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Das Boot - Staffel 1

„Das Boot“ ist ein Anti-Kriegsfilmklassiker aus dem Jahr 1981 von Wolfgang Petersen. Über ein Jahr nach der Ausstrahlung einer erweiterten Neufassung auf dem Pay-TV-Sender Sky gibt es die erste achtstündige Staffel der Serie als Home-Entertainment Paket und den Free-TV-Start ab 03.01.2020 im ZDF. Die Neuauflage als Anti-Kriegsserie, ein "Re-Boot" sozusagen, kommt nach 37 Jahren zeitgemäßer und abwechslungsreicher daher, mit starken Frauenfiguren und düsterer Atmosphäre.

Knapp 27 Millionen Euro kostete die Produktion, die in Frankreich, Deutschland (Bavaria Studios), Tschechien und Malta mit 79 Schauspielern und mehr als 1000 Statisten abgewickelt wurde. Der Film aus dem Jahr 1981 entstand ebenfalls in den Bavaria Studios. In einem 45 Meter langen Set wurden die U-Boot-Innenräume nachgebildet. Zwei Monate dauerte schon die Sanierung der Außenfassade eines historischen Untersee-Bootes. Die Kosten dürften sich inzwischen amortisiert haben, die Serie wurde in über hundert Länder verkauft. Das merkt man dem Plot auch an, er ist auf internationale Vermarktbarkeit getrimmt.

In der Serie handelt sich nicht um „U-96“ aus dem legendären Film von Wolfgang Petersen, sondern ein Nachfolgerboot, die „U-612“, unter dem Kommando von Kapitän Klaus Hoffmann, der das Kommando dem Heldentod seines Vaters verdankt. Erzählt wird die Geschichte der Besatzung des U-Boots, das im Jahr 1942 im Hafenbecken von La Rochelle ablegt, um eine Geheimmission durchzuführen.

Petersen blendete in seinem Film die Welt außerhalb des U-Boots weitgehend aus, konzentrierte sich auf den Überlebenskampf der Männer. Zwei Handlungsstränge sind nun in der neuen Serie tonangebend: Einerseits im Vordergrund der gnadenlose U-Boot-Krieg zur See um den unerfahrenen Kapitänleutnant Klaus Hoffmann (Rick Okon) und seiner 40 Mann starken Besatzung. Doch die Gegner sitzen nicht nur in den britischen Schiffen - sondern auch mit an Bord. Der ehrgeizige Oberleutnant (August Wittgenstein) arbeitet gegen den Kommandanten, der Funkmaat (Leonard Scheicher) ist mit dem französischen Widerstand an Land verbandelt. In dieser unübersichtlichen Lage erhält das U-Boot auch noch einen Spezialauftrag.

Und dann ist da andererseits der Konflikt an Land und Erlebnissen der Übersetzerin Simone Strasser (Vicky Krieps), in der Küstenstadt La Rochelle, wo das Boot (das Alte wie das Neue) ausläuft. Erzählt werden ihre Verbindungen zur Resistance und die Ermittlungen der Gestapo durch Kriminalrat Forster (Tom Wlaschiha).

Fazit: Der Klassiker „‚Das Boot‘ ist ein Meilenstein in der Geschichte der Antikriegsfilme und steht für Authentizität, Spannung, Drama, klaustrophobische Enge und Action. Die Neuauflage  setzt neun Monate nach den Geschehnissen des Original-Kinofilms ein und sticht in unbekannte Gewässer, erzählt eine eigenständige, neue Geschichte und kann den unweigerlich aufkommenden Vergleichen zur großartigen Filmvorlage bestens standhalten. Die Anlehnung an den alten Film ist trotzdem sichtbar, z. B. beim am Original angelehnten Titelmusik von Klaus Doldinger, produziert dieses Mal von Matthias Weber.

Die Serie ist eine Fortsetzung, auch wenn sie bei der konkreten Handlung oder im Hinblick auf die Figuren keine direkten Anknüpfungspunkte hat. Der Film bestand 100 Prozent aus deutschsprachigen Schauspielern, die Serie hat einen internationaleren Fokus. Die Serien-Hauptfiguren Kapitänleutnant Klaus Hoffmann, Erster Wachoffizier Karl Tennstedt und Übersetzerin Simone Strasser sind fiktiv, das Original basierte teils auf realen Personen wie Kapitänleutnant Heinrich Lehmann-Willenbrock.

Die Brutalität des U-Boot-Krieges wird ebenfalls real dagestellt, allein 23 Figuren sterben in den acht Folgen. Die Serie wirkt zeitgemäßer, aber auch etwas glatter und hat einen hohen Unterhaltungswert. Die Autoren bemühen sich, nicht in allzu simple Schwarz-Weiß-Muster zu verfallen. Gut und Böse sind somit oft nicht so leicht voneinander zu unterscheiden. Völlig weltfremd die Beziehung zwischen Simone Strasser und der Patisanin. Erst wird sie von ihr mit einem Sack über dem Kopf entführt, in der nächsten Szene gibt es Lesbensex. Eine zweite Staffel ist derzeit zudem schon in Arbeit und wird bei Sky 2020 veröffentlicht. Ein genaues Startdatum gibt es für die neuen Folgen allerdings noch nicht.

 
Gesamtbewertung:

Home-Entertainment-Release: 06. Dezember 2019

Datenträger: DVD, Blu-ray und als Limited, 4-Disc Special Edition

Produktion: Deutschland 2018

Genre: Anti-Kriegsfilm, Drama

Darsteller: Rick Okon, Vicky
Krieps, Leonard Scheicher, August Wittgenstein, Thierry Frémont

Regie: Andreas Prochaska

Länge: 480 Min.
FSK ab: 12

Tonformat: Dolby TrueHD + Dolby Atmos (OV)

Verleih/ Produktion: Bavaria Fiction, Sky Deutschland und Sonar Entertainment

Action:
Humor:
Gefühl: Spannung:
Anspruch: