Dance Puzzle im Bremerhavener Stadttheater

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Bremerhaven, 4.5.2017 (VH) - Ein Puzzle besteht aus vielen Einzelteilen, die richtig zusammengesetzt, ein großes Ganzes ergeben. Zu jedem Stück gibt es das passende Gegenstück, von der Form her kontrovers, sich aber gegenseitig ergänzend und doch zusammengehörig. Die aktuelle Produktion „Dance Puzzle“ am Bremerhavener Stadttheater lehnt sich an dieses Konzept an. Wie ein roter Faden zieht sich das Thema der Gegensätze durch die zwei komplett unterschiedlichen Darbietungen, die von zwei verschiedenen Choreographen arrangiert worden sind.

Es war nicht das erste Mal, dass sich das Bremerhavener Stadttheater zu einer Aufführung einen weiteren Choreographen einlud. Bereits in einer vorangegangenen Spielzeit konnte man Arrangements von bis zu drei verschiedenen Autoren an einem Abend bewundern. Ein Konzept das aufgeht, denn für den Zuschauer könnte es kaum abwechslungsreicher sein.

Der erste Teil des Abends „NO PANIC!“ stammte aus der Feder des Ballett-Meisters und Residenz-Choreographen des Bremerhaven Stadttheaters Sergei Vanaev. Neben seiner Tätigkeit in Bremerhaven ist der in Russland geborene Choreograph auch an verschiedenen internationalen Projekten beteiligt. Es wurde es dunkel auf der Bühne. In schwarz gekleidete Tänzer tanzten vor einem schwarzem Hintergrund. Lediglich die weißen Handschuhe sowie die nicht von den Anzügen bedeckten Körperteile setzten sich hiervon wirkungsvoll ab. In der Mitte der Bühne stand eine bunte Kiste auf der ein einzelner teilweise zum Skelett geschminkter Tänzer thronte, mal Pfeife rauchend, mal Zeitung lesend, jedoch immer in die zwischenmenschliche Interaktion der Tänzer untereinander eingreifend, wenn diese ihm missfiel.

Dieses steigerte sich bis hin zur Mumifizierung eines Tänzers in Zeitungspapier und Klebeband, der im Finale hiervon jedoch wieder von einer ihm zugewandten Gespielin befreit werden konnte.

„Until.With / Out. Enough“ lautete der Titel des zweiten Werks des Abends, der von Itzik Galili ausgearbeitet worden ist und setzte der Produktion noch ein weiteres i-Tüpfelchen auf. Der mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnete in Israel geborene Künstler ist insbesondere als Gastchoreograph an großen und renommierten Theatern tätig und kann dabei auf mehr als 80 eigene Werke zurückgreifen.

 

Der Ursprung des in Bremerhaven gezeigten Arrangement reicht bis zum Ende der 90er Jahre zurück und wurde seitdem bereits weltweit von mehreren Ballett Compagnien aufgeführt und stetig dem Wandel der Zeit angepasst.

Allein rein optisch hätten die beiden Werke nicht konträrer sein können: Vanaev setzte konsequent auf harte schwarzweiß Kontraste, Galili verwendete in seinem Stück dahingegen Kostüme in warmen Farbtönen.

Für einen sich besonders abhebenden Moment in der zweiten Aufführung sorgte eine in weiß gekleidete Tänzerin. Sie kreuzte vor dem eigentlichen Geschehen mit einem weißen Luftballon die Bühne, verschwand, kehrte zurück, verschwand erneut um dann vor ihrer eigentlichen eindrucksvollen Performance mit einem roten Luftballon wieder den Tanzboden zu betreten.

Der Zuschauer wurde bei „Until.With / Out. Enough“ in gut 30 Minuten auf einen emotionalen, intimen und zugleich abstrakten Trip mitgenommen, der eine gewisse und sicherlich auch gewollte Nachwirkung beim Zuschauer erzeugt hatte. Auch musikalisch stand das Werk von Galili gänzlich im Gegensatz zur vorangegangenen Aufführung. Wurde hier auf einen passendem Stil-Mix von der Unterhaltungsmusik bis hin zum modernen HipHop gesetzt, stand das Stück vom Gastchoreographen ganz und gar auf klassischen und durchweg dramatischen Beinen. Die beachtliche tänzerische Leistung der kontrastreichen Produktion „Dance Puzzle“ ist an insgesamt vier Terminen vom 7. bis zum 19. Mai 2017 im Bremerhavener Stadttheater zu sehen.