Der sanfte Riese mit der Soulstimme

Zur Bildergalerie

Hamburg, 12.04.2017 – Der 32-jährige Newcomer Rory Graham bekannt als Rag ’n’ Bone Man, schlug seinen musikalischen Weg zunächst unter dem Namen Rag ’n’ Bonez als Rapper ein. Nun ist er als Blues- und Soul-Sänger mit seinen Künstlername Rag ’n’ Bone Man, zu deutsch „Lumpensammler“ recht erfolgreich unterwegs.

2016 wurde als erste Single seines Debütalbums das Lied „Human“ veröffentlicht und befand sich 4 Wochen später auf Platz 1 in Belgien, Deutschland, Griechenland, Kroatien, Österreich, Ungarn, Schottland und der Schweiz. Mit 11 Wochen an der Spitze der deutschen Charts (Stand Ende 2016) war Human der beständigste Nummer-1-Hit eines britischen Solokünstlers in der Geschichte der wöchentlichen deutschen Charts. In der letzten Woche wurde britischer Blues- und Soul-Sänger mit dem Echo 2017 sowohl in der Kategorie "bester Newcomer international" als auch "bester Künstler international" ausgezeichnet und war somit der erfolgreichste Künstler des Abends.

Als er vor einiger Zeit auf seinem Telefon einen Anruf mit ,Unbekannten Nummer’ sah, wollte er nicht ran gehen. Auf drängen seines Managers tat er es trotzdem. Es war Elton John, der ihm nur sagen wollte, das er seinen Song „Human“ toll fand.

Das Docks war an diesem Abend ausverkauft. Das kein Platz mehr zu finden war, lag auch daran, dass wahrscheinlich illegal gefälschte Tickets verkauft wurden. Den Support mache die Sängerin „Betti“. Sie trat im fleischfarbenen Latextkleid mit Puschelpumps auf und war mit ihren Sixtiessongs nicht nur musikalisch ein gelungener Support. Zum Auftakt des Hauptacts gegen 21:00 Uhr stimmte der zottelbärtige und massig tätowierte Sänger ein blueslastiges „Saint James“ an. Im Song "Wolves", bei dem nun auch die Vier-Mann-Band samt Background-Sängerin einstieg, baute er einen Rap ein, als Reminiszenz an seine Anfänge als Hip-Hopper im britischen Brighton. Rag’n’Bone Man zeigte immer wieder, dass er weit mehr drauf hat. Sein Stil pendelt zwischen Soul, Gospel, Blues, hat aber auch Einflüsse aus Hip-Hop, Funk und sogar folkige Elemente.

Besonders klang seine mächtige Soul-Stimme, wenn der der Zwei-Meter-Mann sie solo oder nur mit Klavier- oder Gitarren-Begleitung einsetzte. Er war kein routinierter Entertainer, aber das macht ihn so authentisch und sympathisch. Er hat das Publikum – Hipster, Biker, Party People – schnell auf seiner Seite. Gerne holt sich Rag’n’Bone Man Inspiration aus dem Umfeld, denn er schreibt seine Lieder selber oder wenigstens auch mal mit.

 

Bei „Human“ geht es darum, wie sich manche Leute über Sachen aufregen, die nicht wirklich Probleme sind. Bei "Lay My Body Down" über einen Serienmörder, der Schuldgefühle bekommt. Sein wehmütiger Song "Skin" ist derzeit hoch in den Charts. Er sang die aktuelle Single an diesem Abend nur vom Pianisten begleitet in einer langsamen Version. Der starke Refrain büßte dadurch aber nichts an Wirkungskraft ein. Es ist ein Lied über die Schmerzen der Liebe. Er sah in der TV-Serie "Game Of Thrones“, wie Jon Snow das rothaarige Wildling-Mädchen liebte, aber nicht mit ihr zusammen sein konnte, weil sie in getrennten Welten lebten. Am nächsten Tag schrieb er diesen Song.

Er spielte die Ballade „Ego“, das schwermütige „Lay My Body Down“ oder das zarte „Perfume“, welches ihm von Patrick Süskinds Roman "Das Parfüm" inspiriert wurde. Odetta handelt über die Tochter eines Freundes, bei einem anderen Lied verarbeitete er den Tod seiner Oma. Auch bei etwas rhythmischeren Nummern wie „Your Way or The Rope“ mit einer Prise Hot Chocolate, einer Kollaboration mit Jamie Lidell, versagte der Koloss aus East Sussex nicht.

Und am Ende kam er dann, sein Überhit als Highlight des Abends: "I'm only human after all, don't put your blame on me" sang er, bevor sich die Band verabschiedete und der nette Hüne wieder ganz allein auf der Bühne zurückblieb. Dann konnte er solo mit dem A-cappella-Song "Die Easy" noch einmal für Gänsehaut sorgen. Als Zugabe kamen dann noch „Bitter End“ und „Hell Yeah“. Mit Rag 'n' Bone Man ist eine urgewaltige Stimme am Musikhimmel aufgestiegen. Man darf man sich um die Karriere des sanften, freundlichen Riesen wohl keine Sorgen machen. Wer ihn nochmal hören möchte oder noch nicht gesehen hat, hat am 01.06.2017 im Stadtpark Hamburg Open Air noch einmal die Möglichkeit.