Interview mit Olly Lagemann

Von Gregor Eder

Nachdem mich ein gewisser Herr Lagemann mit schon zwei seiner Formationen überrascht hat, war ich erfreut zu hören, dass es erneut neues auf die Lauscher gibt. Am 24.06.2022 wurde die neue EP „Green“ veröffentlicht und im Rahmen dieser Veröffentlichung durfte ein Interview mit Olly führen. Da die Videotechnik wie gewohnt gerade dann nicht funktionierte wenn man sie braucht, führten wir das Gespräch entspannt und old school via Telefon. Eigentlich wollte ich Meister Lagemann mit der Frage „Hey Olly ! Wie ist die Lage Mann?“ begrüßen, doch durch das Technik-Tohuwabohu vergaß ich es. Wenigsten konnte ich den Witz hier unterbringen.

Jedenfalls ging ich nach einer kurzen Begrüßung direkt ans Eingemachte und fragte: „ Als Einstieg habe ich mir gedacht, dass es nett wäre, wenn wir etwas über die Entstehung der EP plaudern. Wie ist das Ganze losgegangen? Wie kam dir die Idee dazu? Woher kommen die Beatles-Einschläge? Simpel gesagt: Wie ist die EP zustande gekommen?

„Also, jetzt im etwas höheren Alter habe ich tierische Probleme mit dem Herbst und der dunklen Jahreszeit. Ich bin eher ein Sonnenmensch. Gerade ist meine Zeit, so in der Sonne und dieses traurige Gefühl im Herbst habe ich versucht eher in Dur auszudrücken. Die Songs sind ja eher in Dur und trotzdem textlich extrem traurig. Und im Grunde ist das Album aus diesem Gedanken entstanden, also der Mischung aus Dur und trotzdem traurigen Texten. So ist es entstanden das Teil. Ich hatte eben Gefühle von Einsamkeit oder Liebe die vergangen ist. Ja so kam das. Es waren einfach traurige Ideen die ich im Herbst hatte, welche ich nicht in Moll sondern in Dur machen wollte.“ erklärte Olly.

Dieser interessante Unterschied zwischen den Texten und der Melodie war mir aufgefallen und wie ihr in meiner Review lesen werdet, ist dies mitunter ein großer Grund, warum ich die EP sehr genial finde. Vom Melodischen her klingt sie zuckersüß, doch textlich bekommt man „kalt/warm“ serviert. Nachdem diese feine Facette des Albums besprochen war, ging ich mit folgender Frage direkt auf den Aufnahmeprozess des Albums ein: “Wie nehmt ihr bzw. du die Songs eigentlich auf?

Olly antwortete direkt: „Also ich habe die Songs alle auf einer Konzertgitarre geschrieben. Also die Melodien und die Texte. Und diesmal habe ich versucht Pete (Pete Draack | Sad Rex Studio) wesentlich mehr einzubauen. Normalerweise bin ich so ein Typ, der mit vollkommen fertigen Sachen bzw. Songs kommt, doch diesmal habe ich gesagt „Komm Pete, lass uns das zusammen bauen!“. Ich habe da eine Idee gehabt. Ich bin tierischer Beatles-Fan, wobei das übertrieben wäre. Ich liebe die Beatles, aber auch elektronische Sachen und da habe ich gemeint: „Pete, lass uns das einmal versuchen.“ Pete hat an dem Sound viel mitgearbeitet. Die Instrumente habe ich natürlich alle selber eingespielt.“

An dieser Aussage merkt man, dass Olly trotz seinem vorhin so genannten „höheren Alter“ noch immer sehr experimentierfreudig ist. Auf die Ausführung seinerseits antwortete ich mit „Die Vocal-Effekte habe ich wirklich sehr interessant gefunden.

Olly meinte dazu: „Die haben wir aus alten Vocodern zusammengebastelt. Also da haben wir nicht einfach mit Autotune gearbeitet, sondern zu alten Geräten gegriffen. Mit diesen Autotune ähnlichen Programmen, wie sie auch immer heißen, wollten wir nicht arbeiten. Wir wollten das Original, das Alte.“

Der Mann weiß einfach was noch gute alte Musik ist! Ich bin selten ein Freund von Autotune, doch generell der elektronischen Modifizierungen der Stimme nicht abgeneigt. Es gibt hier viele Möglichkeiten, welche die mit VST-Plug-Ins verwöhnte Jugend heute nicht mehr kennt.

 

Nachdem Olly und ich uns in diesem Punkt einig waren, erzählte ich ihm, wie ich die einzelnen Songs wahrgenommen habe und lies folgenden Satz fallen: „Der letzte Song ist doch sehr freundlich und lyrisch gesehen sehr griffig. Im Generellen sind die Texte sehr klar, doch der Letzte… Wie schreibst du grundsätzlich Lyrics?

„Ja der letzte Song auch von der Reihenfolge der Letzte den ich geschrieben habe. Da war es schon ein bisschen heller. Da war so dieses „Aufgehende“. Ich habe da so einen Kumpel, der ist eigentlich mein „Best-Buddy“ und über den habe ich ein Lied geschrieben. Ich habe über die ganzen Sachen, die wir schon gemeinsam durchgemacht haben nachgedacht während ich diesen Song geschrieben habe und man kann sagen, dass dieser Song ein Song über meinen besten Kumpel ist“ erklärte Olly.

Die letzte Frage war durch diese Aussage indirekt beantwortet worden. Olly komponiert seine Musik enorm lebensnah und daher finde ich seine Songs enorm authentisch und kraftvoll. Ich habe in meiner Review den letzten Song als Liebeslied betitelt und Olly hat mir nur bestätigt, dass es in diesem Lied um eine für ihn wichtige Person geht. Soweit einwandfrei schlüssig.

Diesen Gedanken brachte ich auch Olly entgegen, welcher meinte: „Ja so ist das. Auch „Auf in die Nacht“ ist ca. so wie ich mich gedanklich als Jugendlicher fühle. Als Metaller mit langen Haaren und einer selbstgemachten Kutte sitzt man so in der Disco und denkt : „Hmmmm… toll ist es hier, doch keiner mit dem man etwas machen kann.“

Das Gefühl bzw. den Gedanken konnte ich, als langhariger Metaller mit selbstgemachter Kutte gut nachvollziehen. Nachdem wir etwas über Gitarren geplaudert hatten schoss ich noch eine letzte Frage raus: „Wie kommst du eigentlich zu einer Melodie?

„Die kommt mir einfach zugeflogen. Das ist ganz einfach. Es entsteht eigentlich alles im Kopf. Beispielsweise meine Anteile bei Cats TV die ich geschrieben habe sind mir beim Spazierengehen eingefallen. Dann spiel ich mit mir textmäßige, schreib mir eine Email auf den einen Account und dann auf den Anderen. Da schreibe ich dann immer weiter. Wenn ich nach Hause komme habe ich schon die Akkorde im Kopf und die Melodie. Danach schreibe ich es einmal zusammen. Entweder läuft es direkt weiter, oder ich lasse den Song liegen bis die passende Muse kommt.“ meint Olly.

Nachdem wir etwas Zeit zu Beginn verloren hatten und ich am Abend des Interviews noch einen Karaoke-Abend zu gestalten hatte, beendeten wir unser erfreulich reges Gespräch leider schon nach 20 Minuten, doch ich bin mir sicher, dass es nicht das letzte Mal gewesen ist, dass Olly und ich über seine Musik konferieren können. An dieser Stelle sei nochmal ein großes Dankeschön für das Interview an Olly gerichtet. Ich freue mich schon auf die nächsten Veröffentlichungen! Euch da draußen sei natürlich die EP „Green“ und die Musik von Olly generell wärmstens empfohlen. Die Review zur EP findet ihr --> hier.