Gute Indianer, böse Indianer

Zur Bildergalerie

Bad Segeberg, 27. Juni 2015 - Mit wilden Verfolgungsjagden und jeder Menge mexikanischer Fiesta sind am Sonnabend den im Bad Segeberger Kalkberg die 64. Karl-May-Spiele gestartet. Sie sind seit ihrer Gründung im Jahre 1952 ein Erlebnis für die ganze Familie geworden.

Ungefähr 7.500 Zuschauer waren am Premierenabend gekommen, um sich spannende Kampfszenen, laute Explosionen, Gut gegen Böse anzuschauen. Das neue Bühnenbild entführt die Zuschauer ins Mexiko des 19. Jahrhunderts. Es zeigt ein Quecksilberbergwerk, die mexikanische Ortschaft San Miguel mit Cantina und die mystische Kultstätte eines untergegangenen Indio-Volkes. Ins Bühnenbild und die Technik wurden 500.000 Euro investiert, die Produktion insgesamt kostete 4,4 Millionen Euro. 80 Mitwirkende, 25 Pferde, Virginia-Uhu, 3 Hühner und ein Weißkopfseeadler sind dieses Mal mit dabei. Kommen mindestens 200.000 Zuschauer, ist das Geld wieder eingespielt. Die Gefahr eines Misserfolges ist gering: Im vergangenen Jahr wurde mit rund 330.000 Besuchern am Kalkberg ein Zuschauerrekord aufgestellt.

Auch wir fuhren zur Premiere in die norddeutsche Kreisstadt, um ein dramatisiertes Werk eines phantasiereichen Sachsen zu sehen. Bevor Ministerpräsident Torsten Albig jedoch den offiziellen Startschuss zu der Inszenierung gab, gedachten die Gäste in der ausverkauften Arena noch einmal der am 06. Juni verstorbenen Winnetou-Legende Pierre Brice. Lange spendeten sie Beifall und erhoben sich, als ein Riesenporträt von ihm auf die Bühne getragen wurde und ein Auszug aus einem Interview zu hören war. Brice hatte den Segeberger Indianer-Spielen von 1988 bis 1991 zu neuer Popularität verholfen. Wie auf einer Premiere üblich war auch viel Prominenz angereist: Carlo von Tiedemann, Dunja Reiter, Heide Simonis, um nur einige zu nennen.

Die Story dreht sich wie der Name schon verrät um das Tal des Todes. Dies ist im tiefsten Mexiko gelegen und eigentlich nicht so für sein kühl-windiges Wetter bekannt. Zumindest die vorhergesagten Regenschauer blieben aus. Eine solche Kombination gibt es wohl nur im Wilden Westen von Bad Segeberg.

Der Verbrecher und Karl-May-Urgestein Joshy Peters, der seit 28 Jahren zum Emseble gehört, betreibt als Roulin in dem verborgenen Tal ein Quecksilberwerk, in dem er Sklaven inmitten giftiger Dämpfe arbeiten lässt. Auch der Plantagenbesitzer Georg von Adlerhorst (Harald P. Wieczorek (66), mittlerweile im fünften Jahrzehnt dabei) sein Sohn Martin und dessen Braut, die geheimnisvolle Paloma Nakana (Linda Holly) geraten in Roulins Hände.

 

Señorita Miranda (Barbara Wussow (54), die die Schwarzwaldklinik mit dem Silberbergwerk tauschte) betreibt eine Cantina in San Miguel, feiert rauschende Fiestas und erobert Old Firehands Herz.

Die Maricopas unter der Führung ihres trunksüchtigen Häuptlings Eiserner Pfeil (Nicolas König) haben sich den Schurken angeschlossen. Winnetou, der zum dritten Mal von dem 46-jährigen Jan Sosniok gespielt wurde und sein Freund Old Firehand alias Ralf Bauer (48) geraten von einer Gefahr in die andere – bis zum feurigen Finale. Dirc Simpson, sonst im Freilichttheater für Gangster- und markante Indianerrollen zuständig, überzeugte diesmal als ebenso witziger Sam Hawkens. Den kleinen Harry teilen sich 3 Jungs im Alter von 9, 11 und 12 Jahren.

Wirklich nervös schienen am Premierenabend nur die Pferde zu sein. Während Linda Holly als eigentlich schwer verletzte Paloma Nakada durch einen beherzten Sprung gerade noch einen drohenden Abwurf verhindern konnte, landete Bauer nach dem Bocken seines Schimmels im Sand der Arena, kurz vor einem Treppengeländer, das ihm wohl Rippen gebrochen hätte. So verletzte er sich aber nicht.

Die Rolle von Patrick L. Schmitz als Dichter Heinz-Egon Winzigmann wurde als Heinz-Erhardt-Parodie angelegt– alles tausendmal gehört, aber immer noch lustig. Schmitz kennt sich bestens aus: Er ist oft mit seinem Heinz-Erhardt-Programm auf Tour. Am Ende der etwa zweistündigen Inszenierung wurde er am Ende neben Winnetou mit dem meisten Beifall bedacht.

Gespielt wird noch bis zum 6. September an jedem Do, Fr und Sa um 15.00 und 20.00 Uhr, am So um 15.00 Uhr. Ur-Winnetou Pierre Brice wird sicherlich das eine oder andere Mal von oben zusehen. 2016 gehen die Karl-May-Spiele dann wieder auf die Suche nach dem berühmten Schatz im Silbersee.