Interview mit Tommi Holappa von Greenleaf

Von Gregor Eder

Ich liebe es immer wieder in die basslastigen Gefilde des Stoner-Metals einzutauchen. Interessanterweise gibt es auch aus Länder, in welchen das nette Pflänzchen noch nicht legalisiert ist, immer wieder feine Veröffentlichungen im genannten Genre, wie beispielsweise die 1999 in Schweden gegründete Truppe GREENLEAF. Im Rahmen der neuesten Scheibe "Echoes From A Mass" durfte ich mit Bandgründer Tommi Holappa ein paar Worte wechseln. Ich startete das Interview diesmal direkt mit einer kleinen Lobrede, da mir das Album wirklich sehr gut gefällt.

Tommi reagierte direkt auf mein Feedback: "Ich bin froh, dass es dir gefällt. Es ist immer spannend ein neues Album zu veröffentlichen und weiter das Feedback der Leute zu hören. Man weiß für sich selbst, dass man eine reife Leistung erbracht hat, aber ob die Leute es schlussendlich mögen ist dann wieder eine ganz andere Sache. Bei diesem Album haben wir einige neue Sachen ausprobiert und daher ist es wirklich sehr spannend zu hören was die Hörer darüber zu sagen haben."

Die Freude über das Feedback regte mich dazu an noch etwas mehr von meiner Meinung darzulegen: "Also mir persönlich hat sehr gut gefallen, dass man gemerkt hat, dass ihr ein bisschen mehr progressive Riffs verbaut habt."

Tommi meinte dazu: "Ja, wir haben etwas weniger direkten Rock eingebaut. Bei ein paar Songs haben wir einfach versucht das Ganze etwas interessanter zu machen, vor allem für uns selbst. Wir haben versucht mit jedem Album etwas zu wachsen und "frisch" zu bleiben, anstatt dasselbe alte Schema immer und immer wieder zu reproduzieren. Aber es ist genau wie du es gesagt hast, es gibt immer etwas Progressives. Ich liebe beispielsweise Bands wie King Crimson und Ähnliches aus dem 70er-Jahre-Progressive-Rock. Im Vergleich zum letzten Album finde ich, dass wir eigentlich auch 2 eher simplere Tracks mit dem Neuen veröffentlicht haben. Es sind einfach nur 2-3 Akkorde und ein paar gute Vocal-Lines darüber."

Hier musste ich einhaken und meinte: "Welche zwei Songs wären das denn?"

Tommi erwiderte sofort: "Also für mich wäre der erste Song "Tides" einer von den Zweien. Es ist ein wirklich simpler Song aus 4 Akkorden oder so. Ich hatte die Idee für den Song schon vor einiger Zeit und als wir ihn dann im Proberaum ausprobiert haben hat es einfach so simpel gepasst. Ich habe noch schnell den Vers dazu geschrieben und dann war der Song fertig. Wir haben zwar überlegt ob wir noch etwas herumspielen sollten, dachten dann aber schlussendlich, dass es nicht notwendig ist, wenn der Song schon in dieser Form wirklich gut ist."

Diese Worte erwärmten mein an sonst recht kaltes Herz, denn meiner Meinung nach gibt es für einen Musiker bei der Produktion von Songs nicht schöneres als Songs, die sich wie von selbst schreiben. Ich meinte zu Tommi: "Diese simplen Songs sind eben nicht nur simpel, sondern auch effektiv. Abgesehen davon finde ich, dass dieses natürliche entstehen des Songs, diese "Insant-Harmony" auch hörbar ist. Wenn es dann ums Performen des Songs geht zeigt sich ja auch, dass man bei den simplen Tracks mehr abgehen kann als Performender."

"Ich stimme dir da zu 100 % zu. Ich weiß exakt wie es ist zu Hause zu sitzen, Songs zu schreiben, Ideen für Riff zu haben. Normalerweise habe ich Riff Ideen Monate bevor ich jene überhaupt den Anderen zeige. Das kommt daher, dass ich mir immer denke, man könnte hier noch etwas tun oder so wäre es besser. Ich arbeite einfach immer sehr lange an meiner Musik bevor ich sie überhaupt in den Proberaum mitbringe. Dann gibt es aber eben dann so Ausreißer wie "Tides" wo einfach Alles von Beginn an stimmig ist bzw. Alles wie von Selbst sich zusammensetzt. Auf jeden Fall ist "Tides" einer meiner absoluten Favoriten auf dem Album, möglicherweise weil wir eben nicht so viel Arbeit in den Song stecken mussten.

 

 


 

Es hat eben einmal nicht 2 Monate oder mehr gebraucht. Der zweite Track den ich gemeint habe ist "What have we become." meinte Tommi dazu.


Photocredit: Greenleaf

Nachdem wir uns einige waren, dass dieses Feeling wenn ein Song so entsteht einzigartig ist, schmiss ich einmal eine sehr konkrete Frage in die Runde: "Wie war es nun eigentlich mit dem gesamten Produktionsprozess unter den momentanen Voraussetzungen?"

"Wir hatten ca. 4 Songs vor der Pandemie geschrieben und 6 wurden während dem Beginn des Ganzen geschrieben. Es war einfach anders, da unser Bassist in Berlin wohnt und dort wesentlich striktere Maßnahmen galten bzw. Gelten. Wir haben hier in Schweden weder große Restriktionen noch einen Lockdown gesehen, nur ein paar Warnungen. Der Drummer und ich wohnen nahe aneinander und so konnten zumindest wir etwas tun. Der einzige Weg, den wir hatten die Songs fertig zu schreiben war mit simplen Handy-Aufnahmen zu arbeiten. Wir hatten eine Idee, nahmen es auf, sendeten es zu den Anderen und bekamen andere Ideen wieder zurück. Es war ein hin und her der E-Mails. Am Ende war es dann möglich unseren Drummer nach Schweden zu holen, das war Mitte September. Er kam für jeweils 2 Wochenenden im September und im Oktober und Ende Oktober nahmen wir dann das Album auf. Also hatten wir schlussendlich 4 Proben. Wir nehmen immer live auf, was hier auch ein Vorteil war, sonst hätten wir wohl möglich ewig gebraucht. Schlussendlich hat dann ja doch alles auch trotz Pandemie hingehauen." erklärte Tommi.

Der letzte Satz bezüglich "Live-Recording" erklärte für mich, warum die Scheibe so authentisch klingt. Auf diesen Aspekt ging ich kurz mit einem Vergleich ein, da ich selbst auf diese Art schon eine Scheibe produziert hatte und Tommi meinte dazu: "Ja, das Feeling ist eben jenes, welches wir versuchen herüberzubringen. Wir nehmen gerne auf "oldschool" Art auf. Man geht einfach in den Raum und spielt und schlussendlich muss es sich gut anhören. Natürlich kann man im Nachhinein noch einiges herumschrauben, aber die Drums müssen hier auf jeden Fall sitzen. Wir haben noch nie an Drums herum geschnitten oder Ähnliches getan. Es müssen einfach gute Takes sein. Bei unseren Songs merkt man dann zwar immer, dass es gen Ende fast nicht wahrnehmbare Temposchwankungen gibt, was dem Ganzen aber auch etwas ein eigenes Feeling gibt."

Diese Form der Aufnahme ist auch meine favorisierte Art und daher konnte ich hier Tommi bzgl. Seiner Aussage über das "eigene" Feeling nur zustimmen. Wir hatten ein wirklich sehr entspanntes Gespräch, doch da Tommi im Anschluss noch einen Live-Interview-Termin hatte verabschiedeten wird uns mit der Hoffnung bald wieder eine Bühne bespielen zu dürfen voneinander. An dieser Stelle sei nochmal ein großes Dankeschön an Tommi Holappa von GREENLEAF ausgesprochen. Ich hatte wirklich viel Spaß und es war schön zu hören, dass die "Old-School-Recording"-Art doch noch auf dem heutigen Markt findbar ist.

Zur Rezension des neuen Albums geht es --> hier.