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Warhol. Ein Leben als Kunst. Die Biografie

von Blake Gopnik

Klappentext: Aus dem Amerikanischen von Marlene Fleißig, Hans Freundl, Ursula Held, Hans-Peter Remmler, Andreas Thomsen und Violeta Topalova. Mit zahlreichen Abbildungen. Andy Warhol ist der bekannteste Künstler der Pop-Art.

Seine knallbunten Bildserien von Suppendosen, Bananen oder Hollywood-Stars wie Marilyn Monroe sind bis heute stilprägend, die Gemeinde aus Musen, Celebritys, Drag Queens und Intellektuellen, mit denen er sich in seiner New Yorker "Factory" umgab, ist legendär. In seiner Biografie taucht Blake Gopnik tief in das Leben dieser ebenso radikalen wie rätselhaften Kunstfigur ein. Er zeigt, wie Warhol nicht nur in seinem Werk die Trennung zwischen Kunst und Leben auflöste und dadurch die Kunstwelt ebenso nachhaltig faszinierte wie revolutionierte.

Rezension: Da liegt dies Buch vor mir. 1232 Seiten, eine 1,4 kg schwere Biografie. Dies kann nur ein besonderer Mensch füllen, in diesem Fall ist es Andy Warhol als wichtigster und einflussreichster Pop-Art-Künstler des 20. Jahrhunderts.

Autor Blake Gopnik hat dafür sieben Jahre recherchiert, über 250 Interviews geführt und fast 100.000 Dokumente gesichtet; darunter Briefe, Tagebücher, Terminkalender, Steuerbelege und Krankenakten.
Gopnik beschreibt chronologisch in 50 Kapiteln den Werdegang der Pop Art Ikone, vom Pittsburgher Arbeiterkind als einer von drei Söhnen einer osteuropäischen Emigrantenfamilie zum schrillen Superstar.

Andy Warhol wurde 1928 als Andrew Warhola geboren und verbrachte seine ersten Jahre in extremer Armut. Mit nur acht Jahren erkrankte er schwer und litt an einer Pigmentstörung. Sein Vater kam bei einem Unfall ums Leben, als Andy Warhol 13 Jahre alt war. Das extrem homophoben Umfeld der Carnegie Institute of Technology ist dann prägend für den jungen schwuler Kunststudenten in den 1940er Jahren. Es folgt die überaus erfolgreiche Zeit des Mannes mit der großen Brille und dem scheuen Blick als Werbegrafiker in den 1950er Jahren in New York.

Als der Künstler Anfang der 1960er Jahre verzweifelt nach einem Motiv suchte, riet man ihm: „Du musst etwas finden, das fast jeder kennt. Etwa eine Suppendose“. Was Warhol daraus machte, ist weltbekannt und machte aus dem scheuen Menschen Walhol einen extravaganten Selbstdarsteller. Ein Merkmal seiner Kunst war u.a. die Vervielfältigung der abgebildeten Objekte.

1968 wurde er bei einem Attentat von einer geistig verwirrten Frauenrechtlerin mehrfach in die Brust geschossen und schwer verletzt. Er zog sich anschließend zunehmend zurück.
Aber auch das Liebesleben des Mannes, seine Krankheiten und schließlich die verhängnisvolle Gallenblasenoperation, an deren Folgen der Mann der silbergrauen Perücke 1987 starb werden nicht ausgelassen.

Fazit: Pop Kultur, Bananen, Suppendosen und Marilyn Monroe - ein Leben als Kunst. So auf den Punkt gebracht, wie bei Gopnik, hat man das bisher noch kaum gelesen. Natürlich gibt es in dem Buch Stationen, die einen einfach weniger interessieren bzw. weniger spannend sind. Trotz der über 1200 Seiten ist es aber ein packendes Werk. Ein echter Lesetipp für alle Kunstfans, denn seine millionenschweren Werke sind heute gefragter denn je.

 
Gesamtbewertung:

Erscheinungstermin: 09.11.20
Genre: Biografie
Einband: Hardcover mit Schutzumschlag
Seitenzahl: 1232 Seiten
ISBN: 978-3-570-10207-7

Autor: Blake Gopnik, Jahrgang 1963, zählt zu den führenden Kunstkritikern Nordamerikas. Nach seiner Promotion in Kunstgeschichte in Oxford schrieb er für »Newsweek« über Bildende Kunst und Design, bei der »Washington Post« und der kanadischen »Globe and Mail« war er Ressortleiter für Kunst. 2015 war er Fellow am Leon Levy Center for Biography an der City University of New York, 2017 dann Cullman Center Fellow in residence an der New York Public Library. Er schreibt regelmäßig in der »New York Times«.

 

 

Verlag: C. Bertelsmann Verlag