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Geisterstätten Brandenburg

von Martin Kaule, Arno Specht

Inhalt: Neben weiten Feldern, ausgedehnten Wäldern und den vielen idyllischen Seen, für die Brandenburg bekannt ist, schlummern im Geheimen noch ganz andere Orte in diesem dünn besiedelten Bundesland, die es zu entdecken lohnt. Hinter verwitterten Häuserfassaden öffnet sich eine Welt voller morbider Schönheit, die von vergangenen Zeiten erzählt.

Die Autoren und Fotografen Arno Specht und Martin Kaule haben sich erneut auf die Spuren verlassener Gebäude und Areale begeben. In ihrem neuen Band der erfolgreichen „Geisterstätten“-Reihe stellen sie 14 dieser vergessenen Orte in Brandenburg vor. Hierzu gehört etwa Schloss Schenkendorf nahe Königs Wusterhausen, in dem einst der brandenburgische Graf Dracula seine Feste feierte. Ein besonderes Highlight für alle Freunde der „Urban Exploration“ ist die Heilstätte Grabowsee in Oranienburg, die noch das morbide Flair auszeichnet, das die Beelitzer Heilstätten, einst Pilgerstätte aller Ruinenliebhaber, vor vielen Jahren besaßen. Mit eindrucksvollen Fotos und ebenso kurzweiligen wie informativen Texten wird der Leser hineingesogen in die einzigartige Atmosphäre, die diese Lost Places samt ihren faszinierenden Geschichten ausstrahlen.

Martin Kaule publiziert zu zeithistorischen Stätten und ist Grundungs- und Vorstandsmitglied des Vereins „Orte der Geschichte“..

Rezension: Sie sind rar geworden, die vergessene Orte, die kein Sanierer bislang betreten hat. Verlassene Häuser oder Industriegebäude die langsam verfallen. Die Urbex-Experten Arno Specht und Martin Kaule haben sich erneut auf die Spuren 14 vergessener, sich meist schon im verwahrlosten Zustand befindende Gebäude begeben. Urbex steht übrigens für Urban Explorer, Entdecker verlassener Areale – sogenannter Lost Places.

In ihrem neuen und letzten 9. Band der erfolgreichen „Geisterstätten“-Reihe stellen die beiden Autoren 14 vergessene Orte in Brandenburg und deren faszinierende Geschichte vor. Dabei sind u.a. die Heilstätte Grabowsee in Oranienburg, die Ruine des Großkraftwerks Vogelsang bei Eisenhüttenstadt oder Schloss Schenkendorf, der Honnecker-Bunker in Wandlitz, die Landesirrenanstalt Teupitz oder das Gutshaus des Verlegers Mosse.

Fazit: Leider vermissen wir das Lost Places der Heilanstalt Beelitz, dem größten Urbanex-Komplex in Brandenburg (Potsdam-Mittelmark), welches wir schon selbst besucht haben. Zwar hatten wir dort eine Fototour gebucht um auch offiziell in die Gebäude zu kommen, aber auch von aussen sind diese Gebäude äußerst sehenswert. Die Heilstätten sind seltsamerweise im Band »Geisterstätten Berlin (Neuausgabe 2020)« zu finden, obwohl sie in Brandenburg liegen.

Wir würdenr uns wünschen, wenn die beiden Autoren nicht nur die Geschichten der 14 verlassenen Komplexe erzählt hätten, sondern auch mehr für den eigenen Ausflug geschrieben hätten. Wo sind sie zu finden? Welche Gefahren gibt es diesen baulich ungesicherten Orten, wer ist Ansprechpartner zum Betreten? Immer mehr Fotografen betreiben Urban Exploration in verlassenen und verfallenen Orte. Im Gegensatz zu den Vandalen betreten sie diese Orte – manchmal auch nicht ganz legal- aber sie zerstören nichts.

So ist das Buch als eine informative Übersicht über diese Orte anzusehen. Wer mehr erwartet, wird etwas enttäuscht. Da muss man schon selber hinfahren, um die melancholischer Schönheit zu entdecken.

 
Gesamtbewertung:

Erscheinungstermin: 25.09.2020
Genre: Bildband
Einband: Kartoniert / Broschiert
Seitenzahl: 96 Seiten
ISBN: 978-3-89773-878-2

Autor: Martin Kaule, Jahrgang 1979, beschäftigt sich publizistisch mit Orten der Zeitgeschichte. Seit 2005 organisiert er militärhistorischen Exkursionen sowie Studien- und Forschungsreisen durch ganz Europa.

Arno Specht, Jahrgang 1969, von Beruf Pressesprecher, begründete 2010 die erfolgreiche Geisterstätten -Reihe. Er veröffentlichte „Geisterstätten“- Bände u.a. zu Dresden (2014) und Leipzig (2014). Zuletzt erschien von ihm eine Neuausgabe von Berlins Geisterstätten (2020).

Verlag: Jaron Verlag GmbH