Lost Place mitten in Berlin

Zur Bildergalerie

Berlin- Einen großartigen Blick über den Grunewald und die sich angrenzenden Stadtgebiete hat man vom Teufelsberg in Charlottenburg am nördlichen Rand des Grunewalds, mit 114 Metern die zweithöchste Erhebung der Hauptstadt, ist ein Relikt zu finden, das Kulisse für einen Spionagefilm sein könnte: Von der Abhöranlage mit der markanten weißen Kuppel belauschten die Briten und Amerikaner den Ost-Block bis in 700 Kilometer Entfernung. Den Namen bekam der Teufelsberg vom nahe gelegenen Teufelssee.

In den 1940er Jahren entstand der Rohbau der Wehrtechnischen Fakultät, die im Rahmen des nationalsozialistischen Projektes der Welthauptstadt Germania gebaut werden sollte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieser Rohbau gesprengt und das Areal zu einer Schutt-Deponie verwandelt. Insgesamt wurden 26 Millionen m³ Trümmerschutt aufgeschüttet. 22 Jahre lang luden bis zu 800 Lastzüge täglich bis zu 7000 Kubikmeter Schutt ab. Das entspricht grob einem Drittel der Trümmer zerbombter Berliner Häuser und etwa 15.000 Gebäuden.

In der ab 1955 errichteten Abhöranlage mit vier Antennenkuppeln in denen sich Satellitenschüsseln drehten arbeiteten 1500 Leute in drei Schichten. 1992 gaben die Amerikaner die Abhörstation auf dem Teufelsberg in Berlin auf.

Im unteren Bereich befindet sich noch die Anlage, die früher Massen unnützer oder nebensächlicher Informationen beseitigte. Jeden Tag wurden hier zwei Tonnen Papier geschreddert, mit Wasser vermischt und zu Blöcken gepresst, um sie dann zu verbrennen.

Mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Fall der Berliner Mauer wurde die Station von den Amerikanern aufgegeben und die elektronischen Einrichtungen entfernt. Vier private Investoren kauften das Gelände - aber ihre Pläne scheiterten.

 

Die Bauruinen waren mit einem Zaun gesichert und wurden bis Anfang 2003 bewacht. Aus finanziellen Gründen gab der Senat die Bewachung auf, was zu massivem Vandalismus führte.

Derzeit lebt auf dem Teufelsberg eine kleine Künstlerkolonie. Auf einer Fläche von 2400 Quadratmetern haben renommierte Streetart-Künstler ihre Werke an zahllosen nachträglich eingezogenen Betonwänden hinterlassen. Das Gelände lockte 2016 rund 25.000 Menschen. Größte Attraktion ist neben dem spektakulären Blick bisher die Graffiti-Galerie im Hauptgebäude. Auch wurden hier etliche Filme gedreht.

Das bizarre Gelände auf dem Teufelsberg kann im Rahmen regelmäßig stattfindender Führungen besichtigt werden. Die Begehung dauert ca. eine Stunde führt vorbei an einem ehemaligen Forschungstower über die Plateauebende bis in eine Kuppel der Field-Station. Oder es kann in einer sogenannten stillen Begehung auf eigene Faust erkundet werden.

Öffnungszeiten: täglich 10 Uhr bis Sonnenuntergang