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Hinter diesen Türen

von Ruth Ware

Inhalt: Ein Haus in den Highlands – das zum Albtraum wird. Es schien der ideale Job zu sein: Rowan Caine ist überglücklich, als sie die Stelle als Kindermädchen in einem einsam gelegenen Haus in Schottland bekommt – bei einer perfekten Familie mit vier Töchtern. Doch in kürzester Zeit wird der vermeintliche Traumjob zum absoluten Albtraum. In dem Haus, das eine denkmalgeschützte Fassade hat und – im krassen Gegensatz dazu – innen mit einer High-Tech-Ausstattung aufwartet, geschehen beängstigende, unerklärliche Dinge. Rowan fühlt sich ständig beobachtet, nicht nur von den Überwachungskameras, die in jedem Zimmer hängen. Auch das Verhalten der Kinder wird immer seltsamer. Bis es einen schrecklichen Todesfall gibt – und Rowan unter Mordverdacht gerät.

Rezension: Ruth Ware greift in diesem rasanten Psychothriller gleich zwei aktuelle Themen auf, die die Menschen in diesen Zeiten aus den aktuellen Nachrichten kennen. Zum einen die digitalisierte Überwachungs- und Verfolgungsmaschinerie bis in den kleinsten Winkel der privaten Haushalte, installiert durch Kontrollfreaks aber auch besorgten Eltern, die ihren Nannys und Hausangestellten nicht vertrauen. Leider viel zu oft konnte man in der letzten Zeit Meldungen von Kindesmisshandlungen oder gar Morden in Kinderbetreuungseinrichtungen lesen. Allgegenwärtig die hoch technisierten Smartphones und Alexamodule, die dem Nutzer jegliche Eigenverantwortung für das berufliche und private Leben abnehmen.

Rowan ist mit ihrem Job in einer Kindertagesstätte mehr als unzufrieden, es gab in früheren Jobs ein paar Vorfälle, die sich nicht positiv auf ihre Zeugnisse auswirken. Sie ist leicht depressiv, immer öfter gerät sie mit ihrer Vorgesetzten aneinander. Da kommt ihr ein Stellenangebot ganz recht, ein berufstätiges Ehepaar auf dem Land sucht eine Nanny für ihre 4 Mädchen.
Rowan fälscht einige Papiere und Zeugnisse. Sie bekommt den Job, der eindrucksvolle, riesige Landsitz liegt einsam und versteckt in einem Waldstück in den schottischen Highlands.

Doch das Haus ist saniert und teilweise entkernt, alles hoch technisch überwacht. Selbst das Licht und die Raumtemperatur der wird per Sprachsteuerung geregelt. Schon am Kennenlernabend mischt sich die Mutter der Mädchen via Smartphone in Rowans Leben ein. Doch die Bezahlung und die Unterbringung sind traumhaft, erste Bedenken und ein mulmiges Gefühl, auch durch das Verhalten des Hausherren, lassen Rowan eigentlich keine Wahl, diesen für sie wichtigen Job, abzulehnen. Auch als Rowan über den dauernden Wechsel von den Nannys vor ihr erfährt. Es soll auch unheimliche Hausgeister geben, Rowan hört in den Nächten unheimliche Schlurfgeräusche, persönliche Dinge verschwinden. In der Vorgeschichte des Hauses, gab es einen Mordfall, angeblich hat der Erbauer des Hauses seine eigene Tochter vergiftet.

Rowan ist mit den Kindern lange Zeit auf sich gestellt, die Eltern der Mädchen sind auf verschiedenen Tagungen beruflich eingespannt. Ein Psychokrieg zwischen der eigenwilligen, siebenjährigen Maddie schraubt sich immer weiter auf. Maddie schwärzt Rowan während ihrer täglichen Videocalls mit ihrer Mutter immer wieder an.
Nach einem Unglücksfall wird Rowan verhaftet, ihr Betrug wird aufgedeckt. Doch ist sie die Mörderin, sind wieder einmal die Nerven mit ihr durchgegangen, als sie am Ende ihrer psychischen Kraft war, auch durch den nächtelangen Schlafentzug?

 
Gesamtbewertung:

Erscheinungstermin: 28.12.2020
Genre: Psychothriller
Einband: Flexibler Einband
Seitenzahl: 368 Seiten
ISBN: 978-3-423-26271-2

Autorin: Ruth Ware wuchs im südenglischen Lewes auf und lebte nach ihrem Studium an der Manchester University eine Zeit lang in Paris. Sie hat als Kellnerin, Buchhändlerin, Englischlehrerin und Pressereferentin für einen großen Verlag gearbeitet und wohnt jetzt mit ihrer Familie in der Nähe von Brighton. Mit ihren raffinierten, atmosphärischen Thrillern ist sie zu einer der erfolgreichsten internationalen Bestsellerautorinnen geworden.

Verlag: DTV Verlag

FAZIT: Hervorragend in Szene gesetzter Psychothriller mit großen Gruselanteilen, dank der historischen Nebengeschichte des Anwesens in der einsamen, schottischen Hochebene. Schon der „Schlüsselloch Blick“ des Buchdeckels mit 3D Prägung macht den Leser zu einem heimlichen Beobachter. Ungewöhnlich auch der Erzählstil in Briefform mit vielen Rückblenden. Erst zum Ende des Thrillers gibt sich der wahre Mörder zu erkennen, auch durch einen persönlichen Brief an Rowan.
Unklar bleibt allerdings das weitere Schicksal der jungen Nanny, die verzweifelt versucht, bei einem Anwalt Gehör zu finden. Das lässt den Leser etwas ratlos zurück, hatte man Rowan doch auf Grund ihrer psychisch labilen Art lange in Verdacht.