Rubicon
von
Kai Havaii
Inhalt: Wenn du zu weit gehst – und eine Umkehr tödlich wäre.
In Afghanistan war Carl Overbeck der beste Scharfschütze seiner Einheit, doch zurück in Deutschland kommt er mit seinem Leben nicht mehr zurecht. Da macht ihm ein alter Jugendfreund ein besonderes Angebot: Er soll in Italien einen Mafioso erschießen, der sich der Polizei als Kronzeuge angedient hat. Carl übernimmt den Job und wird damit zum Auftragskiller, der still und heimlich seine Aufträge versieht. Bis er sich in die falsche Frau verliebt.
Rezension: Die Ankündigungen über den Erstlingsroman von Kai Havaii haben mich neugierig gemacht. Bisher war mir nur das lang zurückliegende „Hart wie Marmelade“ des schreibenden Musikers bekannt, das Buch von 2008 hat da aber eher autobiographische Züge, ein surrealer Trip durch die 70er und 80er Jahre.
Im aktuellen Rubicon Thriller geht es jedoch in erster Linie um den deutschen Truppeneinsatz im Afghanistankonflikt, dem deutschen Elitesoldaten Overbeck, dem anschließenden, unvermeidbaren Kriegstrauma und psychischen Belastungssyndrom - nicht therapierbar.
Viele „Kriegshelden“ finden nicht mehr in ihr altes Leben zurück. Wie auch Overbeck werden nicht wenige zu Outlaws, die riskante Einsätze rund um den Globus annehmen. Waffenvernarrtheit und High Tech Ausrüstung inklusive. Zu detailreich und langatmig, sicherlich sehr gut recherchiert, sind für mich die einzelnen Panzermodelle, die Waffen, die Angaben der Zielfernrohre etc. Allerdings habe ich sehr schnell gecheckt, dass die bösen Taliban ihre Angriffe immer mit einem weißen Toyota Pick Up starten. Soweit zu Stereotypen.
Wesentlich interessanter sie Schilderungen zur politischen Lage und Abhängigkeit der Bevölkerungsgruppen in Afghanistan. Die Lebensverhältnisse einzelner Probanden, auch der jungen Männer, die durch die deutschen Truppen ausgebildet werden, sind sehr gut ausgeführt. Sie nehmen den Leser mit nach Hause in die Häuser der Familien.
Der zweite Strand der Erzählung, der Kampf des Veteranen Carl Overbeck gegen die Mafia in Rom hat mich persönlich mehr gefesselt.
Hier kommen die Fans von „Narcos“ und „Gomorrha“ voll auf ihre Kosten. Die rasante Fahrt mit dem Alfa Romeo quer durch Rom bis zum Bahnhof Termini wird jeden Städtereisenden in Erinnerungen schwelgen lassen, so gut ist das Setting der Stadt beschrieben.
Dazu kommt dann noch eine Beziehungsgeschichte, Carl verliebt sich in eine Frau, es kommt zu einem Wechselspiel von Härte im Job und dem Kampf auf verlorenen Posten gegen die gesamte kalabrische Mafia, und Emotionen, die Overbeck schon verloren glaubte.
FAZIT: Etwas langatmig, da ich mich überhaupt nicht für militärische Waffensammlungen und Militärgeschichte interessiere. Beim Anlesen fand ich die Verfolgungsjagd in Italien sehr spannend, sehr bildhaft auch die Beschreibung der üblichen „ausführenden Organe“ sprich Killerkommandos der kalabrischen Nagahrta Famiglia. Sie wissen schon, 80er Jahre Nadelstreifenanzug und natürlich reichlich Pomade im Haar, inklusive einiger Schnittnarben im Gesicht. Ich bin dann auch eher Fan der „Ludwig Licht“ Reihe.
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