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SHE HATES EMOTIONS: „Melancholic Maniac"

Ich freue mich immer wieder wenn ich ein Album bekomme, welches sich mit dem 80er-Dark-Sound auseinandersetzt. Darunter verstehe ich meist eine Mixtur aus elektronischer Musik und eingängige Rhythmen wie man sie bei Depeche Mode, New Order, VNV Nation, Das Ich etc. findet. Nun ist bei mir eine Scheibe namens „Melancholic Maniac“ von einer Band namens „She Hates Emotions“ aufgeschlagen und ich durfte mit Freude feststellen, dass es sich dabei um das zweite Projekt eines doch recht bekannten Sänger handelt.

Die Rede ist von Chris Pohl, welchen man eigentlich als Sänger der Truppe Blutengel kennt. Dessen Bedürfnis dem Sound der 80er wieder frischen Wind in die Segel zu Blasen scheint der Ursprung für dieses Album gewesen sein. Seitens des Sängers selbst heißt es, dass dieses Album lyrisch gesehen Themen von Angst, Einsamkeit und Tod bearbeitet, andererseits musikalisch den Sound von Depeche Mode, Anne Clark, Human League, Alphaville und Fad Gadget konglomerieren.

Gestartet wird das Album mit dem Song „She`s a Dreamer“ welches sich als sehr langgezogenes Synthesizer-Stück herausstellt. Der Sound ist definitv den 80ern zuzuschreiben und auch langsame Build-Ups sind für das Genre nicht ungewöhnlich, doch für meinen Geschmack ist die Nummer ohne Vocals einfach zu langwierig. Mit „Edge of the night“ startet der mir bekannte typische Elektronik-Sound, welcher rhythmisch schon etwas ausgefeilter ist. Hier ist der Vergleich zu Alphaville auf jeden Fall gerechtfertigt. „The Final Dance“ liefert dann schon mehr von der Art von Musik, welche man durchaus als Ursprung des Industrial bezeichnen kann. Hier hört man auch sehr gut die Nähe zu Depeche Mode, vor allem an den Vocals und dem Refrain. „Cry Wolf“ ist ein Beispiel für den Anteil der Tracks, welche sich schon eher in Richtung 90er als 80er bewegen, wenn auch die Samples bewusst nach 80er Synths klingen. „Turn back time“ erinnert am Anfang an das Intro der „X-Files“ und geht dann eher in die Dance-Elektro-Schiene wie man sie aus England kennt. Hier ist der Sound sehr soft und nicht unbedingt mit den scharfen Synths des Industrials vergleichbar. Der letzte Track, vor dem Bonustrack, erinnert wieder etwas an Eiffel 65, aber auch an Sisters of Mercy. 
Der vorhin erwähnte Bonustrack „LIEBEN“ ist der einzige deutschsprachige Song am Album und erinnert etwas an die Arbeit von Kraftwerk, wenn auch die elektronische Seite der Neuen-Deutschen-Härte etwas hervorkommt.

FAZIT: Anfangs war ich etwas skeptisch, ob She Hates Emotions wirklich eine authentische Mischung des damaligen Stils schaffen kann, doch schlussendlich kann ich mich nicht beschweren. Wenn auch im Presseschreiben nur die 80er erwähnt werde, hört man im Album auch einiges der 90er, was ich sehr willkommen heiße, da der reine 80er Sound doch etwas repetetativ geworden wäre. So kommen wir auch schon zum einzigen Kritikpunkt: Die Kompositionen sind zwar nett, haben etwas nostalgischen Wert, werden aber nach der Zeit etwas monoton. Trotzdem sind die Songs in sich stimmig und abwechslungsreich und somit vergebe ich 9 von 10 Punkten, da ich derartige Vorhaben nur unterstützen kann, in Zeiten, in welchen Dj`s vergessen haben wo ihre Elektronik bzw. ihre Beats ursprünglich herkommen.

--> Musikvideo: She Hates Emotions - See The Light

 
Bewertung:

GENRE: Dance/ Electronic

TRACKLIST:

1. She`s a Dreamer (Intro)
2. Edge of the Night
3. City Lights
4. The Final Dance
5. See the Light
6. Leaving
7. Cry Wolf
8. Ghosttown
9. Turn Back the Time
10. In Your Arms
11. Don`t Leave Me
12. LIEBEN (Bonus Track) 

VÖ: 15.05.20
Format: CD / Vinyl / Digital
Label: Out of Line Music
Vertrieb: Out of Line Music
Auf Tour im Norden: -

Rezensent: Gregor