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Jan Fedder - Unsterblich

von Tim Pröse

Inhalt: »Ich habe alles gelebt und erlebt. Ich habe all meine Sehnsüchte gestillt und ich vermisse nichts. Denn was bleibt von einem Menschen? Seine Knochen. Und seine Geschichten.«Jan Fedder.

Jan Fedder: direkt, gerade, ehrlich, kein Diplomat, aber mit großem Herzen für die Menschen – so verkörperte er wie kein zweiter DEN Hamburger schlechthin. Er starb am 30. Dezember 2019. Jan Fedder war nicht nur ein großer Schauspieler, sondern vor allem ein großartiger Mensch, einer von den ganz großen, die es so nie wieder geben wird. Er spielte Dirk Matthies in der ARD Serie »Großstadtrevier«, den Bauern Kurt Brakelmann in »Neues aus Büttenwarder«. Denkwürdige Rollen als Bootsmann Pilgrim im Film »Das Boot« und in den Siegfried-Lenz-Verfilmungen »Der Mann im Strom« und »Das Feuerschiff« zeigen ihn als Darsteller ernsterer Charaktere. Doch bei allen Erfolgen sagte Jan Fedder von sich: »Hauptberuflich bin ich Mensch – im Nebenberuf bin ich Schauspieler.«
Jetzt erzählt Tim Pröse das Leben dieses einzigartigen Mannes. Kurz vor seinem Tod erreichte Jan Fedder das vollendete Manuskript, gespickt mit vielen Zitaten – die autorisierte Biografie, in der Jan Fedder selbst, seine Frau Marion, Freunde und Weggefährten über ihn sprechen, die Geschichte seines Lebens erzählen – in voller Länge, mit all den schönen und jubelnden wie auch mit wehmütigen und traurigen Kapiteln. Aufrecht und geradlinig steht er vor uns! Von einem wie ihm kann man nur lernen…

Rezension: Der Leser erfährt in dieser Biografie viel über Jan Fedders Leben im Hamburger Hafengebiet und dem harten Leben an und um die Kaimauern und Kneipen in den 60er und 70er Jahren. Dem Hamburger Kiez eben. Als Sohn eines Gastwirtehepaares,die Mutter Tänzerin, der Vater ein sehr verschlossener und harter Mann, erfährt er nicht viel Wärme im Elternhaus, ganz unten durch ist er beim Vater, als er eine Schauspielausbildung beginnt.

Aber wer hätte auch gedacht, dass der schnoddrige Fedder, auf Wunsch seiner Mutter, als Junge Ballettunterricht genommen hat. Ein Junge unter zahlreichen Mädchen. Und das mitten auf St. Pauli. Hier zeigt sich die Zerissenheit und die Bindungsunfähigkeit Fedders, die Zweckehe seiner Eltern, die Mutter brachte einen unehelichen Sohn mit in die Ehe, die fehlende Liebe und Zuwendung beider Elternteile lassen Jan Fedder auch im späteren Leben zu einem Einsiedler werden, er lebte bis zu seinem Tod allein in seiner Wohnung an der Reeperbahn. Seine Ehefrau Marion hatte ihre eigene Wohnung in Hamburg. Noch als gefeierter und vielfach ausgezeichneter Theaterschauspieler hoffte er seinen Vater doch wenigstens einmal im Publikum zu entdecken. Dies ist jedoch nie geschehen.

Viele Erinnerungsstücke hat er auch auf seinem einsam gelegenen Bauernhof in Schleswig-Holstein – der soll aber „nicht so ein Kaffeefahrt Wallfahrtsort werden“, da kommt die Hamburger Kodderschnauze wieder zum Vorschein. Man hat das Gefühl, das Vedder seinen Todestag erahnt hat, denn er macht noch „klar Schiff“, der „Kapitiän" geht einsam und als letzter von Bord.

 
Gesamtbewertung:

Erscheinungstermin: 02.04.2020
Genre: Biografie
Einband: Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 256 Seiten
ISBN: 978-3-453-21802-4

Autor: Tim Pröse, geboren 1970 in Essen, ist Autor und freier Journalist in München. Mit seinem Buch Jan Fedder – Unsterblich kam Pröse auf Platz 1 der Spiegel-Bestseller-Liste. Für die posthum erschienenen Memoiren begleitete Pröse den Schauspieler in dessen letztem Lebensjahr.

Verlag: Heyne Verlag

FAZIT: Diese autorisierte Biografie von Tim Pröse ist aus einer Vielzahl von Unterhaltungen mit Jan Fedder entstanden. Auch die Ehefrau Marion kommt hier zu Wort. Einen großen Teil des Buches nehmen die Berichte rund um den Film das Boot ein, auch ein Treffen der Schauspielerkollegen nach etlichen Jahrzehnten. Daneben natürlich auch die Hauptrolle im Großstadtrevier, sowie etliches Bildmaterial in der Mitte des Buches. Interessant sind hier die Jugendbilder, sowie die ganz frühen Bilder aus Fedders Film- und Theaterrollen.

Dadurch kommen die emotionalen Seiten etwas zu kurz, auch die doch so menschlichen Abstürze durch das Fehlen von Rollenangeboten nach dem Boot oder Ablehnung der Gesellschaft. Auch die Seite „Dirk Matthies“, von vielen Kollegen gefürchtet, wenn das Gegenüber nicht Fedders Wertevorstellung entsprach, er also blitzschnell zum Ekel mutierte, sicherlich oft dem übersteigerten Alkoholkonsum geschuldet, wird nur ganz kurz angerissen.

Der ewige Vergleich mit Hans Albers ist vollkommen überflüssig und unnötig, das braucht der Charakterschauspieler Fedder nicht. Vedder verstarb am 30.12.2019, auch --> Nordevents gab ihm die letzte Ehre.