Ausnahmezustand im Capitol

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Bremerhaven, 21.04.2018 – Die Künstler im Bremerhavener Capitol sind Wiederholungstäter. So auch Florian Schroeder. Unter den deutschen Komikern ist er der Philosoph, denn er hat Philosophie und Germanistik studiert. Angefangen hat Schroeder als Parodist und das recht früh: Mit 14 gab er in "Schmidteinander", der legendären Sendereihe mit Harald Schmidt und Herbert Feuerstein, eine Kostprobe seiner Fähigkeiten. Als regelmäßiger Gast in verschiedenen Fernseh-Sendungen ist er mittlerweile einem breiten Publikum bekannt. Der 39-Jährige bezeichnet sich selbst als Kabarettist. Er ist aber auch Parodist, Buchautor, Moderator und Kolumnist. Er steht für feinsinnigen Humor, nicht für die flache Witze, die Schenkelklopfen provozieren. Schroeders aktuelles Programm hat die Titel „Ausnahmezustand“. Der Spiegel, den er seinem Publikum vorhält, ist diesmal größer, als in früheren Shows.

Nach einem Videoeinspieler über Ausnahmezustände kam der gut gelaunte Schroeder im Anzug und Krawatte auf die Bühne des ausverkauften Capitols. Schließlich war er schon mehrfach in Bremerhaven, aber das erste Mal bei Sonnenschein, wie er bemerkte. Zunächst ging er auf aktuelle Themen ein, wie den Eklat um die Echonominierung von Kollegah und Farid Bang. Als plötzlich der Ton aussetze, zeigte Schroeder sein Improvisationtalent und scherzte: „Ich glaube Kollegah und Farid Bang haben mitgehört und mir den Ton weg genommen!“ und „ Schönes Wetter und Strom, beides kann man in Bremerhaven nicht erwarten!“

Zunächst versuchte er die Zuschauer auszuloten. „Wer ist politisch links, wer rechts?“ fragte er. Das Zentralthema warenneben Ausnahmezuständen die Fragen: Wie kommt das Böse in die Welt? Und wie kriegen wir es da wieder raus? Wer ist gut, wer ist böse? Wenn "Gutmensch" ein Schimpfwort ist, sollten wir dann nicht lieber böse sein? Ist Folter in Ordnung, solange es die Richtigen trifft? Aus Furcht, Bequemlichkeit oder Dummheit sind die meisten eher schon jenseits von Gut und Böse, das zeigt Schröder bei ausgedehnten Streifzügen durch die politische Landschaft und mit Fallbeispielen wie Angelika Merkel, Donald Thrump, AfD Bundespolitikerin Alice Weidel mit ihrer syrischen Haushälterin, Gesundheitsminister Jens Spahn und vielen anderen. Schroeder nahm sie sich politisch alle vor.

Florian Schroeder spannt in seinem neuen Programm den Bogen von großer Weltpolitik, über die kleinen Fragen des Alltags bis zur seiner Kücheninsel (der Thermomix für Leute die noch kochen können) in seiner Wahlheimat Berlin am Prenzlauer Berg.

 

Dort bekocht er Gäste, natürlich nur mit biologisch einwandfreiem Essen und er sucht sich die Gäste nach Unverträglichkeit aus- damit alles gerecht bleibt. Er ist der Gute. Er kauft nur in Läden ein, dessen Reklame er nicht lesen kann.

Aufregen konnte er sich über die vielen Touristen in Berlin, vor allem Schwaben, Amerikaner, Engländer, Spanier und stellte sich die Frage: „Wie kommen die überhaupt alle nach Berlin? Wir haben doch keinen Flughafen?“

Die Zuschauer konnten in der Pause Kärtchen mit Fragen ausfüllen, die er danach vorlas und kommentierte. „Ich freue mich das alle Bremerhavener Zuschauer die schreiben können etwas ausgefüllt haben. Das ist ein absoluter Rekord. 5 Loser-Karten, wie er sie nannte. „Das ist eben das Problem bei diesen niedergegangenen Hafenstädten. Die Leute haben nichts mehr zu verlieren“ Ein Gast hatte die Frage aufgeschrieben, wie alt das Bild von ihm auf der Karte sei. Als Schroeder ihn fragte „Wieso“ antwortete dieser, „auf der Karte sehen sie schöner aus als in echt“. Schroeder ging beleidigt ins Off. Schroeder: „Und Bremerhaven bemüht sich noch nicht mal, das ich wieder rauskomme!“ Erst nach tosendem Applaus betrat er wieder die Bühne.

Er beschäftigte sich ebenfalls mit Fragen wie: "Ist das Internet böse?" Wenn man überhaupt auf dem Lande Internet hat. Wie überwacht Facebook uns, was bringt mir eine Health-APP? Eine Besprechung von deutschen Liedtexten und eine parodierte Diskussionsrunde aus der Markus Lanz-Show mit seinen imaginären Gästen Jogi Löw, Günther Jauch, Wolfgang Schäuble und Marcel Reich-Ranitzki rundeten das Showprogramm ab. Nach einer temporeichen gut 2,5 stündigen Show gab er noch 2 Zugaben und danach im Foyer des Capitols Autogramme.