Interview mit Peter Henrici |FEUERSCHWANZ

Von Gregor Eder

Am 26.06.20 erscheint eine Scheibe namens "Das Elfte Gebot" und die dahinterstehende Band trägt den eingängigen Namen FEUERSCHWANZ. Im Rahmen der Veröffentlichung durfte ich mit Hauptmann Feuerschwanz (Peter Henrici) eine Runde über "Die 7 Todsünden", den Tod, Psychologie und Powermetal plaudern.

Wie vor einem Interview gewohnt, saß ich schon 15 Minuten vor der ausgemachten Uhrzeit vor meinem Laptop und wartete noch etwas mit meiner Gitarre spielend auf den Anruf des verehrten Herrn Hauptmanns. Pünktlichst meldete sich der Gitarrist und Sänger via Skype und bevor ich noch meine Gitarre abgestellt hatte, erschien er auf meinem Bildschirm. Etwas verdattert, da die meisten Interviewpartner bisher nicht per Video zugeschaltet waren, begrüßte ich den Kollegen und erklärte, warum sich noch eine Gitarre in meinen Fängen befand. Der Hauptmann grinste und antwortete auf meine Frage, wie denn sein Tag bisher so war, dass er jenen ebenso mit etwas Üben verbacht hätte.

Neugierig wie ich bin, übersprang ich direkt das eigentlich angekündigte Album und ging direkt auf das zusätzlich angekündigte Cover-Album namens "Die sieben Todsünden" ein. Bei dieser weiteren Veröffentlichung handelt es sich um eine Cover-List die man so nicht unbedingt von einer Metal-Band erwartet hätte und daher war mein Interesse daran, wie diese Setlist zustande gekommen ist,so groß, dass ich gleich mit: "Wie ist den diese Liste zustande gekommen? Vor allem SEEED und Ed Sheran hätte ich nicht erwartet." los startete.

Der Hauptmann schien etwas verwundert über das Überspringen, doch antwortete direkt: "Wir haben ganz unterschiedliche Geschmäcker in der Band und als wir die Idee entwickelt haben, hat jeder seine Favoriten ins Rennen geschmissen. Man muss dazu sagen, dass auch Einige nicht verwirklicht worden, aber was so von wem kam möchten wir etwas für uns behalten. Aber der Ed Sheran Song ist auf jeden Fall aus der Ecke der Fantasy-Nerds bei uns in der Band. Wir erlauben uns da ein bisschen alles zusammen zu mixen und dass sieht man dann auch im Video. Da haben sich schon einige Fans gewundert warum Dracheneier im Hobbit-Lied herumgetragen werden dürfen, aber warum nicht? In unserem Multiversum ist einiges möglich!"

Nach diesen Sätzen merkte ich, dass ich durch die unerwartete Kamerasituation ganz vergessen hatte mich gebührend vorzustellen, da ich davon ausgegangen war, dass der Hauptmann vorab informiert wurde mit wem er konfrontiert werden würde. Nachdem der kleine Fauxpas korrigiert, sprach ich dem Hauptmann und der ganzen Band meine Bewunderung aus, um meine noch etwas durch Ehrfurcht bedingte zurückhaltende Art zu lösen und ging weiters darauf ein, dass es mir sehr gut gefällt, wenn eine Band, die eben ihr Multiverisum hat, das Thema Tod darin bearbeitet. Hier griff mir der Kollege unter die Arme und fragte, ob er etwas auf das „Elfte Gebot“ eingehen solle, was ich mit Freude bestätigte.

„Ja, also der Song ist wohl der tiefgehendste Song den wir bisher geschrieben haben und der schrieb sich für den Hodi fast ganz von alleine. Die Grundidee kam von unserem Gitarristen Hans, welcher Hodi einfach den Titel und ein paar Ideen geschickt. Dann ging es etwas magisch weiter. Es war ganz am Anfang der Produktion und es war sehr ungewöhnlich, weil wir uns sehr frühzeitig entschieden haben auf diesen Song zusetzten, auch wenn er im Grunde garnicht traditionell Feuerschwanz ist. Aber der Song soll auch zeigen, dass wir über die 15 Jahre gereifter sind und tatsächlich auf tiefgehendere Gefühle mit den Fans teilen wollen, dass man sich mit dem Tod konfrontieren muss oder damit vom Leben konfrontiert wird. Beim „Elften Gebot“ ist es ganz toll gelungen, dass wir im Grunde unsere Grundbotschaft gar nicht verlassen. Wir werden einfach sehr tief dabei. Es ist im Grunde ein Song der zu uns gekommen ist und wir sind stolz, dass der uns gefunden hat, so ungefähr.“

Der letzte Satz weckte wieder einmal den Psychologen in mir. Wenn sich etwas ohne große Schlüsse zu ziehen ergibt, bzw. einem eine „Eingebung“ in den Kopf kommt, dann spricht man von Abduktion. Kaum hatte ich meinen Gedanken geäußert meinte der Hauptmann: „Ich bin ja auch Psychologe und da kann ich von Kollege zu Kollege noch einen Aspekt hinzufügen. Über die Jahre stärkt sich ja das Teamwork immer mehr.

Es gibt ja da im kreativen Sektor viele Varianten und Kritik wird oft als gefährlich gesehen, aber wenn man ein gutes Team ist, dann öffnet sich und dadurch kann Kreativität noch einmal anders entstehen. Tatsächlich so wie wenn eine Idee entsteht, obwohl vorhin noch gar nichts im Raum war. Das kann durch Teamwork entstehen. Indem man die Impulse von Einem aufnimmt zum Beispiel, wo man in einer anderen Band wohlmöglich sagen würde: „Ach ja, klar passt schon, aber spiel mal lieber die Gitarre weiter.“. Bei uns ist das Teamwork gereift und gewachsen und dadurch glaube ich können solche Songs entstehen.“

Da konnte ich nur zustimmen, da ich mir gut vorstellen konnte, dass man sich schon „einspielt“, wenn man 15 Jahre gemeinsam arbeitet. Ich war noch immer sehr erfreut darüber einen Fachkollegen gegenüber zu haben und legte kurz meine aktuellen universitären Tätigkeiten dar, bevor ich mit einer Anspielung auf Sören Kierkegaard in die „Wirklichkeit“ wechselte und folgende Frage stellte: „ Wie zeigt sich die aktuelle Corona-Situation für euch?

Die Antwort lies nicht lange auf sich warten: „Ja also, es ist interessant in welchem Zyklus der Band Corona eingesetzt hat. Bei uns ist es der Veröffentlichungszyklus gewesen und das ist eigentlich der fast der schlimmste Zeitpunkt, wenn auch kurz vor der Tour noch schlimmer gewesen wäre. Dadurch das es jetzt Ende Juni erscheint, hatten wir noch eine Galgenfrist um uns neu zu orientieren. Wir haben zuvor nie Videokonferenzen gemacht und diese in der Zeit begonnen zu nutzen. Auch um uns überhaupt einmal zu sehen, um eine kleine Onlineparty zu feiern. Das war wirklich neu. Wir haben versucht den Kopf nicht in den Sand zu stecken und haben am Veröffentlichungsdatum festgehalten und das Ganze einmal optimistisch gesehen. Wir haben uns gedacht, wir müssen ein Konzert organisieren.

 

 

Irgendwie müssen wir zu den Leuten kommen wenn alle unsere Konzerte ausfallen und wir nichts mehr promoten können, was für uns immer noch sehr wichtig ist. Darum haben wir uns ein Online-Open-Air überlegt, welches wir am Albumrelease-Tag veröffentlichen werden. Das ist unsere Antwort auf Corona. Da fließen erst mal auch alle restlichen Kräfte, die außerhalb der Veröffentlichung noch da sind in dieses Konzert. Da sind wir gerade im richtigen Probefieber und es ist schon etwas komisch für ein Konzert so viel zu proben. Das ist schon etwas spezielles, weil es ja etwas von einer Prüfung hat. Normalerweise hat man ja bei einer Tour mehrere Chancen. Falls ein Konzert nicht ganz so gut wird kann man es ja wieder ausbügeln, aber bei diesem Online-Konzert nicht.

Solch ein wichtiges Konzert löst natürlich Stress aus, aber mit 15 Jahren Erfahrung wird die Truppe bei diesem Konzert sicherlich immens zerlegen. Beim Thema Online-Konzert kam ich auf die heute den Musiker zur Verfügung stehende Technik zu sprechen und dass wir uns eigentlich glücklich schätzen können, wenn man bedenkt was wäre wenn man in solch einer Situation mit der Technik der 80er sitzen würde.

Der Hauptmann meinte dazu: „Das hab ich auch noch so mitbekommen mit der Bandtechnik. Also man hat ja dadurch beim Songwriting ganz anders geschrieben damals. Man konnte ja kaum etwas aufzeichnen und hat natürlich auch mehr Gehirn genutzt. Das machen wir heute eben weniger *Grinsen*, aber das Digitale lässt sich ja auch sehr intelligent einsetzen.

Da die Band neben der klassischen Rockband- Besetzung noch andere Instrumente nutzt, kam es mir in den Sinn, dass es ja auch vom Mixing her nicht so einfach ist, einen breiten Sound der nicht zu stark die Folk-Instrumente überdeckt zu kreieren und tat kund, dass die Band dies für meinen Geschmack immer recht gut hinbekommen hat.

Die Rückmeldung lautete wie folgt: „Das ist nach wie vor gar nicht so einfach die Folk-Instrumente in einen guten Rocksound einzubetten, dass es auch noch nach Folk klingt, wenn solch ein Instrument vorkommt oder Stellen da sind wo es etwas aufgeht. Das ist wirklich ein Schritt nach vorne gewesen. Wir sind noch etwas fetter geworden insgesamt und da wir in der Metalszene die Zelte aufgeschlagen haben tut uns das schon gut, denn im digitalen Zeitalter sind die Gitarrenbretter schon mächtig.“

Vom Gitarrenuniversum kamen wir dann direkt zum Songwriting: „Wie läuft das eigentlich bei euch mit dem Songwriting ab?“. „Die Zentrale fürs Songwriting ist der Hodi, der macht die Vorproduktion und bei ihm laufen alle Kanäle zusammen. Ich schreib mit Hodi dann an den Lyrics. Wir kreieren meist auch noch Hintergrundgeschichte. Ich als Psychologe steh hald auf Hintergrundgeschichten. Bei „Lords of Powermet“ habe ich eine kleine Multiversumsgeschichte geschrieben und dann kommt aber letztlich ein komprimiertes Lied heraus und so schreiben wir gerne. Also das wir mit Hintergründen anfüttern, sodass wir letztlich auf den Punkt kommen und auch vieles wieder rausstreichen. Das ist bei deutschen Texten im Rock/Metal Bereich sowieso so, dass die meisten Bands nicht mit dem Stil arbeiten. Das ist spannend, aber gleichzeitig muss man aufpassen das man nicht zu peinlich wird, denn der deutsche Standard ist sehr hoch. Allerdings seh ich große Chancen mit deutschen Texten auch im Power-Metal voranzukommen. Es geht ja erstmal um den Mut sich das zu trauen auch Power-Metal Songs zu machen.“ wurde mir erklärt.

Nachdem wir ja bisher doch ein recht ernstes Gespräch geführt hatten, leitete ich über zu folgender Frage: „Als ich vor dem Interview eure Wiki nochmal schnell durchforstet habe um keine Namen zu verdrehen ist mir aufgefallen, dass darin direkt JBO vorkommt. Ich habe bei eurer Musik immer eine Motivation verspührt, aber nicht wirklich diesen „Malle“-Faktor wie bei JBO.“

Man merkt das JBO ihre Zeit in den 90ern hatten. Wir wurden hald 2004 gegründet, aber da wir aus der selben Stadt sind konnten wir uns einiges von ihrer Professionalität abschneiden. Es ist schwierig auf lange Zeit lustig zu sein und da ist es im Metalbereich klüger, wenn man lustig sein will, dass man in den Powermetal geht. Da ist man episch, aber man muss mit seinem Leben dafür einstehen, also man darf nicht einfach etwas verarschen, sonden man muss es zelebrieren.“ meinte der Hauptmann.

Hier fügte ich noch hinzu, dass dieses „mit dem Leben einstehen“ mir unter dem Begriff „Auftreter-Sein“ bekannt ist, welcher von Helge Schneider, welcher ja bekannter Maßen immer zwischen Ernst und Humor schwebt, geprägt wurde. Da unsere Zeit dann doch schon langsam dem Ende zu ging und ich weiß, dass die Kollegen ja an solchen Tagen nicht nur von mir interviewed werden, beendeten wir die Fragerunde an diesem Punkt, wünschten uns das Beste für die kommende Zeit und verabschiedeten uns nach exakt 30 Minuten. Die Zeit sei nur erwähnt, da ich noch nie zuvor mit einem Interviewpartner derartig exakt meinen Timeslot gefüllt habe.

Somit kann ich mich abschließend nur beim Hauptmann, also Peter Henrici, für das sehr entspannte Interview bedanken und euch empfehlen euch „Das 11 Gebot“ und „Die sieben Todsünden“ einmal reinzuziehen (siehe => Rezension), sowie am 26.06.2020 dem Online-Open-Air von Feuerschwanz zu fröhnen!