Interview mit Frank / Drunken Swallows

Von Gregor Eder

Drunken Swallows sind nach einigen Jahren in der Punk-Szene kein unbeschriebenes Blatt mehr! Im Rahmen der am 20.08.2021 erscheinenden Scheibe namens „Herzlaut“ (unsere --> Rezension) durfte ich mit dem zur Band gehörigen Sänger und Gitarristen Frank Hoffmann etwas interviewen. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung und einer kurzen Vorstellung meinerseits, schoss ich wie gewohnt mit meiner ersten Frage los: „Warum habt ihr das Album Herzlaut genannt?

Weil unsere Musik eigentlich immer direkt aus dem Herzen kommt! Ich sprech` jetzt mal für meine Person und ich habe ein sehr, sehr großes Herz und dieses Herz steckt in allem was wir tun. Das ist bei dem Rest der Bande genauso. Uns ist immer wichtig, dass wir das was wir tun mit vollem Herzen machen und auch so unterschreiben können. Ganz egal ob es die Songs sind die wie schreiben, oder das was wir in unserem Alltag tun. In Anbetracht der aktuellen Lage hinsichtlich Corona haben wir uns gefragt, was in solch einer schweren Zeit helfen kann glücklicher zu sein. Die Antwort war klar, dass Herz auf der Zunge zu haben, das Herz laut zu drehen und alles was man tut von Herzen aus zu machen.“ erklärte Frank.

Da soll noch einer sagen, dass Punk nicht Musik mit Herz ist! Da die Band ja schon über ein Jahrzehnt unterwegs ist, stellte ich eine Frage, welche mich immer wieder interessiert: „Nach so vielen Jahren auf verschiedensten Bühne hat es sich einige monumentale Ereignisse gegeben. Was würdest du sagen waren Meilensteine der Band an die du dich besonders gerne zurückerinnerst?

Frank antwortete direkt: „Also ganz klar die Ausflüge ins „Professionelle“ nenne ich es einmal. Das waren so Ereignisse wie der erste Plattenvertrag oder simpel die ersten Erfahrungen mit Menschen, die von der Branche wirklich eine Ahnung hatten. Das hatten wir zu Beginn nicht, das gebe ich ehrlich zu. Es war ultra spannend und definitiv etwas Prägendes. Es war eine sehr gute Zeit und ein riesiges Abenteuer, ist es noch bis jetzt. Immer wieder öffnen sich Türen und es macht Spaß sie zu öffnen und einfach reinzugehen, zu sehen was es neues zu erleben gibt. Leider allerdings auch, dass gehört auch dazu, die Schattenseiten dieser Branche. Wir haben auch leider erfahren müssen, wie es auch ist verarscht zu werden. Wir haben gesehen wie es ist für gewisse Dinge instrumentalisiert zu werden. Immer wieder diese Diskussionen in Richtung: „Du hast einmal auf diesem und diesem Festival gespielt auf welchem die und die berüchtigte Band gespielt hat...“. Das sind zwar Sachen die uns über die Zeit auch Schwierigkeiten gebracht haben, aber uns auch klar gezeigt haben wo wir stehen und wer wir sind. Die wildeste und beste Zeit ist aber eigentlich jetzt gekommen. Auch wenn man die aktuelle Situation nicht als gut erachten kann, muss man trotzdem wenn es um die Band geht sagen, dass wir einiges geschafft haben. Wenn man nur auf Drunken Swallows blickt, den Studiobau, die eigene Produktion, alles was bis jetzt passiert ist. Ich weiß nicht ob und wann wir das gemacht hätten. Das war wirklich das Positive bei uns. Ja, natürlich gibt es da auch noch die Erinnerungen an die ersten Touren. Das war auch ein ziemlich cooles Kapitel damals, aber ich weiß auch, dass da immer wieder neue Erinnerungen dazukommen werden. Wir hören ja nicht auf und arbeiten immer weiter. Nach der Produktion ist vor der Produktion und hoffen, dass es nun jetzt endlich wieder losgehen kann und auch selbst wenn nochmal ein Lockdown kommen sollte, dass wir zumindest 2022 so richtig durchstarten können. Da haben wir auch Einiges in der Pipline an dem wir arbeiten. Neue Lieder, neue Abenteuer und neue Wege zu gehen.

„Perfect“ meinte ich nur darauf und freute mich, dass Frank derartig motiviert in die Zukunft blickt. Ich kam zurück auf das Album und fragte: „Wie war denn eigentlich die generelle Produktion und Aufnahme-Situation im eigenen neuen Studio?

 

 

Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Katastrophal. Das kann man anders nicht sagen. Ganz ehrlich, es war schlimm. Es ist natürlich cool, wenn wir 4 mit unserem Produzenten, der unser Tontechniker ist und uns auch live mischt, im geil eingerichteten Studio sitzt, aber mit rumhängen und Bier trinken ist es ja noch nicht getan. Wir mussten tatsächlich sehr an unserer Eigendisziplin üben. Sprich, zuerst die Arbeit dann das Vergnügen.

Fotocredit: Drunken Swallows

Das klingt immer so einfach, aber wenn unser Drummer am Recorden ist und der Rest da ab Mittags sitzt, dann wird eine Stunde später begonnen zu trinken. Da mussten wir uns tatsächlich etwas finden. Phil, unser Bassist, hat tatsächlich das ganze Recording und Editing gemacht und hat sich da irrsinnig viel aufgehalst. Er selbst arbeitet beim NDR und hätte nicht gedacht, dass es so wird. Es war ein harter Weg, ein schwerer Kampf, aber im Endeffekt hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Wenn wir das Ergebnis sehen und hören, dann wissen wir, dass das alles so richtig war. Es gibt auf jeden Fall noch ein paar Schrauben, die wir noch justieren müssen für die nächste Session. Aber wir wachsen ja mit jedem Schritt etwas.

Selten hört man so eine ehrliche Antwort über die Studiozeit. Ich selbst weiß, was es bedeutet eine Produktion selbst aus dem Boden zu stampfen und fühlte mich Frank bei seiner Erzählung sehr verbunden. Schlussendlich interessierte mich genauer wie das, was eingespielt wird, entsteht und fragte: „Wie sieht dann eigentlich das Songwriting bei euch aus?

„Also über die Jahre ist es definitiv strukturierter geworden, aber eines ist geblieben und zwar, dass wirklich alle vier von uns immer Ideen haben. Jeder bringt etwas mit und das ist gut. Das heißt wir arbeiten mittlerweile auch mit Guitar-Pro und tabben irgendetwas. Das sind so Sachen, die ich eigentlich verabscheue. Es ist wirklich nicht meins, denn A raffe ich es oft nicht und B ist es einfach nicht Punk, aber so funktioniert es besser. Wenn etwas besser ist, dann muss man es auch einfach machen. Da sind wir gewachsen und haben unseren Weg gefunden. Ich habe beispielsweise immer eine Grundidee auf der Gitarre. Das ist meist eine Akkordfolge und eine Idee, wie man eine Refrain machen könnte. Da hab ich meistens ein paar Textfetzen und das stelle ich den Jungs dann vor. Oft ist es tatsächlich so, dass der Andere direkt eine Idee hat und dann wird daran gefeilt. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass es den Anderen nicht gefällt und wir schmeißen das Material. Oft gibt es Songs, die man „auf Halde“ hat, aber so ist es eben einmal. Jeder bringt sozusagen seine Teile mit und dann funktioniert das immer ganz gut.“ meinte Frank.

Auch wenn Guitar-Pro nicht Punk ist, ist das am 20.08.2021 erscheinende Album „Herzlaut“ sehr punkig geworden. Für alle Fans des deutschsprachigen Punks kann ich die Scheibe jedenfalls empfehlen. Frank und ich führten einen kleinen Plausch über die „Du hast mit denen gespielt und deswegen“-Thematik, bis unsere Interviewzeit vorüber war. Dank nochmal für ein derartig entspanntes Interview an Frank!