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So schweige denn still

von Mary Higgins Clark

Inhalt: Die Investigativjournalistin Gina Kane bekommt eine verstörende Nachricht: Eine Person namens CRyan enthüllt, dass sie in ihrer Firma, einem großen Nachrichtensender, »schreckliche Erfahrungen« gemacht habe. Und sie sei nicht die einzige. Jeder Versuch Ginas, mit CRyan Kontakt aufzunehmen, scheitert jedoch. Nach endlosen Recherchen entdeckt Gina den tragischen Hintergrund: CRyan ist vor Kurzem bei einem Jet-Ski-Unfall ums Leben gekommen. Doch die Hintergründe ihres Todes sind sehr merkwürdig. Also forscht Gina nur mit noch größerem Nachdruck – und stößt auf eine entsetzliche Spur.

Rezension: Diese Erzählung um die junge Fernsehjournalistin Gina Kane nimmt nur sehr langsam und zäh an Spannung zu. Etwas ungewöhnlich für die Autorin Higgins Clark.

Der Roman spielt in mehreren Handlungssträngen. Es gibt immer wieder Rückblicke in die vergangenen 2 Jahre, hier wird das Berufsleben von einigen jungen Frauen beleuchtet, die ganz am Anfang ihrer Fernsehkarriere als Moderatorinnen bei einem bekannten, großen, amerikanischen Fernsehkonzern stehen.
Sie kommen direkt von ihrem Leben aus der Provinz in die amerikanische Großstadt. Für die Karriere im Fernsehstudio opfern sie ihr Privatleben, für ein paar Sekunden auf Sendung gehen einige von ihnen weit über ihre seelischen Grenzen: An der Spitze der Hierarchie stehen hier mächtige Männer, verschworen in einem Schweigepakt. Man erwartet von den jungen Frauen, dass sie alles hinnehmen. Es dauert nur ca. 100 Seiten, schon ist man inmitten der Me Too Debatte.

Ein mehr als erbarmungsloser Firmenanwalt, ein skrupelloser Konzernerbe und ein schleimiger, sexistischer Hauptmoderator, Aushängeschild des Fernsehkonzerns sind die Gegenspieler von Gina Kane.
Je mehr sie ermittelt, je mehr Zeuginnen sie aufsucht, desto gefährlicher werden die Enthüllungen für sie. Auch ihre Beziehung zu ihrem Freund Ted gerät sehr in Bedrängnis, er ist Banker, der Fernsehkonzern will an die Börse mit Hilfe von Teds Bankkonzern. Gina entscheidet sich für ihren Job und ihre Zeuginnen.

Die Handlung nimmt auf den letzten Seiten an Dramatik zu, Gina Kane ist zum Ende der Ermittlungen fast auf sich alleine gestellt, da ihr Chefredakteur auch kein Rückhalt mehr für sie ist. Wurde auch er „gekauft“, wie viele Angestellten des Fernsehsenders? Das Katz und Mausspiel spitzt sich weiter zu bei einem Treffen mit dem Firmeninhaber.

FAZIT: Leider ist es dann ein sehr schnelles Ende der Story mit einem riesigen Spannungsabfall. Dies wird den MeToo Fällen in der Medienwelt und den Schicksalen dahinter nicht sehr gerecht. Gut zu lesen, aber nicht der übliche Pageturner von Mary Higgins Clark. „So schweige denn still“ ist der letzte Roman der im Jahr 2020 verstorbenen Meisterin des Crime.

Sie verfasste viele erfolgreiche Thriller mit sehr starken Heldinnen, die wie sie selbst, eigenverantwortlich und mit einer gehörigen Portionen weiblicher Intuition das Leben meistern. Die Bücher schrieb sie immer in den sehr frühen Morgenstunden, bevor die Kinder wach wurden. Im Jahr 1979 schloss sie nebenbei ihr Studium der Philosophie mit Summa cum laude ab. Wer gerne Thriller oder spannende Kriminalromane liest, sollte bei diesem Buch zuschlagen.

 
Gesamtbewertung:

Erscheinungstermin: 02.11.2020
Genre: Psycho Thriller
Einband: Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 432 Seiten
ISBN: 978-3-45327-270-5

Autorin: Mary Higgins Clark (1927–2020) zählte zu den erfolgreichsten Thrillerautoren weltweit. Ihre große Stärke waren ausgefeilte und raffinierte Plots und die stimmige Psychologie ihrer Heldinnen. Ihre Bücher führten regelmäßig die internati-onalen Bestsellerlisten an und erhielt zahlreiche Auszeichnun-gen. Als Kind irischer Einwanderer hatte die Autorin schon in den Jugendjahren Gelegenheit die unterschiedlichsten Charaktere zu studieren, im Grillrestaurant ihrer Eltern. Sie heiratete Warren Clark und bekam 5 Kinder. Nachdem ihr Ehemann 1964 verstarb, besann sie sich auf ihr Schreibtalent.

 

 

Verlag: Heyne Verlag