Die Arena wurde zum Silbersee

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Bad Segeberg, 25.06.2016 - Nach der öffentlichen Generalprobe ein Tag zuvor zeigten elf Hauptdarsteller und knapp 70 Komparsen in der Premiere, was sie in den vergangenen vier Wochen Tag für Tag geprobt haben. In dieser Saison wird der Karl-May-Klassiker "Der Schatz im Silbersee" gespielt. Action, eine große Portion Humor und natürlich Romantik waren garantiert.

Die Rolle des edlen Apachenhäuptlings Winnetou übernimmt bereits zum vierten Mal Jan Sosniok. Der heute 46-Jährige ist bekannt durch viele Rollen in Fernsehserien, TV-Filmen und der Bühne. Für seine Rolle des „Sven“ in der erfolgreichen ARD-Serie „Berlin-Berlin“ bekam er den Emmy-Award und den Deutschen Filmpreis. Der 48-jährige Till Demtrøder mimt dieses Jahr den Old Shatterhand. Auch er gehört zu den bekanntesten Gesichtern im deutschen Fernsehen. „Der Landarzt“, „Diese Drombuschs“, „Der Bergdoktor“ und in 258 Folgen war er der Zivilfahnder Henning Schulz im „Großstadtrevier“.

„Gute Zeiten – schlechte Zeiten“- Sternchen Susan Sideropoulos (35) ist als Ellen Patterson in dieser Saison erstmalig dabei. Vor ihrem Serientod stand sie dort über 2.200 Folgen vor der Kamera. An diesem Abend legte sie gekonnt einen Square Dance hin. Filmbösewicht Oliver Stritzel (59) übernahm die Rolle des Cornel Brinkley. Nach Kinoklassikern wie „Das Boot“ oder „Der Untergang“ verschlägt es ihn diesen Sommer in die Prärie.

Auch erstmals am Kalkberg: Peter Nottmeier. Das er in andere Rollen schlüpfen kann zeigte er bereits bei „Switch“ und „Switch Reloaded“. Mit dem etwas fremd fühlenden Sachsen Hobble-Frank (Frank Roder) sorgte er immer wieder für herzliche Heiterkeit. Der 67-Jährige Harald P. Wieczorek gehört bereits im fünften Jahrzehnt zum Ensemble am Kalkberg. In diesem Jahr spielt er als „Ingenieur Patterson“ einen emotional hin- und hergerissenen Vater; weil er aber so vielseitig ist, verkörpert er zusätzlich noch „Major Norton“ von der US-Kavallerie und den „Großen Bären“, den Hüter des Schatzes im Silbersee. Bereits 2009 übernahm er auch drei Rollen und wurde dreimal erschossen.

Neben den obligatorischen 25 Pferden war auch dieses Mal wieder ein afrikanischer Schreiseeadler dabei, der wie schon beim Pressetermin des Stückes nicht direkt zu Winnetou flog, sondern sich zunächst wieder auf einem Lichtmast ausruhte.

Den Zuschauern wird ein interessantes Bühnenbild geboten, mit einer großen Holzbrücke für die Eisenbahn, einem veränderten Felsen in der Bühnenmitte mit dem angedeuteten Silbersee und der Westernstadt Sheridan auf der linken Seite.

Zur Story: An allen Lagerfeuern des Westens wird seit Jahrhunderten von der berühmtesten Legende erzählt: vom Schatz im Silbersee. Dort sollen die unermesslichen Reichtümer eines verschwundenen Volkes ruhen. Skrupellose Schatzjäger wie der berüchtigte Cornel Brinkley und sein Leutnant Knox, die ihre Seele längst an den Teufel verkauft haben, sind dem Indianerschatz auf der Spur – doch der Große Wolf, kriegerischer Häuptling der Utahs, will den heiligen Boden um jeden Preis schützen. Die Tramps haben ihre Rechnung ohne Winnetou und Old Shatterhand gemacht.

 

Gemeinsam mit dem von Rache getriebenen Missouri-Blenter, dem sächsischen Westmann Hobble-Frank, dem abenteuerlustigen Lord Castlepool, dem Ingenieur Patterson und seiner bildschönen Tochter Ellen stellen sich die Blutsbrüder den Schurken in den Weg.

Vor Beginn des Open-Air-Spektakels wurde am Premierenabend der Schauspieler Gojko Mitić, der von 1992 bis 2006 ihr Winnetou war, zum Ehrenhäuptling ernannt. "Er hat in unserem Theater voller Leidenschaft für das Gute gekämpft", würdigte Geschäftsführerin Thienel den 76-Jährigen. "Er war 15 Jahre lang unser Winnetou. Die Karl-May-Spiele verneigen sich vor einem Freund", sagte Thienel - und schon erhoben sich die Zuschauer von ihren Sitzen. Zur berühmten Filmmelodie und unter dem Jubel des Publikums betrat der Schauspieler die Arena und nahm die Ehrung entgegen. Sein Name als Ehrenhäuptling: "Der mit dem Herzen spricht".

Nach dem Startschuss durch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) ging die Aufführung zunächst trocken über die Bühne. Mit einem kleinen Feuerwerk wurde der Startschuss zur Saison gegeben, viele Zuschauer hatten sich verkleidet und waren sichtlich begeistert vom Stück. 

Winnetou-Darsteller Sosniok sagte mit dem Blick zum Himmel: "Wenn ich die Wolken am Himmel sehe, weiß ich es droht Gefahr!" Noch lachten die Zuschauer, aber zum Ende der ersten Halbzeit setzte sintflutartiger Regen ein und es musste nach der Pause abgebrochen werden. Binnen kürzester Zeit lief das Wasser die Tribünen hinunter. Der Boden in der Arena stand knöcheltief unter Wasser, so etwas wie der Silbersee war entstanden. Viel zu gefährlich für Reiter und Pferde, die könnten ausrutschen und stürzen, beurteilten die Veranstalter die Lage und brachen erstmalig seit 65 Jahren eine Premiere ab. Somit traf es dieses Wochenende nach den Absage des Southfield Festivals und Verschiebungen sowie Teilabbruch bei Hurricane und anderen Festivals auch die Karl-May Festspiele. Trotz der Wetterkapriolen tagsüber waren am Abend rund 7000 Zuschauer in die Arena am Kalkberg gekommen.  

Gespielt wird noch bis zum 4. September jeweils donnerstags, freitags und sonnabends ab 15.00 und 20.00 Uhr sowie sonntags ab 15.00 Uhr. Rund 4,5 Millionen Euro kostet die neue Produktion. Etwa 200.000 Euro seien in das Bühnenbild gesteckt worden, rund eine halbe Million ins Freilichttheater und in technische Anlagen. Im Sommer 2015 hatte es erneut einen Besucherrekord gegeben: 346.677 Zuschauer kamen zu den Vorstellungen.