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Die Fotografin (Fotografinnen-Saga 5)

von Petra Durst-Benning

Inhalt/ Klappentext: Die Wanderfotografin macht sich auf nach Hollywood – der perfekte Schmökerstoff von der Königin des historischen Romans. Gerade erst haben sich Mimi Reventlow und ihr langjähriger Geschäftspartner Anton ihre Liebe gestanden. Und dennoch entscheidet sich die Wanderfotografin wie vor vielen Jahren schon einmal gegen den sicheren Hafen der Ehe und bricht stattdessen zu neuen Ufern auf! An der Westküste Amerikas – genauer gesagt in Hollywood – wartet ein spannender Auftrag auf sie. Für einen großen Bildband soll Mimi den derzeit größten weiblichen Stummfilmstar der Vereinigten Staaten fotografieren. Was Mimi nicht weiß: Die berühmte Schauspielerin »Chrystal Kahla« ist niemand anderes als Christel Merkle, das Mädchen, das seit einem kalten Wintertag im Jahr 1911 in Laichingen als spurlos verschwunden gilt ...

Rezension: Dies ist nun der fünfte und letzte Band um Mimi Rentelov und ihren Geschäftspartner Anton Schaufler aus dem Schwarzwald.

Die Wanderfotografin wagt den Sprung über den großen Teich ins gelobte Land Amerika. Hier ist das Elend der Nachkriegsjahre 1930 nicht so spürbar, höchstens durch tausende Auswanderer aus aller Herren Länder, die einen scheitern schnell, die anderen kämpfen täglich ums Überleben, wieder andere sind schon ein Stück die Karriereleiter emporgeklettert, aber oft zahlen sie einen hohen Preis dafür, seelisch und körperlich.

Für Mimi ist es eine weitere willkommene Gelegenheit, um die Entscheidung des Herzens zu verschieben, die Hochzeit mit Anton. Sie bekommt eine Einladung nach Amerika, um eine große Fotoreportage über den aufgehenden Filmstar Chrystal Kahla zu shooten. Der Manager der Schauspielerin ist von Mimi Rentelovs bisherigen Portraitaufnahmen begeistert. Nach einem Zwischenstopp in New York, hier lernt Mimi einen polarisierenden Gewerkschaftsführer kennen, der mit seiner neu gegründeten Organisation gegen die unmenschlichen Bedingungen der Arbeiter*innen in den Fabriken, damals ohne jeglichen Arbeits- und Gesundheitsschutz, ankämpft. Mehrmals kommt es zu brenzligen Situationen, denn die Gewerkschafter werden durch die Polizei verfolgt und oft nierdergeknüppelt. Doch auch hier wird Mimi klar, für wen sie sich schon längst innerlich entschieden hat.

Sie reist per Zug weiter nach Kalifornien und erreicht schließlich die Villa des Stummfilmstars Chrystal Kahla. Doch welch Überraschung, der Stummfilmstar stammt aus Laichingen in Deutschland. In einer klaren und kalten Winternacht 1911 verschwand die junge Christa Merkle spurlos. Sie war damals Antons große Liebe. Nun steht sie vor Mimi, strahlend schön, nach der neuesten Mode gekleidet und frisiert.

Durch zahlreiche Gespräche erfährt Mimi die ganze Wahrheit über das spurlose Verschwinden und Christas schweren Werdegang hier in der Traumfabrik Hollywood. Auch die Zwischenstationen und die Anfänge der Stummfilmproduktionen, die Opfer und Freundschaften, die zerbrachen, durch Christas unglaublichen Karrierewillen, lassen Mimi letztendlich doch versöhnlich, ja fast vertraut mit Chrystal umgehen.

Aber auch Anton in Deutschland ist tief gekränkt, dass Mimi wieder einmal die Entscheidung auf ein gemeinsames Leben verzögert hat. Auch er geht auf Wanderschaft. Wird er wieder zurückkehren, nachdem Mimi den künstlerisch herausragenden Bildband um Chrystal Kahlo veröffentlicht hat?

 
Gesamtbewertung:

Erscheinungstermin: 24.05.2021
Genre: Historische Romane Einband: Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 448 Seiten
ISBN: 978-3-764-50667-4

Autorin: Petra Durst-Benning wurde 1965 in Baden-Württemberg geboren. Seit über zwanzig Jahren schreibt sie historische und zeitgenössische Romane. Fast all ihre Bücher sind SPIEGEL-Bestseller und wurden in verschiedene Sprachen übersetzt. In Amerika ist Petra Durst-Benning ebenfalls eine gefeierte Bestsellerautorin. Sie lebt und schreibt abwechselnd im Süden Deutschlands und in Südfrankreich. Gerne wird sie auch „Königin der historischen Romane“ genannt.

FAZIT: Ein gut gelungener, teils gesellschaftskritischer Roman mit fundierten geschichtlichen Background. Im Hollywood der Stummfilmzeit gab es noch keinerlei „Me too“ Debatte. Auch die Arbeitsbedingungen in der Filmbranche sind heute durch die starken amerikanischen Gewerkschaften bei Film und Fernsehen teils gefürchtet, wenn Filmteams nach Europa kommen.

Es werden viele Personen aus den vergangenen 4 Bänden besprochen und Nebengeschichten dazu erzählt. Für Leser*innen, die nur den 5. Band lesen, ist es das ein oder andere Mal etwas schwierig, den Zusammenhang der Protagonisten zu diesen Romanfiguren zu finden. Findet man sich damit ab, hindert es nicht den Lesefluss. Zum Ende des Romans flacht die Spannung leider etwas ab, zu schnell ist das erwartete Ende da.

Sehr informativ das Nachwort und die private Bildsammlung der Autorin mit vielen weiblichen Stummfilmstars aus Hollywood.

 

Verlag: Blanvalet Verlag