Der König mit dem Milchbrötchen

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Bremen, 30.01.2016 - Schon seit vielen Wochen war die Veranstaltung ausverkauft. Bei einem Comedian, der im Fernsehen recht langweilig herüberkommt. Die Bremer wussten es besser, denn er war schon zum 6. Mal in Bremen: Johann König.

Schon sein Zögern ist unnachahmlich. Seine Pausen sind großartig. Seine Gedichte sind ein Gedicht. Man kommt bei Johann König nicht mehr aus dem Lachen raus. Jetzt ist er mit seinem neuen Programm unterwegs: "Milchbrötchenrechnung".Irgendwo zwischen Stand-Up Comedy und Kabarett bewegt sich auch das neue Programm des mehrfach ausgezeichneten Komikers aus Soest. Die Menschen, die nur noch 2 Jahre zu leben haben, werden vom Arzt nach Soest geschickt. Denn dann komme ihnen die verbleibenden Jahre wie eine Ewigkeit vor. Er ist verheiratet und hat 3 Kinder, eine Mittelstandsfamilie - aber darauf kam er im Laufe des Programms noch zurück.

Johann König wird gerne als der nachhaltigste Komiker bezeichnet, der mit seinem neuen Programm im Bremer Pier 2 zeigte, dass er der einzige garantiert glutenfreie Geschmacksverstärker des deutschen Humors ist. Dank sprachlicher Entzugsentgleisungen und seinem windigen Gespür für das Unerdenkliche holt er sein Publikum da ab, wo es gar nicht ist. Dabei dichtet, singt und schweigt der Meister der unkalkulierten Pausen solange, bis alle erkannten: Das Leben ist eine riesengroße „Milchbrötchenrechnung“.

„Bremen- da habe ich nach jeder Aufführung gesagt: Da brauch ich nicht wirklich wieder hin!“ stimmte König auf sein Abend ein. „Dieser mit grünen Plastikstühlen ausgestattete Betonpalast Pier 2“. Gestern war er in Kiel. Nur Idioten. „Mal sehen, was ich morgen sage!“ witzelte König. „Ach ne, da hab ich frei und bin zu Hause.“

Er erzählte seine Erfahrungen der tourfreien Zeit zu Hause mit seiner Frau. Er beobachtete, wie sie die Spülmaschine einräumt um ihr dann zu sagen „Das geht besser!“ Ob beim Wäsche zusammenlegen: „Das geht besser!“. Die Zeit soll „sehr schön“ gewesen sei, wie er mit vergeblich unterdrückter Aggression zwischen den Zähnen herauspresste.

Im abendlichen Programm der depressiven Stimmungskanone ging es auch um seine Geldanlage in Containerschiffe und die Bananenladung und was passiert, wenn der Bananenpreis sinkt (und das Schiff auch). Es ging um die schönsten Versprecher von „unserem Bundeskanzler Merkel“ und spielte von einem Aufnahmegerät einige Audiosequenzen ab, die ER im Laufe seiner Amtszeit gesagt hat.

 

Oder schweinische Sequenzen aus einer Bibi Blocksberg-Kassette. Auch versuchte er sich mit einem Lied und begleitete sich auf einer kleinen elektrischen Orgel.

Nach der Pause las König ein Gedicht aus einem Buch vor. Als er während des vermeintlichen Sprechens einen kräftigen Schluck aus einer Tasse nahm, merkten die Zuschauer, das es sich um ein Playback handelte. „Nana, ich muss meine Stimme schonen…!“ so König.

Immer wieder treten seine Anspielungen auf Veganer in den Vordergrund. Viele erkannten sich bei seiner Geschichte des Zoobesuches mit seinen 3 Kindern wieder. Schon vor dem Eingang geriet er mit dem Ballonmann an einen Verkaufsprofi, „die Kleine“ rutschte ins Erdmännchengehege und die Fotocrews macht ohne seine Zustimmung Bilder von ihm und seinen Kindern.

Zwischendurch auch lyrische Ergüsse wie „Der Malermeister“ und die Bedeutungsebenen von „die Segel streichen“.

Zweifelsfrei ein Höhepunkt des Abends war sein Auftritt als »Reihenhaus-Rapper«, der seinem Gangstertum in der bürgerlichen Mittelschicht gewidmet war. Das Publikum feierte die Boshaftigkeit des Kabarettisten mit viel Applaus. Engel und Teufel rangen oft um seine Gunst.

Es war eine bewährte Mischung aus Stand-Up, Gedichten, Audio-Einspielern, Tagebuchlesung, Songs aber auch niedrigschwelligen Witzen,die er auch gleich entlarvte: „Mensch, das war eines der ältesten Witze. Aber in Bremen gehen die wohl auch!“