Die mit den Besen tanzen

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Bremen, 12.02.2019 - Konzerte mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard kennt jeder. Geräusche mithilfe verschiedener Gegenstände, auf Fässern oder Mülltonnen zu erzeugen – aus dieser Idee vom Perkussionisten Luke Cresswell und dem Schauspieler und Sänger Steve McNicholas entstand im englischen Seebad Brighton vor mehr als 25 Jahren die Band und gleichnamige Show Stomp. Im Londoner West End zählte STOMP 15 Jahre lang zu den absoluten Kassenmagneten. Die Show wurde sogar mit dem Olivier Award, dem wichtigsten britischen Theaterpreis, geehrt und wurde ein Dauerrenner am Broadway. Über 15 Millionen Menschen weltweit haben sich schon von der hohen Kunst des Fingerschnippens, Besenschwingens und Mülltonnenklapperns begeistern lassen.

Der Bühnenhintergrund ließ schon vor der Show vermuten, worum es geht. Alte Tonnen, Kannen, Feuerlöscher und vieles mehr hängen ca. 5 m hoch im Hintergrund, genauso wie ein Ortsschild "Achim" aus dem Landkreis Verden. Ein Mann mit Besen kommt auf die Bühne, es werden immer mehr Darsteller. Aus Fegen wird Rhythmus. Ob mit Streichholzschachteln, Besen oder Schaufel, auf Spülbecken, Traktorreifen, Mülltonnen und -deckeln oder mit vollgepackten Einkaufswagen, die wildesten Bühnen-Künstler der Show-Szene lassen in ihrem furiosen und durchaus witzigen Rhythmusspektakel bei ihrem Auftritt im Bremer Metropol Theater fast nichts aus. Der 29-jährige Dominik Schad ist der einzige Deutsche unter den weltweit etwa 100 Stompern in vier Compagnien. Er ist der Größte in der aktuellen Truppe. Der Dickste musste immer für Späßchen herhalten. Viele Stomper stehen nicht länger als zehn Jahre auf der Bühne – zu sehr leidet der Körper unter der Dauerbelastung der brutalen Percussion-Musik, dem Stampfen auf den Boden, dem Herumwerfen von Mülltonnen.

Der zweite Act ist eine hauchzarte Serenade auf Streichholzschachteln, aber auch die kleine Nachtmusik mit Zeitungspapier, ein klanglich wie optisch zündendes Feuerzeug-Stakkato, ein Baskettball-Spiel, Trommelarien auf riesigen, um die Hüften gehängten Traktorschläuchen bis hin zu einem aufreibenden Mülltonnen-Scheingefecht bietet die Show.

 

Das Publikum wird rasch mitgerissen, auch, weil es regelmäßig Einsatz zeigen muss: Gar nicht so unkomplizierte Klatschkaskaden werden abverlangt und gleich in die Stücke eingebaut. Bei STOMP steht niemals etwas still. Es hüpft, springt, rutscht und hämmert sich seinen Weg nach vorn durch immer neue Klangwelten.

Body-Percussion-Einlagen und furiose Stepptanz-Nummern gehören zum Programm. Wenn die acht Percussionisten -darunter zwei Frauen- auf allen möglichen und unmöglichen Dingen tanzen und trommeln, zeigen sie das Abend für Abend fast 100 Minuten lang ohne Pause auf einem körperlich enorm hohen Niveau. Man mag staunen, welche Rhythmen in welcher Geschwindigkeit der menschliche Körper erzeugen mag. Auch in punkto Choreografie sind die Stomp-Darsteller ein eingespieltes Team..

Stomp ist kein Schauspiel, das eine Geschichte erzählt, denn es wird bis auf wenige Laute der Künstler nicht gesprochen. Ebenso wenig ist es ein Musical oder Konzert, denn es wird nicht gesungen und auch nicht besonders viel getanzt. Es ist eben etwas ganz besonderes. Das Publikum dankte dem riesigen Rhythmus-Reich und britischem Humor mit Jubel, viel Applaus und auch Standing Ovations zum Schluss. Die Show ist noch bis zum 17.02.2019 in Bremen zu erleben.