik. Ich liebe alles zu machen. Aber im Grunde kann ich sagen, dass es schwer ist sich einen Traum zu erfüllen. Vielleicht ist es besser nicht einem Traum nachzujagen, sondern das zu finden, was wirklich im eigenen Herzen steckt.

Diese Worte gingen direkt in mein Herz, da ich genau diesen Standpunkt vertrete und es einfach ultimativ schön ist, wenn man mit einem seiner persönlichen Helden einer Meinung ist. Musik muss vom Herzen kommen, auch wenn die Branche eine beinharte ist. Wir beide plauderten noch etwas darüber wie wir zur Musik fanden, wie die Pandemie uns momentan erwischt und welche Zukunftspläne wir hegen, bis wir uns voneinander verabschiedeten.  So ging also das Interview mit Roger Glover von Deep Purple zu Ende und ich darf mich an dieser Stelle nochmals bei allen bedanken, die dieses Interview möglich gemacht haben. Weiter möchte ich mich auch nochmal bei Roger Glover für das schöne Gespräch bedanken!  Euch da draußen kann ich schlussendlich nur noch die am 26.10.2021 erschienen Scheibe „Turning to Crime“ von Deep Purple empfehlen! Meine Review dazu findet ihr --> hier.