Alles wird besser

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Hamburg, 28.10.21 (Sascha Beckmann), - Über 2000 Sitzplätze sind in der altehrwürdigen, 1908 eingeweihten Laeiszhalle am Johannes-Brahms-Platz in Hamburg zu finden. Die Ostrocker von Silly sollten heute den Tourauftakt zu ihrer Tournee anlässlich des neuen Albums „Instandbesetzt“ spielen. Die 3G-Regeln, die für dieses Haus aktuell gelten, erlaubten dann auch nur die halbe Kapazität. Letztendlich fanden sich geschätzte 600 Zuschauer ein, um der mittlerweile zu Kultstatus erlangten Band lauschen zu dürfen. Auch im Veranstaltungssaal galt Maskenpflicht.

Im Jahr 1978 an einem Ost-Berliner Biertisch gegründet, sind SILLY seit der ersten LP-Veröffentlichung vor inzwischen 40 Jahren zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Musiklandschaft avanciert: Was einst mit erfolgreichen Releases in der DDR begann, bescherte der Band um Ritchie Barton (Keyboard), Uwe Hassbecker (Gitarre) und Jäcki Reznicek (Bass) allein im letzten Jahrzehnt gleich mehrere Top5-Alben in Deutschland – etwa „Alles Rot“ (2010; DE #3), „Kopf an Kopf“ (2013; DE #2) und „Wutfänger“ (2016; DE #5).

Im Jahr 2019 schlugen SILLY das nächste Kapitel der Bandgeschichte auf und gingen, nach dem Ausstieg der Sängerin Anna Loos mit den beiden Gastsängerinnen AnNa R. (ex-Rosenstolz) und Julia Neigel auf eine ausverkaufte und umjubelte Tour. Unter dem Motto „10 Alben, 10 Städte, 10 Shows“ stand die musikalische Historie der Gruppe im Fokus und zwar analog. Aus insgesamt 62 Titeln, die in diesem Rahmen präsentiert wurden, haben SILLY jetzt die 10 größten noch einmal neu interpretiert und mit AnNa R. und Julia Neigel für das 2021er Album „Instandbesetzt“ neu arrangiert.

Leider gab es an diesem Abend erheblich organisatorische Probleme mit der Sitzplatzvergabe, sodass das Konzert erst nach etwa einer halben Stunde Verspätung begann. Es startete mit dem 1983 auf dem Album „Mont Klamott“ erschienenen „Unterm Asphalt“ und man merkte den Sillys sofort an, dass sie richtig Lust auf diesen Abend hatten. Es gab dann nach dem ersten Titel auch direkt eine Ansage von Uwe, Ritchie und Jäcki. Das Ganze ging dann aber sehr schnell in den nächsten Song „Alles wird besser“, den Julia Neigel singen durfte, über. Dann folgte mit „Lautes Schweigen“ ein neuer Song. Danach durfte dann auch AnNaR auf die Bühne und es folgten die Klassiker „Verlorene Kinder“ und „Bataillon d´amour“.

Nach einigen Songs ergriff dann der Bassist der Band Jäcki Reznicek das Mikro und erzählte eine kleine Anekdote aus den alten Silly-Tagen in der DDR.

 

 

 

Wie zum Beispiel der Tag, als Tamara Danz, die charismatische Sängerin der ersten Jahre, 1988 versuchte Carlos Santana zu überreden seinen Auftritt auf einem Festival zu Gunsten von Silly nach hinten zu verschieben. Dieser antwortete aber nur lapidar: „Ich kann da nichts machen, bin ja nur der Gitarrist...“. Ähnliche Geschichten hatten dann auch die anderen zwei Silly Mitglieder Uwe und Ritchie zu erzählen, die dann ebenso lustig dargeboten und gekonnt zwischen den Songs platziert wurden.

Es folgten unter anderem „Asyl im Paradies“, „Puppe Otto“, „Die wilde Mathilde“ und „Mont Klamott“ und endete fast zwei Stunden zunächst einmal mit dem Riesenhit „Alles Rot“. Hier hielt es dann auch niemanden mehr auf seinem Sitz und es wurde mitgetanzt, geklatscht und gesungen.

Danach verabschiedete sich die Band zunächst und viel Applaus, um dann sogleich die erste Zugabe des Abends, das um einige Tage vorgegriffene „Helloween in Ostberlin“ zu spielen. Gefolgt von „Wo bist du“. Danach hatten dann beiden Sängerinnen nochmal die Gelegenheit gemeinsam ihr Können unter Beweis zu stellen. So folgten „Bye Bye“ und zuletzt noch „Abendstunden“ ehe das Konzert gegen 22.35 Uhr zu ende ging.

Fazit des Abends sollte sein: Alles wird besser! Das Konzert war super, wäre aber unter „normalen“ Umständen und mehr Zuschauern sicher unvergesslich geworden. So viele, teils lange nicht mehr live gespielte Stücke dieser Ausnahmeband zu hören, macht Lust auf mehr. Leider wurden aber aufgrund der pandemischen Lage und der verschiedensten Regeln in den Bundesländern einige Termine dieser Tournee gecancelt. Schade! Aber es kommen auch wieder andere Zeiten!