Vorweihnachtsliches Staraufgebot

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Bremen, 18.12.2016 - Seit mehr als zwei Jahrzehnten als vorweihnachtlichtes Showspektakel einzigartig: die Night of the Proms. Hier treffen Klassik auf Pop, Jung auf Alt und Anzug auf Jeans. Gerade diese Mischung macht die Veranstaltung zu einem unverwechselbaren Erlebnis in der Vorweihnachtszeit und ist für die Zuschauer in der Bremer ÖVB-Arena schon fast Tradition. Somit war die Halle mit ca. 10.000 Besuchern restlos ausverkauft. Die Idee zur „Night Of The Proms“ entstand übrigens vor 31 Jahren in Belgien. Seitdem hat sich das Event zu einem globalen Musik-Spektakel in zwölf Ländern mit einem jährlichen Millionenpublikum entwickelt.

Seit diesem Jahr stand mit der attraktiven brasilianischen Alexandra Arrieche erstmals eine Dirigentin auf der Bühne, die mit großem Enthusiasmus das 75 Musiker umfassende Orchester und den Chor „Fine Fleur“ zu Höchstleistungen führte.

Und was man aus einem Cello und zwei Violinen alles herausholen kann, das zeigten danach die drei jungen Amerikaner Nicolas Kendall, Charles Yang und Ranaan Meyer alias Time for Three. Ursprünglich Studenten am renommierten Curtis Institute in Philadelphia, bewegen sie sich stets zwischen Klassik und modernem Sound. Ihr eigener Song "Ogden" war so mitreißend, dass das Publikum sofort begeistert mit klatschte.

Moderiert wurde der Abend wieder von Uwe Bahn. Seine Versuche, witzig zu sein, scheiterten in schöner Regelmäßigkeit in den letzten Jahren, an diesem Abend konnte man ihm eine gute Moderation bescheinigen.

Echo-Gewinnerin und Stefan Raab- Ziehkind Stefanie Heinzmann aus der Schweiz war als erste Sängerin auf der Bühne. Ein stimmgewaltiges, mitreißendes Temperamentbündel, das sich ausschließlich dem Rock widmet, was auch optisch an ihrer schwarzen Jeans mit Löchern an den Knien klar wurde. Ihre Songs: "My Man Is A Mean Man" als langsame Ballade, „On Fire“, „In The End“. Brillant, aber das Publikum ging noch nicht richtig mit. Heinzmann bedankte sich für die Erfahrung 4 Wochen lang Teil von dieser Produktion zu sein. „So könnte das immer weitergehen!“ meinte sie und verdrückte ein paar Tränchen.

Nun durfte der Chor Fine Fleur seine Fähigkeiten der modernen Interpretation zeigen. Es gelang ihnen mit dem DJ Track und Radiohit "Faded" von Alan Walker.

Auch bei der 35-jährigen Britin Natasha Bedingfield aus South East London war das Publikum noch etwas verhalten, obwohl sie nett anzuschauen war und ihre Songs perfekt sang. In der ersten Halbzeit performte sie „Unwritten” (Nr. 1-Hit in den US-Billboardcharts) und zur Ballade "Soulmate" schwenken die Zuschauer hunderte Lichter und sorgten für eine tolle Atmosphäre.  Insbesonder bei ihrer Interpretation des Prince-Hits "Purple Rain" zeigte ihre stimmlichen Qualitäten.

Der 39-jährigen EX-Boyzone-Sänger und Frauenschwarm Ronan Keating mit seiner unverwechselbaren Stimme hatte das weibliche Publikum sofort im Griff. Bei seinen Hits „If tomorrow never comes“ und „When you say nothing at all“ ließt er das Publikum geradezu hinschmelzen. Als er dann noch bei „Life is a Rollercoaster“ von der Bühne ins Publikum hinabstieg und mit seiner Mannschaft zwischen Publikum und Bühne tanzte, tobte die Arena und danach ging es in die Pause.

 

Nach der Pause spielt das Orchester die Titelmelodie der US-Serie "Game Of Thrones" - eine brillante Idee - und der Chor Fine Fleur sang den sonst eher wenig bekannten Gesangsteil. Time For Three intepretierten "Toxic" von Britey Spears, bei dem sich die drei Jungs als Highspeed-Fiedler zeigten. Mit dem Song "Free Souls", einer ganz leisen Nummer wurde der Arc de Triomphe in einem Meer von Mohnblüten auf der Videowand eingeblendet. Geschrieben haben Time For Three den Song für die Opfer der Pariser Anschläge 2015. Insgesamt waren auf der großen Videoleinwand schöne, stimmungsvolle conmputeranimierte Sequenzen zu sehen.

John Miles mit seiner Proms-Hymne „Music“ aus dem Jahr 1976 braucht eigentlich nicht extra erwähnt werden - kommt jedes Jahr seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Von Cat Stevens begann John Miles "Father And Son" und bekam dann Unterstützung von Ronan Keating. Immerhin spielte Miles auch ein für ihn eher ungewöhnliches Stück"Summertime" aus der Oper "Porgy & Bess" von George Gershwin.

Als finaler Act trat die schottische New Wave-Band „Simple Minds“ auf die Bühne. Genauer gesagt zwei Mitglieder der Band: Jim Kerr und Charlie Burchill. Mit über 30 Millionen verkauften Alben sind die Simple Minds eine der erfolgreichsten schottischen Bands. Rockstimmung pur bei „Alive and Kicking“, schließlich sang die ganze Halle „Don‘t You forget about Me“. Insbesondere das ältere Publikum kam dabei voll in Fahrt, ", ließ sich mitreißen von den heulenden Gitarren bei "Belfast Child".

Zwischendurch gab es eine Mannequin Challenge, das im Moment populäre filmen von Zuschauer und Akteure, nachdem diese auf Stichwort bewegungslos bleiben. Dieses Jahr am Ende der Veranstaltung sangen die Künstler nicht traditionell gemeinsam ein Lied der Beatles, es war dieses Mal Bowies „Heroes“, als Erinnerung an den dieses Jahr verstorbenen Ausnahmekünstler. Es ist immer wieder schön, wenn Bremen die letzte Aufführung der Tour ist. Dann sind die Musiker ausgelassen und es ist einiges anders als bei den Aufführungen davor. Das Orchester schmückte sich mit weihnachtlichen Accessoires, die Interpreten verkleideten sich als Darth Vader, Schlümpfe, Nonne oder setzten sich einfach eine Gruselmaske oder einen Truthahn auf. Die Musiker hörten gar nicht auf, mit ihren Smartphones Selfies von sich und Aufnahmen vom Publikum zu machen.

Es war das seit Jahren beste Night of the Proms. Es lag nicht nur an den auftretenden Interpreten sondern die Feinheiten des Konzepts waren dieses Jahr besonders stimmig. Da viele Zuschauer sich gleich nach der Show Tickets für das nächste Jahr kaufen, wurde erstmalig ein Interpret für das nächste Jahr verkündet: Roger Hodgson, die Stimme von Supertramp, wird 2017 mit dabei sein.