NEIL YOUNG & Crazy Horse: "Barn"
Ich muss sagen, ich bin schon mit Vorurteilen an die Rezension dieses Albums herangegangen, weil ich mit Neil Youngs Stimme nie so richtig warm werden konnte. Daran hat sich auch bei seinem 43. Album nicht viel geändert, aber die Auswahl der 10 Songs hat mich doch schon äußerst positiv überrascht. Es handelt sich bei „Barn“ wohl um eines der schönsten Alben, das Neil Young in seiner nun schon 55 Jahre währenden Karriere aufgenommen hat. Während des Lockdowns hat er sich dazu mit seinen langjährigen Bandkollegen von Crazy Horse Ralph Molina (dr), Billy Talbot (bass) sowie Nils Lofgren (voc, g) in eine restaurierte Scheune aus dem 19. Jahrhundert in den Rocky Mountains zurückgezogen. Und so klingen die Songs auch nach dem, was man von einer Gruppe von Männern in den 70ern erwarten würde, die hoch in den Bergen während eines Lockdowns Musik machen.
Der akustische Opener "Song Of The Seasons" erinnert an das sanfte Schwanken von „Comes A Time“, während Youngs Mundharmonika und Lofgrens Akkordeon einen Song über den Lauf der Zeit sowie aktuelle Ereignisse, wie z. B. mit Masken herumlaufende Menschen untermalen. Im nächsten Song „Heading West“, fühlt man sich durch die verzerrten Gitarrenklänge und teilweise schrägen Backing Vocals sofort an Crazy Horse erinnert. Young besingt hier die guten alten Zeiten, als seine Mutter ihm seine erste Gitarre kaufte und er mit ihr zusammen in ihrem alten Auto Richtung Westen fuhr und sich manchmal so fühlte, als lebe er in einer Westernstadt.
Und diese nostalgische Mischung aus Americana, Garagenrock und schönem teilweise wütend klingenden Neil Young-Sound, wie bei „Human Race“ zieht sich durch das ganze Album. In meinem Lieblingssong „Shape Of You“ klimpert dazu noch ein schönes HonkyTonk-Piano. Wie bei vielen seiner Alben beinhaltet „Barn“ auch ein sehr langes, mehr als 8 Minuten dauerndes Stück, „Welcome Back“, in dem er sich nochmals wehmütig an alte Zeiten erinnert. Mit dem sanften, mit brüchiger Stimme vorgetragenem Liebeslied „Don’t Forget Love“ endet dieses sehr schöne Album.
FAZIT: Eines der schönsten Alben der letzten Monate mit traumhaften Titeln, die mich sogar meine Vorurteile überwinden ließen. Ich werde mir in den nächsten Tagen weitere Aufnahmen von Neil Young zu Gemüte führen und seine Stimme unter einem anderen Aspekt anhören.
--> Musikvideo: Neil Young / Crazy Horse - Song Of The Seasons
|
