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Die Landärztin - Aufbruch in ein neues Leben (Band 1)

von Felicia Otten

Inhalt/ Klappentext: Eine starke junge Ärztin, eine neue Heimat, eine Zeit voller Herausforderungen Deutschland Anfang der 1950er-Jahre. Obwohl die Ärztin Thea Graven in ihrem jungen Leben schon schwere Schicksalsschläge verkraften musste, hat sie sich stets ihre Lebensfreude und ihren Glauben an das Gute bewahrt. Nachdem sie bei einer Operation Zeugin eines tödlichen Kunstfehlers durch einen Chefarzt wird und diesen zur Anzeige bringt, ist es mit ihrer Karriere in Hamburg vorbei. Thea flieht zu ihrer Familie in die Eifel und nimmt dort eine Stelle als Landärztin an. Wenn da bloß nicht die misstrauischen Dorfbewohner wären und ihr neuer Chef Georg Berger – ein bewundernswerter Mediziner, wie Thea zugeben muss, doch ansonsten offenbar ein absoluter Rüpel. Ein Glück, dass ihre Schwestern Marlene und Katja fest an Theas Seite stehen, denn die frischgebackene Landärztin entdeckt bald nicht nur die schönen Seiten ihrer neuen Heimat, sondern auch einige brisante Geheimnisse ... Folgen Sie der jungen Landärztin Dr. Thea Graven in die malerische Eifel und begleiten Sie sie auf ihrem Weg in ein neues Glück!

Rezension: Anfang der 1950er-Jahre haben es Frauen im Berufsleben nach wie vor schwer, erst Recht wenn sie in einem Beruf mit überwiegenden Männeranteil in den leitenden Positionen Fuß fassen wollten. Dies bekommt auch die junge Witwe Thea Graven zu spüren. Sie wird fristlos entlassen, nachdem sie ihren Chef, einen angesehenen Chefarzt nach wiederholten Kunstfehlern anzeigt. Kein männlicher Kollege hat den Mut ihr beizustehen. Auch Theas Vater, ebenfalls Arzt, gibt ihr die Schuld. Warum sie nicht einfach geschwiegen hat.

Thea bewirbt sich auf eine Stelle weit weg aus der Großstadt, denn dort hat sie keine Chance mehr, ihr Ruf ist ruiniert, niemand stellt sie mehr ein. Sie fährt auf gut Glück in die tiefste, dunkle Eifel, nah an der Grenze zu Belgien. Hier am Fuße des Hohen Venn begegnet man Fremden mit Misstrauen, sind doch auch viele Flüchtlinge hier den Bewohnern zugewiesen. Auch ihre Angst vor Pferden und Gänsen machen die Eingewöhnung nicht gerade leichter. Es wird ein Teilhaber für eine Landarztpraxis per Zeitungsinserat gesucht. Der Inhaber der Praxis, ein nörglerischer Einzelgänger, Dr. Georg Berger, will Dr. T. Grave abweisen, hat er doch einen Mann erwartet. Doch ein medizinischer Notfall, den Thea optimal medizinisch versorgt, eröffnet ihr die Chance für eine Probezeit.

Nach und nach überzeugt die junge Ärztin die Dorfbevölkerung durch ihre empathische, zupackende Art und medizinische Arbeit. Sie bekommt sehr viel Leid zu sehen auf ihren langen und anstrengenden Hausbesuchstouren durch die Höhenzüge der Eifel. Weit abgelegene Gehöfte und halb zerfallene Hütten. Viele Teile der Bevölkerung bessern ihren Lebensunterhalt durch den Kaffeeschmuggel von Belgien in die kleinen Orte auf der deutschen Seite auf. Oft werden Kinder und Jugendliche geschickt, in der Hoffnung, dass sie nicht so hart bestraft werden von den Zöllnern und Militärs falls sie ertappt werden. Es gibt immer wieder Schussverletzungen zu behandeln, auch wird Thea unterwegs in der Einsamkeit belästigt, doch sie weiß sich bald zu verteidigen. Im Grenzgebiet versucht sie den ausgebeuteten weiblichen Arbeitskräften zu helfen, einige Großgrundbesitzer handeln unmenschlich.

Und auch gegen die katholischen Ordensschwestern, deren Aufgabe unter anderem die Betreuung der schwangeren und gebärenden Frauen im Ort Eichenborn ist, muss sich die ausgebildete Ärztin immer wieder Kämpfe liefern, zu neumodisch und anders sind doch ihre Behandlungs- und Entbindungsmethoden.

Fazit: Der flüssige Schreibstil der Autorin, die gute Recherche, die Anmerkungen von Felicia Otten zu den Begebenheiten und der Sittenmoral in den 1950er-Jahren in den Eifelorten am Hohen Venn, all dies hält den Spannungsbogen hoch. Die Protagonistin Thea, ihre Schwestern, die Dorfbevölkerung, die Kriegswaisen und nicht zuletzt der undurchschaubare Dr. Berger ergeben ein Gesamtbild der damaligen Gesellschaft. Eine Gemeinschaft, die oft nicht freiwillig in einer Dorfgemeinschaft zusammenkam, Parallelen zur heutigen Zeit sind gut erkennbar. Im 2. Band „Die Landärztin – Der Weg ins Ungewisse“ wird sich zeigen, ob Dr. Thea Grave weiterhin als Landärztin praktizieren möchte. Der Bucheinband wirkt sehr idyllisch im Retrostil der 50er Jahre gehalten, um so überraschender die berührende Geschichte dahinter, eben kein Groschenroman á la „Der Landarzt“ (ZDF Soap).

 
Gesamtbewertung:

Erscheinungstermin: 14.03.2022
Genre: Historische Romane
Einband: Flexibler Einband
Seitenzahl: 560 Seiten
ISBN: 978-3734110412

Autorin: Felicia Otten ist das Pseudonym der erfolgreichen Autorin Beate Sauer. Geboren in Aschaffenburg, studierte sie zunächst Philosophie und katholische Theologie in Würzburg und Frankfurt am Main. Nach ihrem Diplom absolvierte sie eine journalistische Ausbildung. Doch dann erkannte sie, dass sie viel lieber Geschichten erzählen wollte.

1999 erschien ihr erster Kriminalroman, diesem folgten zahlreiche weitere Krimis und historische Romane. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in Bonn und zahlreiche Ausflüge in die malerische Eifel haben sie zu ihrer Geschichte um die junge Landärztin Thea Graven inspiriert.

Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag