Kurz, kürzer, Royal Blood

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Bremen, 25.03.2015 - Dieser Band eilte ihr Ruf voraus, DIE große Rock-Entdeckung der letzten Jahre zu sein: Royal Blood. Sie waren Supportact bei den Arctic Monkeys oder Foo Fighters und ihr Album war in UK direkt auf Platz 1 geschossen- das bestverkaufte Debüt seit Jahren. Der britische Hype führte dort zu einer nach Minuten ausverkauften Tour im Heimatland. In Deutschland spielen sie nur eine Handvoll Konzerte. Ja, sie sind Newcomer, aber dass Royal Blood hierzulande kaum einer kennt, kann nicht sein: Das Bremer Aladin war am 25.03.2015 mit knapp 1000 Fans prall gefüllt.

Das britische Duo aus Brighton wurde erst im Jahr 2013 von den Freunden Mike Kerr (Gesang, Bass) und Ben Thatcher (Schlagzeug) gegründet. Royal Blood unterstütze die Arctic Monkeys bei 2 Shows, im Dezember 2013 wurden sie für den BBC Sound of 2014 nominiert, im Februar 2015 erhielt die Band bei den Brit-Awards die Auszeichnung als beste britische Band, überreicht von Jimmy Page. Die ebenfalls nomonierte Gruppe One Direction musste ihnen die Auszeichnung überlassen.

Sie sind jung, zu zweit und hatten Bock auf Rock. Die Abräumer des letzten Jahres stehen für einen brachialen und ehrlichen Sound, rohen, reduzierten Rock ganz ohne Schnickschnack. Royal Blood fahren einen derben Soundteppich auf - und zwar nur mit einem Bass und einem Schlagzeug. Es ist Rock ohne Gitarren, das gibt es eigentlich gar nicht. Sie jagen die Musik auf eine Art und Weise durch die Boxen, wie noch niemand zuvor.

Kurz nach 21:00 Uhr begann der Gig mit einem etwas irritierenden Hip-Hop-Intro. Es brauchte dann nur einen Beat, nur einen Akkord von "Hole" und danach „Come on over“, um die enorme Energie von Mike Kerr und Ben Thatcher rüber zu bringen und die Music Hall sofort auf ihre Seite überschwappen zu lassen. Für Erstaunen sorgte, wie das Duo eine derartige Wall of Sound hinbekam, die nur durch zwei Männer entstand. Kerr verweist auf "drei Verstärker und einen geheimen Code von Pedals". So überwinden sie die Beschränkungen, denen ein Zwei-Mann-Act naturgemäß unterliegt. Thatcher drischt aufs Schlagzeug ein, Kerr schmettert dabei bissige Zeilen wie "I've got a gun for a mouth and a bullet with your name on it" ins Mikro, während sein Bass ein Getöse hervorruft, das man mit geschlossenen Augen für das Resultat mehrerer Musiker halten würde. Solche Töne auf einem Bass haben wir bislang noch nicht gehört.

 

Die Band vereinte harte Rocksounds geschickt mit melodischen Tönen, die im Ohr bleiben. Gerade die Songs „Little Monster“ und „Careless“ konnten begeistern. So war für alle was dabei: Die Mädels aus den ersten Reihen schmachten die Mittzwanziger auf der Bühne an, während ihre Freunde abhotten. Fast jeder Zuschauer war in Bewegung. Und die Figur eines schwarzen Tower-Rabens, der im Hintergrund der Bühne stand, schaute sich das Spektakel an.

Die beiden nach außen äußerst coolen Jungs paarten die ursprüngliche Essenz wilder Rock 'n' Roll-Power mit einer überraschend natürlichen Fähigkeit, geschickte Melodien und galoppierende Rhythmen zu formen. Ein impulsiver Auftritt, leider fand wenig Interaktion mit dem Publikum statt, auch nicht untereinander. Das Ende der Show wurde zunehmend mit einigen Jams begleitet um die Show dann doch ein wenig in die Länge zu ziehen. Und da sie erst ihr Debütalbum herausgebracht haben, war nach knapp 50 Minuten Schluss.

Nach dem 11. Song „Out of the Black“- Licht aus, Abbaumusik. Die Zugaberufe des Publikums werden die Musiker gar nicht mehr gehört haben. Unser kürzestes Konzert nach dem Auftritt von Banks im letzten Jahr, die zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht ihr Debütalbum veröffentlicht hatte.

Fazit: Eine gehypte Band brachte einen ordentlichen, schweißtreibenden aber viel zu kurzen Auftritt. Euphorie, kopfnicken und dann durchdrehen. Sie bekam in Bremen enormen Beifall. Gerade live klingt die Band ausgezeichnet. Es fehlen noch ein paar neue Songs für ein abendfüllendes Programm. Man sollte sie aber im Auge behalten – wenn man möchte.