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Fynn Kliemann – POP

Nachdem sein erstes Album „nie“ eigentlich nie rauskommen sollte und Fynn Kliemanns einziges musikalisches Werk bleiben sollte hat ihn doch die Sucht gepackt, sodass uns am 29.05.2020 sein zweites Studioalbum „Pop“ erscheint.

Fynn Kliemann ist wohl eins der größten Phänomene der letzten Jahre. Nachdem er auch mit „seinem ERstlingswerk einen riesigen Erfolg hatte, nutzt er das bereits von „nie“ bekannte Konzept, des „nur einmal für dich produziert“-Konzept jetzt auch für POP. Das bedeutet das Album wird von Fynn Kliemanns eigens für „nie“ gegründetem Label  Two Finger Records vertrieben und  physisch lediglich einmal und nur in der vorbestellten Menge produziert, um Ressourcen zu sparen und zu verhindern, dass die überschüssigen CDs und Platten irgendwann auf dem „Grabbeltisch“ liegt. Zusätzlich geht1 € vom Kaufpreis in einen Fonds für neue Musiker.

Doch nun zum Musikalischen. Pop erwartet uns mit 14 Tracks und einer Spielzeit von ca. 43 Minuten. Der Intro-Track „Eine Minute“ verdeutlich und auf Synthie-Klängen, dass in einer Minute ganz schön viel oder auch ganz schön wenig passieren kann.  Was bei diesem Track bereits auffällt ist, dass er sehr spielerisch und effektbeladen ist. „Alles was ich hab“ schwenkt dann in die Pop-Richtung und berichtet uns davon, dass „Wer es nicht versucht ist irgendwann ganz traurig“. Auch hier kommen wieder einige Effekte und Soundschnipsel zum Einsatz.

In „Warten“  erzählt uns Fynn Kliemann von seiner Getriebenheit die ihn zum Einen antreibt zum Anderen aber auch dafür sorgt, dass er häufig seine Freundin zurückstellt.  Diese sehr persönlichen Einblicke gepaart mit der rauhen Stimme von Fynn sorgten bereits bei  „nie“  für den ein oder anderen Gänsehautmoment und machen ihn zu einem der Besten Songs der Platte. „Die Hook“ folgt dann wieder dem gleichen Muster und verbaut Synthie-Klänge mit allerhand Effekten.

Das zweite große Highlight der Platte „Frieden mit der Stadt“ erinnert an klassische Hip-Hop Songs. Der Text ist entstanden, als Fynn sich versehentlich in Syrien auf einem Hochhausdach ausgeschlossen hat. „Die Ruinierung“ klingt dann wieder deutlich elektrischer und wirkt wieder deutlich überladen. „Twingo“ hingegen kommt wieder poppiger daher und nimmt uns mit auf eine Fahrt in eben jenem Twingo. Der Abschlusstrack „Schlaflied“ ist der wohl wenigste elektrischste Track der Platte. Die Akustik und Fynns raue Stimme sorgen dafür, dass „Schlaflied“ sehr entspannend wirkt.

Der Song "Schmeiß mein Leben auf den Müll" ist während der Corona-Isolation entstanden. Das geplante Video wurde verworfen und die Fans aufgerufen, eigene Bilder hochzuladen. In 10 Stunden kamen über 50.000 Bilder zusammen, die dem Video hinzugefügt wurden.

FAZIT: In „Pop“ wird im Grunde Fynn Kliemanns Persönlichkeit wiedergespiegelt. Wo uns „nie“ noch in seine Gefühlswelt mitgenommen hat, wirkt POP getriebener und chaotischer. So hat man bei einigen Tracks das Gefühl, das die Effekte und Soundschnipsel überladen wirken, sodass man sich doch ein bisschen weniger elektronische Beats und mehr Klavier wünscht. Besonders stark ist Fynn wenn er auf seine Gefühlswelt eingeht, wie in "Warten". In Summe kann POP daher nicht an die Stärke von „nie“ anknüpfen und erhält daher 7 von 10 möglichen Punkten.

 
Bewertung:

GENRE: Pop

TRACKLIST:

  1. Eine Minute
  2. Alles was ich hab
  3. Warten
  4. Die Hook
  5. Liebster Wahnsinn
  6. Regen
  7. Alles nur geliehen
  8. Frieden mit der Stadt
  9. Ruinierung
  10. Der Flötist an den Toren des Morgengrauens
  11. Twingo
  12. Schmeiß mein Leben auf den Müll
  13. Vokabeln I
  14. Schlaflied

VÖ: 29.05.2020
Format: CD / Vinyl / Box
Label: TwoFinger Records
Vertrieb: KrasserStoff
Auf Tour im Norden: -

Rezensent: Jannik

--> Musikvideo: Fynn Kliemann - Schmeiß mein Leben auf den Müll

  -- > FYNN KLIEMANN - "nie"