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Marius Müller-Westernhagen - Ein Portrait

von Friedrich Dönhoff

Inhalt/ Klappentext: 'Freiheit', 'Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz', 'Sexy', 'Lass uns leben', 'Wieder hier' sind Songs, die ganze Generationen geprägt haben. Doch wer verbirgt sich dahinter? In diesem sehr persönlichen und facettenreichen Buch erzählt Marius Müller-Westernhagen, was ihn bewegt und zu dem Menschen gemacht hat, der er heute ist. Seine Erinnerungen führen zurück in seine Kindheit, in die junge BRD und zu den ersten Auftritten in der Zeit der Jugendrevolten, als eine neue Art von Musik beginnt, die Welt zu verändern.

Rezension: Der deutsche mittlerweile 74-jährige Rock-Musiker Marius Müller-Westernhagen kann auf eine lange Geschichte und ein spannendes Leben zurückblicken. Geboren 1948 in Düsseldorf in einem vom Schweigen über den Krieg geprägten Elternhaus. Über den Vater kommt Marius an erste eigene Rollen, er bricht die Schule ab. Neben seiner Karriere als Schauspieler (“Theo gegen den Rest der Welt”) startete er schon früh erste Versuche als Musiker, singt Coverversionen großer Bands. Sein erstes Album erschien 1974. 1978 erschien das Album "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz", für das er seine erste Goldene Schallplatte erhielt. Er war plötzlich der erste große deutschsprachige Sänger noch vor seinem Freund Udo Lindenberg. Mittlerweile hat er sieben Nummer-Eins-Alben veröffentlicht und gilt als lebende deutsche Legende. Der Song "Freiheit" entstand 1987 und wird später zur Hymne der Wiedervereinigung. Beim Sound-of-Peace-Konzert nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine sangen im März in Berlin wieder Tausende das Lied. 2022 erschien sein neues Album "Das eine Leben". Es handelt von Liebe und Vergänglichkeit, von Angst und Überforderung, von Wut und Verzweiflung. An Marius kleben Etiketten, die vom bodenständigen Kumpel bis zum elitären Schöngeist reichen.

Autor Friedrich Dönhoff kennt kennt gerade mal die bekanntesten Songs. Er besucht Marius in dessen Berliner Wohnung oder spazieren gemeinsam durch die Straßen von Charlottenburg und den Blick zurück auf das Leben des Musikers. Marius spricht bei sich zu Hause mit Friedrich Dönhoff über das Komponieren und Schreiben. Rassismus und Liebe, Niederlagen und Erfolge sind weitere Themen. Aber auch über sein Leben.

 
Gesamtbewertung:

Erscheinungstermin: 23.11.2022
Genre: Biographie
Einband: Hardcover Leinen
Seitenzahl: 256 Seiten
ISBN: 978-3-257-07202-0

Fazit: Das Buch kommt in schöner Aufmachung mit Schutzumschlag und Lesebändchen daher, ohne die sonst übliche Hochglanz-Fotogalerie und ist nicht sonderlich dick. Friedrich Dönhoff hat eine ungewöhnliche Biografie über Marius in hervorragend lesbarem Text geschrieben. Das Buch beschreibt die frühe Schauspieler-Karriere und den mühsamen Aufstieg Müller-Westernhagens zum anerkannten Rocker. Er erzählt ausführlich über seine Begegnungen mit dem Sänger, was an der Wand hängt oder wie beide auf Socken über das Parkett von Marius Wohnung rutschen.

Es geht insbesondere um Marius Kindheit und Jugend, Schauspielkarriere sowie die musikalischen Anfänge in den 80ern. Die spätere Zeit der Stadionkonzerte werden nur am Rand erwähnt. Spektakuläre Enthüllungen fehlen. Man lernt den Künstler von heute kennen, wie er sich bis zum Durchbruch 1980 durchgekämpft hat. Was dazwischen liegt, kommt aber eher wenig zum Vorschein. Es ist kein selbstgefälliges Buch geworden, welches wir gerade erst von Bono lesen konnten. Gerade das schätze Marius. Die Biografie hinterlässt das Gefühl, dem porträtierten Menschen nahe gekommen zu sein.

 

Autor: Friedrich Dönhoff, geboren 1967 in Hamburg, aufgewachsen in Kenia, lebt und arbeitet als freier Autor in Hamburg und Berlin. Er studierte Geschichte und Politik, verfasst Romane und Biografien.

Verlag: Diogenes